In den Wolken auf Tahiti

Sechs Uhr morgens, die Sonne geht gerade auf, an Bord schläft noch alles und mit 22 Grad Celsius ist es noch vergleichsweise frisch. Auch hier, im vermeintlich ewigen Sommer, spürt man, dass der Frühling kommt. Der zarte Blumenduft, der immer von Tahiti ausgeht, wird intensiver und die kleinen, schwarzen Vögel, die hier die Nische der Spatzen füllen, zeigen offensichtlich amouröse Anwandlungen und suchen auch auf der Pami nach geeigneten Nistplätzen. Wir haben sie liebevoll Rotärschchen genannt, da sie nur an einer Stelle einen Büschel aus knallroten Federn besitzen. Aber beherbergen wollen wir sie nicht, da sie ihre Kleckse grundsätzlich auf Polstern oder Stoff hinterlassen und auch noch regelmäßig unsere Bananen schlachten. Ein sehr unpassendes Verhalten, wenn man auf Wohnungssuche ist, oder?

Gestern Abend gab es eine Invasion aus fliegenden Ameisen – wohl auch dem Frühling geschuldet. Für Paul und Michel war das Hochzeitsfest der Krabbeltieren ein riesiger Spass und sie haben die „Flugsoldaten“ mit Fliegenklatsche und Staubsauger, bis zum letzten bekämpft. Wir Großen hoffen allerdings, dass alle Überlebenden ihre Partner gefunden haben und sich dieses Spektakel nicht noch einmal wiederholen muss!

Der Tag heute soll noch ordentlich Solarpower bringen. Nicht weil die Sonne so knallt – obwohl sie das natürlich tun wird – sondern weil wir noch einmal neue Solarpaneele installieren. Vier neue Platten, die über dem Dingi angebracht werden, liefern dann 1280 Watt mehr als vorher, insgesamt also über 2,7 kW! Natürlich nur wenn die volle Leistung möglich ist. Nebenbei wird auch noch das Dingi vor Sonne und Regen geschützt. Eine runde Sache, diese eckigen Platten! Und ein guter Grund ein paar weitere Tage in Tahitis Marinas zu verweilen, nachdem wir von den Gesellschaftsinseln zurück sind.

Bei unserem letzten Aufenthalt hier, haben wir eine Rundfahrt quer über die Insel gemacht. Mit einem kleinen Vierradantrieb Geländewagen ging es ein Stückchen die Küste lang und dann, über die einzige Straße, die wirklich ins Inselinnere führt, rauf in die Berge. Der erste Stopp war natürlich ein Wasserfall. Von den kleinen haben wir in Laufe des Tages noch viele gesehen, aber dieser erste war besonders hoch und lag sehr malerisch in einem kleinen Felsenkessel inmitten des Dschungels.

Badesachen mitzuschleppen war aber dann doch ein bisschen zu optimistisch gedacht. In der Regenzeit verwandelt sich der kleine See bestimmt in eine wunderbare Badeoase, aber jetzt lud das geröllige Ufer und der niedrige Wasserstand eher zu einem Knöchelbruch und glitschigem Gerutsche, denn zu erfrischendem Geplansche ein.

Auf unserem Weiteren Weg zur Inselmitte, konnten wir dann endlich Pauls Wunsch erfüllen und mitten in den Wolken sein. Und was für Wolken! Dick und grau und voller warmem Regen. Klar wäre es toll gewesen, wenn wir einen der wenigen Tage erwischt hätten, an dem Tahiti seine Gipfel nicht so dicht verschleiert, aber auch so war die Aussicht beeindruckend und die Natur so nah! Es ging über schmale Schotterpisten langsam nach oben, bis zu der kleinen Bergstation, in der man auch übernachten und etwas essen kann.

Wir hatten Sandwiches mit und haben im Regen im Wagen gepicknickt, bevor wir uns an dem großen Warnschild vorbei, durch die – natürlich geöffnete – Schranke, auf den Weg zur anderen Seite gewagt haben. Nasse Farnwedel haben den Wagen gestreift und wenn die grüne Wand neben uns mal unterbrochen war, bot sich ein leicht nervenaufreibender Blick, auf steil abfallende Urwaldschluchten, bar jeglicher Zivilisation. Zwischendurch rieselten immer wieder kleine Wasserfälle neben der Straße den Berg herunter, um dann durch winzige Furten, oder manchmal auch kleine metallgedeckte Kanäle, die Straße zu queren.

