Das Rote Meer, von Jeddah bis Suez

Wilde See

Vier entspannte Tage erholen wir uns in Jeddah. Der gefährlichste Teil der Reise ins Mittelmeer liegt hinter uns, ab jetzt dräuen nur noch Wind und Welle, kein menschengemachtes Unheil mehr.

Ich komme mir in Jeddah vor wie auf einem anderen Stern. Das schlichte, afrikanische Djibouti hat irgendwie besser zu den Strapazen dieser Reise gepasst, als diese Hochglanz-Marina. Alle Menschen die wir kennen lernen, Saudis und viele Expats, sind super nett und hilfsbereit. Alles ist so sauber, adrett und so gut organisiert. Innerhalb einer Stunde sind wir einklariert, mit Zoll und Allem, das ist Rekord seit Polynesien!

Bei Saudi-Arabien haben alle gedacht: Kopftuch für Jana und kein Bier mehr, bis wir wieder weg sind…pffff!

Natürlich waren wir dezent. Weder bin ich im Minikleidchen rumgerannt, noch haben wir unser Bierchen der Öffentlichkeit gezeigt, aber es war alles völlig entspannt. Dem Zoll haben wir selbstverständlich korrekte Angaben über unsere Alkoholvoräte gemacht und die einzige Reaktion war ein freundliches „Thank you“. Keine Rede mehr davon, alles bis zum Ausklarieren zu versiegeln, so wie es vor nicht allzu langer Zeit noch war. Man möchte den Tourismus und macht Zugeständnisse, wo es nur möglich ist.

Die Herren vom Zoll

Ich habe alleine einen Spaziergang zur nächsten Moschee gemacht und niemand hat einen zweiten Blick auf die lange Frau ohne Kopftuch geworfen. Im Frauenbereich der Moschee wurde ich mit Gesten sogar freundlich aufgefordert, näher zu kommen und mir dies fröhlich, freundliche Gewusel aus Kindern, plaudernden und betenden Araberinnen näher anzuschauen. Eine schöne Erfahrung in angenehmer Atmosphäre, auch wenn mir der Anblick meiner Geschlechtsgenossinen in Burkas doch sehr, mhh, ungewohnt ist.

Das Hafenwasser ist so sauber, dass wir in der Marina schwimmen gehen können und ich ein letztes Mal bei 30 Grad Wassertemperatur den Rumpf putzen kann. Dann machen wir uns fertig für die zweite Etappe Rotes Meer.

Leider haben wir kein permit für Saudi bekommen, das heißt wir dürfen offiziell nicht außerhalb der Marina an der Küste ankern. Also direkt Kurs Ägypten! Dort gibt es ein paar Buchten, in denen Segler, wie wir im Transit zum Kanal ankern dürfen, ohne einklariert zu haben.

Es wird erst mal so richtig ätzend. Tag und Nacht voll gegenan, nicht nur Wind auch zwei bis drei Knoten Strömung. Ein einziges Gehake und Gestampfe ist das. Zehn Knoten Fahrt durchs Wasser, aber nur sieben über Grund. So habe ich mir das Rote Meer immer vorgestellt und deshalb wollte ich eigentlich nie hier durch.

Als der Wind endlich aufhört wird es auch nicht viel besser. Denn er wird nicht einfach weniger oder dreht in eine etwas komfortablere Richtung, nein er stirbt einfach komplett. Also ist wieder motoren angesagt. Na gut, das kennen wir ja schon und immerhin sind die Kinder glücklich, weil es nicht mehr schaukelt und ich muss mich beim Kochen nicht mehr festklemmen, um die Hände frei zu haben.

Es wird auch deutlich leiser! Man kann sich das gar nicht so vorstellen, was für ein Krach während des Segelns in rauer See herrscht! Es rauscht ganz laut, die Wellen brechen vor die Rümpfe mit einem lauten KLONG und überall gnarzt und rumpelt es.

Bläst nur der arabische Wind (sprich: uns treibt Diesel an), ist es bei uns, dank der Elektromotoren deutlich leiser, aber auch deutlich langsamer und ärgerlicher. Wir wollen schließlich segeln und ankommen, nicht Sprit verbraten und bummeln!

