Natürlich ist es nicht toll, 14 Tage in einem Hotel eingesperrt zu sein, aber für uns war es aus verschiedenen Gründen ganz erträglich. Die Kinder und die Suite haben den großen Unterschied gemacht! Frühstück, Schule, Kitzeltoben, Gymnastik, Badewanne und Mittagessen – der halbe Tag ist rum. Lesen, spielen, Weihnachtsbasteln, bis es endlich 17.45 Uhr ist und Internet mit Minecraft, YouTube und co., von den Eltern freigegeben wird. So sind die Tage nicht in endlosem Rumgehänge versumpft.
Wir mussten eine Zeit festlegen, damit es nicht total einreißt und so hat das Abendessen regelmäßig ein recht stressfreies iPad-Ende gesetzt. Abends wurde Deutschland dann langsam wach und wir haben viel telefoniert, wenn wir nicht mit den Kindern was zusammen geguckt haben.


Online Bestellungen waren möglich, aber nicht so einfach wie gedacht. Kabel, Rasierer und das Christkind haben ihren Weg in unsere Hütte gefunden. Ein Weihnachtsessen zu organisieren, hat JD allerdings etliche graue Haare wachsen lassen! Das vom Hotel gelieferte Essen, hat nämlich in der zweiten Woche deutlich an Qualität eingebüßt. Heiligabend mit Fish and Chips, nachdem es 14 Tage lang gefühlt ständig Pasteten, Wraps und Frittiertes gegeben hat? Och nö.
Am Ende hat er es doch noch geschafft und nach einer recht schönen Bescherung, mit Singen vor dem selbstgebastelten Baum und vielen Lego- und Spielegeschenken, gab es für jeden was er liebt: Steak, Lachs und Kartoffelpüree!


So haben unsere anfängliche Trennung und Weihnachten, die Zeit recht kurzweilig gemacht. Auch wenn wir auf erstere Erfahrungen liebend gerne verzichtet hätten!
Unser erster Tag in Freiheit hat sich dann leider zu einer Katastrophe, mit nur einem einzigen, kurzen Lichtblick entwickelt und bedarf einer etwas ausführlicheren Schilderung:
Alle Taschen, Kaffeemaschiene, Nähmaschiene, Spielzeug gepackt? Nichts vergessen? Frühstücken will auch keiner? Dann können wir los!
Das Telefon klingelt und ich sehe JD sofort an, das die Rezeption nicht einfach Bescheid sagt, dass sie uns jetzt holen. Er wird erst blass, dann rot und zischt etwas wie, dass wir alle gestern getestet worden sind und jetzt mit gepackten Taschen vor der Tür stehen. Dann hält er mir den Hörer hin, unfähig noch ein Wort zu sagen, ohne den Typ am anderen Ende, durch das Telefon zu erwürgen. Ich versuche ruhig zu bleiben, als mir erklärt wird, dass von Jan-Dirk kein Testergebnis vorliegt. Davon das unsere Quarantäne jetzt abgelaufen ist, dass wir ohne PCR nicht gehen dürfen und das wir eine Familie sind, die gleichzeitig getestet wurde, weiß er nichts. Auch nicht, dass wir jedes mal wenn unsere Proben genommen wurden, gebeten haben JDs Geburtsdatum zu korrigieren – auch in den Listen, nicht nur auf dem Röhrchen! Ja, na gut, dann suche ich wohl noch mal und melde mich wieder, sagt er schließlich. Man man man.
10 Minuten später meldet sich die Polizei. Sie kommen uns jetzt abholen. Den Test? ach ja, den haben sie gefunden. Falsches Geburtsdatum…
Sobald wir unten sind, sind wir auch frei und können das Gepäck stehen lassen um erst mal einen Spaziergang durch den Park zu machen. Das ist der Lichtblick des Tages! Die Sonne scheint, es ist schwülwarm und wir werden von einem großen Leguan und duzenden von Schmetterlingen, in üppigem Grün und blühenden Bäumen, begrüßt. Das bloße Laufen, nach sechs Wochen auf engem Raum, ist richtig Sport für mich. Nach einer halben Stunde tun mir die Füße und der Rücken weh und es zieht bedenklich in den Waden! Zeit endlich auf die Pami zurückzukehren.