Ich weiß nicht, ob ich nicht doch zur Umkehr gedrängt hätte, wenn wir nicht kurz vor dem kleinen Lavatunnel, ein Pärchen getroffen hätten, die die Strecke kannten. „Ca cest dificült, but you can do it!“

Man darf hier im öffentlichen Raum keinen Alkohol trinken. Aber ob sie sich deswegen in dieser Abgeschiedenheit ihr Bierchen geöffnet haben? Wir haben nicht gefragt, aber geschmunzelt.

Schlammige Serpentinen mit 20% Gefälle muss man mögen, um an dieser Tour gefallen zu finden. Oder man ist fünf Jahre alt, schläft einfach ein und träumt was schönes! Mir haben vor allem die Aale gefallen, die wir bei einer Rast in einem Flüsschen gefunden haben. Riesige armdicke Tiere, die man wunderbar mit kleinen Steinchen aufscheuchen konnte! Und die großen Furten, die man am Anfang und am Ende der Tour passieren konnte. Es gab an jedem Fluss eine Brücke und eine Furt zur Auswahl und wir hatten an beidem Spass. Es war einfach die richtige Menge Nervenkitzel, die man auf so einer Familientour haben möchte!

Alles in Allem ein sehr empfehlenswerter Ausflug und mal etwas anderes, als die üblichen Inselrundfahrten!

Mittlerweile nähert sich die Sonne schon wieder dem Horizont. Unsere neuen Solarpaneele ruhen auf einem soliden Gerüst über dem Dingi. Ich bin begeistert, wie wenig sie mir die Aussicht nach Achtern rauben. Sitzt man am Tisch, sind sie genau in Augenhöhe und so fehlt nur ein schmaler, horizontaler Streifen in dem Bild.

Seit dem Mittag ist Fritz wieder hier und die drei Jungs haben aus dem Wohnzimmer eine riesige Höhlenlandschaft gemacht. Hoffentlich kann ich sie später zu einem stressfreien Abbau bewegen… Die BELUGA ist mit uns hergekommen und liegt draußen, vor der Marina, vor Anker. Wollen wir schwimmen gehen, wechseln wir einfach, wie gestern, das Boot. Sehr komfortabel!

Viel Gesellschaft in den Gesellschaftsinseln

14. September 2019

Wir liegen vor Bora Bora, inmitten der vermutlich schönsten Farbenpracht, die unsere Erde zu bieten hat. Das Meer unter uns schimmert in klarstem türkisblau, über fast weißem Korallensand. Teile des Aussenriffs sind bewaldetes und palmengesäumt, mit breitem, sauberen Sandstrand. Nur ein paar Meter weiter, verläuft eine schnurgerade Grenze durchs Wasser, hinter der die Farbe abrupt zu einem sehr hellen grünblau wechselt. In diesem, nur 1,20 Meter tiefen Bereich, kann man bemerkenswert viele Adler- und Stachelrochen über den Grund fliegen sehen.

Kurz vor der Insel wird es noch einmal richtig tief, und auch hier wechselt die Meeresfarbe schlagartig – diesmal in tief strahlendes Blau.

Bora Bora, üppig grün bewachsen, ist der Prototyp einer Südseeschatzinsel. Ihre Mitte erhebt sich zu einer steilen Felsformation – offensichtlich die Überreste eines längst erloschenen Vulkans. Wenn ich mir hier, von Bord aus, dieses Panorama begucke, würde ich mich gar nicht wundern, irgendwo ein großes, rotes Kreuz zu entdecken: Die Stelle natürlich, wo der letzte Pirat das Versteck zu seinem großen Schatz markiert hat!

OLENA, Laure, Jana, Jost und Stephan vor dem Außenriff

Selbstverständlich kann man hier wunderbar Schnorcheln oder Muscheln suchen. Für uns war die letzte Woche allerdings mehr durch gesellschaftliches Treiben geprägt: Wir wussten, dass SERENITY und OLENA hier ihre letzte gemeinsame Zeit verbrachten und haben uns gefreut noch mal mit ihnen allen zusammen zu sein. SERENITY bricht jetzt, von hier aus, nach Westen auf, während OLENA, wie wir, noch eine Saison in Französisch-Polynesien bleibt.