Nach vier Tagen erreichen wir schließlich Soma Bay. Die Wettervorhersage ist etwas unklar (und stimmt sowieso häufig nicht), aber ein, zwei Tage am Anker erholen, ist bestimmt drin. An Land dürfen wir natürlich nicht, aber wir können Lebensmittel und erfreulicherweise auch Bier bei Ibrahim bestellen und er bringt es uns an Bord.

Die Bucht ist riesig, berühmt bei Wind- und Kitesurfern und vom Wasser aus schön bis auf die Bauruinen. Wir versuchen es mal wieder mit Radio und staunen nicht schlecht, einen deutschen Sender rein zu bekommen! Radio Soma Bay mit netter Musik und lokaler Werbung – nicht schlecht!

E2 kommt an und wir reichen einen Beutel Eiswürfel rüber, damit sie sich einen standesgemäßen Manöverschluck gönnen können.

Die beiden Italiener düsen früh am nächsten Morgen weiter, wir erst etwas später. Die Bedingungen draußen auf See sind besch…eiden. Nach knapp zwei Stunden beschließen wir, umzudrehen und auf besseres Wetter zu warten. So was haben wir nur äußerst selten mal getan, daran kann man sehen, wie fies es war.

Schulalltag in Soma Bay

Mollie, unser zufälliges buddy-boat seit Indien, kommt am nächsten Morgen an und ankert neben uns – nein, ihre Nachfahrt bis zur Soma Bay war wahrlich kein Spass. Auch sie bleiben fürs erste, bis der Wind nachlässt. Wir verbringen einen lustigen Abend zu Acht bei uns (zwei nicht einklarierte Crews dürfen sich besuchen!) und organisieren die Lebensmittelbestellung gemeinsam.

Vier Tage bleiben wir und schauen den wenigen Surfern zu, die auch bei 30 Knoten Wind noch dahinrasen. Uns jucken die Segel, aber wir können ja nicht voll gegen den Wind…

Endlich geht es weiter. Noch 130 Meilen bis Suez. Der versprochene Südwind bleibt aus, wir Motoren mit mickrigen 4 Knoten und ärgern uns gerade darüber, als es in der Kinderecke plötzlich verdächtig still wird. Ich bin schon vorahnend auf dem Weg, als Paul geflitzt kommt: „Mami! Schnell! Michel blutet ganz doll!“ Nicht doch! Fordert denn wirklich jeder Ozean ein Blutopfer von unseren Kindern? Es scheint fast so und ist bei uns schon ein makaberer Running Gag.

Er ist rücklings auf eine Holzkante geknallt und hat eine große, fiese Platzwunde am Hinterkopf. Armer, kleiner Kerl. Das tut weh! Und ich brauche auch ein Weilchen um die Blutung zu stillen und alle Haare weg zu machen.

Zum Glück ist Marco noch an Bord, weiß noch wo das Wund-Kit ist und assistiert. Da sieht man mal wieder, wie wichtig eine gründliche Sicherheitseinführung mit jeder neuen Crew ist! Auch Paul hält sich prima, beruhigt und lenkt Michel ab, bis drei große Klammerpflaster die Wunde sauber verschlossen haben. Noch ein schöner Verband und der kleine Patient wagt schon wieder ein erstes Lächeln.

Einer unserer Ärzte-Freunde ist gleich am Telefon und gibt grünes Licht für eine Weiterfahrt nach Suez, da keine Anzeichen für Gehirnerschütterung oder Ähnliches vorliegen.

Man man man. Als wäre nicht alles schon anstrengend genug!

Wenigstens schenkt uns Aeolos einen letzten schönen Segeltag mit Südwind wie vorhergesagt und Wingaker vor dem Bug.

Rechts der Sinai…
…und links Sonnenuntergang über Ägypten.

Am Mittwoch den 17. April um 19.30 Uhr erreichen wir den Suez Yacht Club.

!!! Wir haben das Rote Meer bezwungen!!! Yippiehyahyeh!!!