Am Hotel kriegen wir unser Gepäck ausgehändigt und warten, ungemütlich auf einem Steinmäuerchen vor dem Eingang, auf das Taxi, das sie uns rufen wollen. Der Himmel verdüstert sich genau wie unsere Stimmung, als nach 45 min immer noch nichts passiert ist. Zum dritten Mal kommt jemand raus zu uns, diesmal nicht um zu sagen, dass es wegen Weihnachten noch etwas dauert, sondern mit dem flapsigen Kommentar, ob wir uns nicht bitte selber ein Uber-Taxi organisieren könnten, die Rezeption könnte kein normales erreichen. Bitte?? Wir haben nicht nicht mal eine simcard, geschweige denn einen Uber Account! Tja, dann wüsste sie auch nicht… Wir könnten ja eins von der Straße ranwinken? Während ich noch Luft für eine Erwiderung hole, hechtet JD auf die andere Straßenseite, wo tatsächlich ein Taxi an der Ampel wartet. 10 Minuten später fahren wir, mit all unserem Kram und uns, auf zwei kleine Wagen verteilt, zur Rivergate Marina.
Es regnet, meine Fahrer kennt denn Weg nicht, fährt kriminell schlecht, die Kinder quengeln und die Marina ist wirklich am Ar… der Welt. Die Pami ist feucht und ungastlich, das Teak am Eingang voller Vogelschiete. Es ist der 25. Dezember, keine Menschenseele ist zu sehen und auch kein bisschen Weihnachten. Nach einer Ewigkeit gelingt es JD, nochmal ein Taxi zum einzigen, offenen Supermarkt zu organisieren. Schließlich sind von der Überfahrt nur noch 3 Zwiebeln und ein bisschen Knoblauch übrig und Essen gehen können wir uns offensichtlich heute auch abschminken. Alkohol allerdings, erfährt er im Laden, wird hier und heute nicht verkauft. Der Tag endet doof wie er begann. Mit einem, immerhin frischem, leckeren Salat einer Invasion von Mücken und sandflys und alkoholfreiem Bier…
Am 26. kommt der Herr von der biosecurity and agricultur um uns endgültig in Australien einzuchecken. Ein Blick auf unsere frischen Einkäufe und mein Stresslevel steigt schon wieder bedenklich: Möhren, Gurken, Tomaten, alles muss in den Sondermüll! Der australische Kassenbon nutzt überhaupt nichts, auch nicht die schlichte Tatsache, das keines dieser Früchtchen, sechs Wochen nach Polynesien, noch so aussehen könnte! Regel ist Regel und frisches darf einfach nicht an Bord bleiben.
Dabei ist der Beamte sehr nett, guckt im Kühlschrank nicht so genau hin und konfisziert nur was er unbedingt muss. Reis (das ahnten wir nicht und hatten ziemlich viel) Linsen, Saaten fürs Brot. Während er da ist, dürfen wir essen was wir können. So werden Pfirsiche, Tomaten und Erdbeeren doch noch „gerettet“. Nach Termiten und Ameisen wird hingegen sehr gründlich gefahndet. Zum Glück und erwartungsgemäß ist die Pami sauber. Endlich ist das auch überstanden und wir dürfen die gelbe Flagge streichen!
Jetzt wären wir endlich wirklich frei, überall in Australien hinzusegeln, auch nach Sydney zum Sylvester Feuerwerk, aber das Wetter spielt nicht mit. Völlig ausgeschlossen es auch nur zu versuchen. Wir ergeben uns den Umständen, versuchen erst mal richt anzukommen und warten auf den nächsten, nicht verregneten, Tag um uns in eine schönere Umgebung weiter südlich zu verholen.
Gestern Abend wurde es hier dann zum ersten Mal richtig nett. Wir sind zur nahen Brauerei gelaufen, haben Pelikane, Kröten und Menschen bestaunt, sind frei über Wiesen und richtige Bürgersteige getobt und haben selbstgewähltes Essen und Bier genossen. Jetzt haben wir wieder die Kontrolle über unser Leben und es kann nur noch besser werden!