Während die kleinen Olenas und JaJapamis, glücklich jeden Tag nach der Schule zusammen gespielt haben, konnten die Großen gemütlich plaudern, sundownern und Potluck Dinner veranstalten.

Sundowner

Die Bremer MARISOL war eines der ersten Blauwasserboote, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben – vor knapp zwei Jahren in La Palma! Und auch Sie haben eine Nacht neben uns an der Boje verbracht und sind zum Kaffeeklatsch und Strandspaziergang rüber gekommen.

Gestern war dann Schichtwechsel: kurz nachdem die drei Boote abgelegt hatten, traf Lady Jane hier ein. Es wird also bestimmt nicht langweilig…

Dinghiausflug zum Bora Bora Beach Club

Am Montag machen wir uns gemütlich auf den Rückweg nach Papeete. Von den übrigen Gesellschaftsinseln haben wir, ausser kurzen Übernachtungsstops auf Huahine und Tahaa, noch nicht viel gesehen. Jetzt wartet niemand auf uns, LADY JANE und OLENA kommen mit, und wir können uns Zeit lassen.

Maria und Jana auf koralligen Pfaden

Also auf ins Blaue – Wortwörtlich!

Tahiti – Moorea, Moorea – Tahiti

September 2019

Seit zwei Monaten sind wir schon hier! Ich kann kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wochenweise sind wir zwischen Tahiti und Moorea gependelt und haben ausgiebig genossen, keinem Zeitplan folgen zu müssen. Viele kleine Erlebnisse reihen sich zu einer Perlenkette wunderbarer Erinnerungen.

Ankerplatz vor Vaina, Moorea

LADY JANE kommt mal zu uns in die Marina, dann wieder treffen wir sie am Ankerplatz vor Moorea. Zur Zeit sind sie in Raiatea, der übernächsten Insel im Westen. Wir hoffen sie bald wieder zu sehen, denn wir wollen jetzt aufbrechen und die anderen Gesellschaftsinseln erkunden.

Zwischendurch treffen wir immer wieder alte und neue Bekannte – die Südsee ist echt ein Dorf! Mit der Schweizer OLENA verbringen wir eine nette Woche in der Marina Taina (Tahiti) und unsere vier Kleinen verbringen viel Zeit miteinander.

Ausblick von Taina Marina: Moorea im Abendlich

In Papeete fühlt sich Michel unglaublich cool und selbstständig, wenn er „mal eben Nick besuchen“ geht, und dafür alleine um das halbe Hafenbecken, zu dem blauen, deutschen Katamaran flitzen darf. Als wir vor einer Woche mal wieder in Papeete einliefen, wartete noch eine nette Überraschung auf uns: BELUGA, die mit uns von Galapagos aufgebrochen waren, hatte endlich auch Tahiti erreicht. Drei kleine Jungs hatten ganz viel Spass und Fritz hat drei Nächte, bei uns, mit Paul, in der sogenannten „Pulpo“-Kabine geschlafen.

Die Matrosen von BELUGA und JaJapami

Ich freue mich schon darauf, mit anderen Kinderschiffen auf so einem traumhaften Ankerplatz wie vor Vaiare (Moorea), zu liegen. Dort haben wir zum ersten Mal unseren Sea-Pool aus den Abgründen unseres Ankerkastens gewuchtet, und aufgeblasen. Ein tolles Spielzeug! Gedacht war er für die Kinder, als Schutz vor Quallen oder starker Strömung. Das hierfür vorgesehene, einhängbare Netz haben wir allerdings nicht mit ausgepackt, denn keins von beidem ist uns innerhalb der Atolle begegnet. Viel mehr ist es aber eine ganz tolle Badespaß-Plattform! Rennen darauf, abrutschen und platsch. So geht es dann stundenlang. Und JD liebt es, seinen Morgenkaffee auf der breiten Fläche sitzend mit den Beinen im Wasser zu genießen; und dabei die vielen dutzend verschiedenen Rifffische zu beobachten. Es gibt hier viele Nemos (Clownfische) und verschiedenste Arten Dorys (Doktorfische). Wunderbar, wenn der Sea-Pool dann über so einen Korallenfleck quasi schwebt.