Noch zwei mal je einen Tag durch den Suez Kanal, dann werden wir wieder im Mittelmeer sein. Was für ein Ritt bis hierher! Ich wundere mich wirklich, warum wir immer noch keine grauen Haare haben…

Das Tor der Tränen

Nach neun Tagen in Djibouti ist das erhoffte Wetterfenster da! Ein kräftiger Südwind soll uns durch die Meerenge zwischen Jemen, Djibouti und Eritrea tragen.

Bab El Mandab, das Tor der Tränen, heißt diese Wasserstraße, die nie einfach zu durchsegeln war und dieser Tage ihrem Namen wohl eine besonders traurige Ehre macht.

Zusammen mit dem halben Ankerfeld brechen wir früh morgens in Djibouti auf, um abends bei Einsetzen des Südwindes am Bab El Mandab zu sein. Der Plan geht auf. Erst motoren wir, dann motorsegeln wir und dann können wir unter vollem Tuch dahinrauschen.

Wir überholen die deutsche DAPHNE zu einem netten Zeitpunkt: Michael kann ein tolles Foto von der Pami vor dem Tor der Tränen machen!

Die Nacht wird knackig aber schnell. Wir binden das zweite Reff ein, bevor die Freiwache schlafen geht und kommen damit gut durch. Allerdings müssen wir, damit der Druck auf die Segel nicht zu groß wird, mitten in der Nacht die Schifffahrtsstrasse queren um einen passenden Windwinkel zu halten. Das war eigentlich nicht geplant, ist aber kein Problem da hier dieser Tage nur ganz wenig Frachter unterwegs sind.

Weiter geht’s mit gepflegtem Tempo, vorbei an Willem auf Rambler und bis in die sicheren Gewässer nördlich von Jizan, in Saudi-Arabien.

Nach Tag drei liegt das Krisengebiet endlich hinter uns, was für ein gutes Gefühl! Jetzt müssen wir uns nur noch den, meist ungemütlichen, Winden im Roten Meer stellen. Es geht auch prompt los! Irgendwer knipst den Schalter und der Wind ist weg… Mollie holt uns ein, während wir langsam Motorsegeln und kommt, für ein paar Stunden, sogar in Sichtweite.

Dann kann der Gennaker wieder zum Einsatz kommen, bis die nächste Flaute uns wieder zwingt, zu motoren.

Petri Dank! Passend zu Karfreitag holt uns JD einen schönen Thunfisch an Bord! Zuvor hatte ein junger Mahi Mahi angebissen, den haben wir aber wieder entkommen lassen. Es ist einfach zu traurig, seinen verwitweten Partner noch im Meer zu wissen und er war sowieso noch viel zu klein.

In der Nacht zum Ostersonntag schlägt der Wind dann nochmal so richtig Kapriolen! Von jetzt auf gleich kachelt er von Norden auf uns nieder. Dazu noch 2 bis 3 Knoten Strömung genau gegenan – da können wir nicht gegen halten und müssen nach Osten auf die Riffe zu drehen. Eine ungemütliche Nacht, in der um jedes Grad Nord gekämpft wird, folgt. Die Hoffnung auf ein Geburtstagsdinner in der Marina muss ich leider begraben. Seufz.

Die Windvorhersagen sind absurd! Statt Südost kommt Nordwest und ähnliches… Wir üben uns in Geduld und backen einen Hefeosterhasen. Irgendwie geht es ja immer voran!

Schließlich laufen wir am frühen Nachmittag des ersten April in die Jeddah Yacht Club Marina ein!

Und wieder liegt die Pami neben Mollie – ein vertrautes Bild, aber diesmal vor absolut traumhafter Kulisse!

Durchs Arabische Meer

So ganz entspannt macht sich dieser Tage wohl kein Segler auf den Weg ins Rote Meer. Von Indien aus, vorbei an Somalia und Yemen, bis Djibuti. Rein seglerisch soll es eine Traumstrecke mit guten Winden und ruhiger See sein, aber Huthis und Piraten sind nunmal keine vertrauenerweckenden Nachbarn…

Wir haben mit Amrutha, Sreenath und Tomas tolle und erfahrene Crew und sind Ende Februar bereit uns dem Treck der Yachten anzuschließen, die von Sri Lanka, Indien und den Malediven aus aufbrechen. Es sind tatsächlich gar nicht so wenige! Dafür das es in sämtlichen Foren, seit Monaten heiß her ging, ob man es auch dieses Jahr wagen kann durchs Rote Meer zu segeln, sind dann doch viele bereit das Risiko einzugehen.

