Kissen überbord!

Zur Zeit herrscht eine sehr unglückliche Wettersituation in unserem Teil Polynesiens. Es ist schon seit Tagen windig und regnerisch, aber gestern und heute kam’s richtig dicke: 44 Knoten spitze und bestimmt 20 Minuten mit über 35 kt!

Als es gestern losging, war JD im Dorf einkaufen. So haben die Kinder und ich alles Regensicher dicht gemacht und wollten uns gerade zu einer Partie Risiko niederlassen, als sich die Windstärke in kürzester Zeit verdoppelte.

Ich stand drinnen und habe die Instrumente und die Anker der vier Boote in der Bucht beobachtet, als Paul bei der ersten 40-Knoten-Böe plötzlich schrie: „Mami! Die Kissen von oben sind ins Meer geweht!“ Tatsächlich, die beiden größten und schwersten Kissen vom Oberdeck, trieben direkt hinter dem Heck in den immer höher werdenden Wellen!

Ich habe Sekunden gezögert: Shorts ausziehen? Flossen suchen? Leine ausbringen? Schaff ich das?? Aber die Kissen trieben so schnell vom Schiff weg, das keine Zeit für irgendwas blieb – also bin ich einfach dem Aufruf meines Adrenalins gefolgt und gesprungen. Das erste hatte ich sofort beim auftauchen, das zweite nach zwei Schwimmzügen. Zum Glück haben die Kissen Laschen, an denen ich sie festhalten konnte und nachdem ich es geschafft hatte, beide in eine Hand zu bekommen, kam ich auch einigermaßen voran. Aber es war unglaublich anstrengend, zurück gegen die Wellen zu schwimmen. Ich habe viel Wasser geschluckt und konnte kaum etwas sehen.

Wenn die Kinder nicht gewesen wären, hätte ich es nicht geschafft und zumindest ein Kissen wieder loslassen müssen. Aber unsere cleveren Jungs hatten in der Zwischenzeit die lange Schwimmleine klargemacht, auf die Klampe belegt und mir entgegengeworfen! Die konnte ich gerade noch erreichen. Und dann haben sie mich auch noch bis zu Pami gezogen!

Als ich die Badeleiter erreicht hatte, konnte ich mich erst mal einen Moment ausruhen. Dann mussten die, mittlerweile völlig vollgesogenen, Matten an Bord. Wieder waren es die Jungs, die es gewuppt haben! Vom Wasser aus, konnte ich, vor allem bei dem ersten, kaum helfen. Wie gut, dass Paul schon so stark ist! Sie haben beide, nacheinander, an Deck gezerrt bekommen und waren nachher – absolut zurecht! – stolz wie Bolle und konnten es kaum abwarten, bis Papi endlich zurück war und sie die Geschichte erzählen konnten.

Ich dagegen, habe eine ganze Weile, in ein Handtuch gewickelt, nur still dagesessen, viel Wasser getrunken, und gewartet, dass sich mein Adrenalinpegel wieder auf ein normales Maß reduziert…

Confinement beendet

Französisch Polynesien hat das Confinement beendet. Wir sind wieder frei, im ganzen Land umherzusegeln. Die Grenzen bleiben aber weiterhin geschlossen.

JaJapami wird noch ein Weilchen in Rangiroa bleiben, bevor wir uns Richtung Tahiti aufmachen.

Unsere Haustiere hier! Oben: Jack und Jill die Schiffshalter, dann Elvis, dessen Frau nicht mit aufs Bild wollte. Die Stäflingsfische schwimmen interessanterweise oft Kieloben unter dem Propellerschaft. Und ein merkwürdiger Fisch, den wir Paul genannt haben!

Confinement Tag 55

Alles ruhig und entspannt auf der Pami. Die Tage vergehen in stetem Reigen aus Schwimmen, Schule, Kochen und Spielen. Nur gelegentlich unterbrochen, durch eine Einkaufsfahrt mit Lili, einen Landspaziergang zum Relais de Joséphine, oder eine Wasserversorgungs-Notaktion!

Regelmäßige Leser werden sich erinnern, dass uns Anfang März der Druckbehälter für die Frischwasserversorgung durchgerostet war. Mit Sikaflex, Brettchen und Schraubzwinge, war die provisorische Reparatur ganz gut – allerdings nur darauf ausgelegt, zu halten bis wir in Papeete einen neuen kaufen könnten. Dann kam das Confinement und wir sind Papeete noch keine Meile näher gekommen…

Ausgerechnet an einem Sonntag hat sich sich das Provisorium verabschiedet! Aber immerhin erst beim Frühstück, und nicht wieder mitten in der Nacht. Wir haben beide die Frischwasserpumpe anspringen hören, obwohl niemand an einem Hahn war, und wussten sofort Bescheid.

Zum Glück hat der Minimarkt auch Sonntag morgens auf, so dass JD gleich eine 25 l Wasserflasche kaufen konnte und wir nicht auf dem Trockenen saßen, nachdem der Haupthahn geschlossen war. Während er an Land war, habe ich Joséphine angerufen. Die nette Französin betreibt, mit ihrer Mutter, seit 20 Jahren das Relais, spricht sehr gut englisch und wusste sofort wer am Telefon ist. Schließlich sind wir im Moment fast die einzigen Gäste und plaudern, beim gelegentlichen Sundowner, immer sehr gerne mit Ihr.

Sie hatte auch tatsächlich eine Telefonnummer von einem Klempner parat, der allerdings Sonntag morgens erst einmal nicht zu erreichen war. Es war dann auch gar nicht mehr nötig, denn JD kam nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Hilfe zurück. Manua, der im Minimarkt arbeitet, hat sich über unseren Einkauf so gewundert, dass er gefragt hat, ob etwas nicht in Ordnung wäre und ob er helfen könnte? Wie nett und aufmerksam! Das haben wir gerne angenommen! Der blöde Druckbehälter wohnt nämlich tief unter dem Bett und man kann die Rohrverbindung nur Kopfunter hineinhängend lösen. Außerdem fehlte uns die passende Rohrzange und etwas mehr Armschmalz in dieser Position.

Manua kam Mittags in seinem Außleger-Kanu. Viele Tahitiens sind sehr kräftig gebaut und diejenigen, die den Nationalsport Pirogue (Kanu) fahren, ernst nehmen, haben eine bemerkenswerte Muskulatur! So hatte es unser Helfer nicht gerade leicht, sich in Arbeitsposition zu manövrieren, aber er hat nicht nur Das geschafft, sondern auch, mit viel Kraft, die Rohrverbindung aufgeschraubt bekommen. Dann hat er das Ding mitgenommen, mal eben von seinem Kumpel schweißen lassen, und wieder zurückgebracht. So konnten wir uns am Nachmittag schon wieder das Meerwasser abduschen. Was das für ein Luxus ist, merkt man erst wieder, wenn es mal nicht möglich ist!

Mehr Aufregendes ist in letzter Zeit nicht passiert. Dafür erweitern wir allmählich unseren Bekanntenkreis hier im Atoll. Gestern haben wir tatsächlich den halben Tag in fröhlicher Gesellschaft verbracht, und was das für ein Stimmungsaufheller ist, merken ja viele von uns gerade sehr deutlich!

Während wir Großen, mit unseren neuen Bekannten, erst bei Joséphine und später bei Lili im Garten geplaudert haben, sind die Jungs rumgeklettert, haben Eis gegessen und selig, stundenlang Hundewelpen geknuddelt und bespielt. Ein schöner Tag für Alle!