Unsere Abenteuer sind auf ein nervenschonendes Mass geschrumpft:

Wo bleibt das Paket aus Frankreich, mit unseren Ersatzteilen? Nun, drei Tage bis Tahiti und dann 15 Tage im Zoll! Als es dann, völlig unspektakulär, mit einer Vespa, von FedEx auf der Mole abgeliefert wird, ist die Freude groß! Die letzten Garantiearbeiten auf der Pami können nun zügig erledigt werden.

Damit uns zwischendurch nicht langweilig wird, versenke ich in Taina unsere Aluleiter auf 16 Meter, die wir dort als Planke benutzt haben. Mit einem selbstgebastelten Haken aus einem Kleiderbügel und einem Taucherblei, angeln wir stundenlang in der Tiefe. Dank unserer mitabgesenkten Kamera, können wir sie genau lokalisieren – aber die ungünstige Lage hinter einem Pfeiler der Mole und die starke Strömung, verhindern, das wir den Haken über ihr absenken können. Doch Hilfe naht! Der Marinamanager erkundigt sich interessiert, was wir den da treiben und meint, nach erfolgter Auskunft, das dies ja wohl kein Problem sein. Am nächsten Tag wollten seine Taucher eh weitere Einkaufswagen vom Carrefour rauftauchen – da könnten sie die Leiter direkt mitbringen! Super! Aber auch ein bisschen skurril, oder? Tatsächlich hatten wir auf der Mole schon einige Wagen gesehen, die offensichtlich längere Zeit auf dem Meeresgrund verbracht hatten. Des Rätsels Lösung? Yachties, die ihren Großeinkauf vom nahegelegenen Carrefour, nicht zurückschleppen können oder wollen, nehmen einfach den Wagen mit zum Hafen und lassen ihn dort stehen. Der Weg auf den Meeresgrund ist dann nur einen kleine Schubs weit entfernt. Nun ja, die Leiter haben wir auf jeden Fall wiederbekommen und es hat nicht einen Cent gekostet. Die sah nach einem Tag im Wasser aus, als wäre sie uralt. Das blanke Alu wird von dem Seewasser unglaublich schnell angegriffen.

Aktuell liegen wir in der Marina Papeete, wo alle Garantiearbeiten erledigt wurden. Eigentlich wollten wir vor einer Woche los über Moorea nach Huahine, aber da kündigte sich unser zweites großes und sehnlichst erwartetes Paket an: Ulf war so lieb, ein paar Bestellungen aus Deutschland zu konsolidieren und alles zusammen in einem 31,5 kg schweren Paket bei der Deutschen Post aufzugeben. Das Paket ging dann zur französischen Post und von dort auf eine Odyssey durch Frankreich, wie sich mit einem Anruf bei der Post-Hotline herausstellte. Man hatte tatsächlich versucht, es unter der Münchner (!) Postleitzahl in Frankreich zuzustellen! Da scheinbar niemand bei der Post die Adresse gelesen hatte (Yacht JaJapami, Marina de Papeete, Papeete, Französisch-Polynesien), und die Zustellung unter der Absende-PLZ nicht möglich war (oh Wunder), sollte es an den Absender zurückgeführt werden! Aber wie durch ein Wunder gab es viele Tage später dann die Information, dass es in Tahiti beim Zoll eingegangen ist! Letzte Woche haben wir dann einen Zollagenten mit der Abwicklung beauftragt. Es sollte eigentlich zum Freitag abholbereit sein, aber leider hatte die Polynesischen Post am Freitag schon früh geschlossen, so dass wir bis Montag warten mussten. Und schwups, hat sich bis dahin das Wetter zu Starkwind entwickelt. Daher mussten wir also eine Woche länger warten mit der Abfahrt. Wir versuchen, nach Maupiti zu segeln. Eine wohl unwirklich schöne Insel. Aber es gibt dort nur einen Pass im Außenriff und der gehört wohl eher zu den haarsträubenden Pässen mit brechenden Wellen davor und einer ordentlichen Strömung dahinter. Die Lücke im Riff ist auch nur 70 Meter breit, also eine spannende und zum falschen Zeitpunkt auch gefährliche Angelegenheit. Wir werden es uns erstmal in Ruhe ansehen, und dann entscheiden, ob wir da durchfahren wollen. Drückt uns die Daumen! Wir würden gern von dort berichten.

BELUGA und JaJapami bei Lou Pescadou in Papeete