Bevor es für uns aber überhaupt losgehen kann, müssen wir erst einmal den Kampf mit der indischen Immigration überstehen! Uns und Tomas machen sie keine Schwierigkeiten, aber ihre eigenen Leute, die wollen sie nicht so ohne weiteres ziehen lassen.

Am 27. Februar schmeißen wir morgens in der Marina die Leinen los und ankern wenig später vor den Behörden. Alle Mann ins Dinghi und erstmal zum Zoll und zum Hafenmeister. Es dauert. Natürlich. Aber schließlich können wir zur Immigration um endgültig auszuklarieren.

Das denke ich zumindest bis Amru und Sree zu einem privaten Gesprächt mit der Chefin in ihrem Büro verschwinden. Sie hatten schon vermutet, dass sie als Inder, deutlich mehr mit Formalitäten zu kämpfen hätten als wir, aber was folgte war dann doch unerwartet:

Wir brauchen drei Anläufe und müssen noch zweimal zurück in die Marina zum Übernachten, bis wir endgültig alle Mann ausklariert sind!

Schlussendlich organisiert ein Freund im Reisebüro stornierbare Flugtickets und Hotelreservierungen für Djibouti, für Amru und Sreenath. Damit können eVisa für die Einreise mit dem Flugzeug beantragt werden, die tatsächlich in der Rekordzeit von vier Stunden bestätigt werden. Grund genug für Amru einen kleinen Freudentanz aufzuführen!

Siegessicher kehren wir am nächsten Morgen zur Immigration zurück und tatsächlich, beim 3. Versuch können wir endlich alle Sieben ausklarieren!

Die Crew von Mollie, unserm Nachbarsegler, ist auch im Büro. Sie versuchen schon seit gestern abzulegen, aber ihre Port Clearence ist auf mysteriöse Weise verschwunden! Unfassbar: auch unsere Port Clearence ist plötzlich nicht mehr auffindbar! Was treiben die denn da bloß mit ihren Bergen von Akten im Büro?

Zusammen mit Mollie vor der Immigration.

Schließlich zaubert irgendwer die Kaninchen wieder aus dem Hut und endlich sind wir draußen! Es kann losgehen zu unserer letzten, großen Ozeanpassage!

2050 nautische Meilen, die weitestgehend unspektakulär verlaufen. Langsam sind wir. Kein Wind. Wären wir wie geplant losgekommen, hätten wir Wind gehabt. Seufz.

Picknick auf dem Oberdeck

In den ersten Tagen ankern wir noch zweimal für die Nacht und während der totalen Flaute, schalten wir einfach Nachmittags die Motoren ab und gehen Schwimmen.

Das Blau des Ozeans ist unbeschreiblich, wenn man hier draußen, Unterwasser in die Tiefe schaut!

Morgens finde ich meine Crew überall verstreut, schlafend auf den neuen Kissen. Es ist wie Ostereier suchen. Warum? Es ist kühler und luftiger und einfach schön, so direkt unter den Sternen. Erst in der zweiten Woche werden die Kabinen für die Nacht genutzt.

Wir angeln eine wunderbare Gelbschwanzmakrele, genug für drei Mahlzeiten, Essen wie immer hervorragend (abwechselnd indisch und italienisch) und nicht mal Michel wird Seekrank.

Spinner Delfine und Große Tümmler beehren uns und eines Morgens taucht ein kapitaler Buckelwal keine 100 m weit querab auf! Er schnauft und bläst ein paar Minuten an der Oberfläche, dann taucht er ab und präsentiert noch einmal, auf diese wunderbare Art, seine Schwanzflosse. Großartig!

Wir sehen nichts ungewöhnliches auf der gesamten Fahrt. Tatsächlich ist es total einsam auf unserer nördlichen Route. Keine Fischer und sehr wenige Frachter. Unsere Kollegen weiter südlich müssen sich durch ganze Rudel von Fischern kämpfen, es kommt sogar zu einer Kollision – Die Armen!

Die Route hat unser Käptn auf jeden Fall gut gewählt.

Schließlich kommt Djibouti in Sicht. Wir laufen entspannt am Vormittag ein und ankern neben Mollie, unseren Nachbarn aus Kochi und 11 weiteren Seglern. Das Einklarieren geht schnell und entspannt und natürlich kriegen Amru und Sree ihr Visum genauso schnell in den Pass geklebt wie wir, die so mühsam erworbenen eVisa können ungenutzt in die Tonne…

Klarmachen zum Ankern!

In Djibouti ist nicht viel los. Der Ramadan hat gerade begonnen und tagsüber sind nur wenig Menschen auf den Straßen. In der nahen Mall ist ein gut sortierter, französischer Supermarkt, sonst gibt es fussläufig nichts weiter zu erkunden. Die Atmosphäre ist oberflächlich locker, man sieht Burka Trägerinnen neben leicht bekleideten Französinnen und keiner schert sich drum, aber einige Männer werden doch schnell aggressiv und schreien rum. Die Abzocke gegenüber uns Weißnasen ist, wie erwartet, frech und unangenehm. Wie wollen am liebsten gar nicht mehr Taxi fahren… Zum Glück ist Ahssan Phoenix, unser Agent, ein guter Mann der alles fest im Griff hat.

Es ist deutlich kühler und angenehmer als in Kochi, aber immer noch zu heiß um sich länger auf den staubigen Strassen aufzuhalten. Wir bleiben lieber an Bord und laden die Nachbarn auf einen Schnack ein.

Mit uns sind fünf deutsche Boote hier, dazu noch zwei Holländer, Polen, Kiwis und zwei weiß ich nicht. Wenn die Vorhersage stabil bleibt, machen sich die meisten mit uns nächste Woche auf, um das kommende Wetterfenster nach Norden zu nutzen. Wir hoffen auf guten Wind um schnell nach Jeddah durchzukommen! Drückt uns die Daumen!

Kochi, Kerala, Indien

Kerala war ganz anders. Anders als ich es erwartet hatte, anders als Asien und anders als das restliche Indien.

Kali Darsteller bei der Probe

Natürlich war die Stadt laut und wuselig und der Straßenverkehr unbeschreiblich, aber längst nicht in dem Maße, mit dem ich gerechnet hatte. Sogar Tuck Tuck fahren hat eher Spass als Angst gemacht – mir zumindest – und die allermeisten Menschen waren ausgesprochen freundlich und hilfsbereit zu uns. Nur ganz selten hat man mal vorsichtig versucht uns Weiße zu betuppen…

Alle im kleinen Tuck-Tuck

Im Stadtbild sieht man die meisten Menschen traditionell bekleidet. Viele Männer in den langen Tuchröcken, die bei Bedarf geschürtzt werden und dann so aussehen wie eine übergroße Windel. Betritt Mann einen Laden, oder trifft eine Respektsperson, wird der Knoten mit einem Griff gelöst und der Rock ist wieder knöchellang und durchaus chick – nicht unpraktisch.

Sozius im Damensitz, Sari, Baby auf dem Schoß, aber mit Helm!

Die Damen bringen die Farben und die Vielfalt. Ich hätte Stunden damit zubringen können, die verschiedensten Saris und Kleider zu bestaunen. Muslimas mit Kopftuch, Hindus und Christinnen ohne, aber immer wunderbar bunt! Wer sich nicht in den sechs Meter langen Sari hüllen will, trägt Wadenlange Kleider und Dekoschal mit Hosen drunter, Salwar heißt diese Kombination.

Je westlicher die Umgebung, in Restaurants und Malls zum Beispiel, desto mehr Frauen in Jeans und T-shirt. Etwas unausgegoren wirkt das typische Kleid mit Jeans drunter, aber die Übergänge sind eben fließend.

Eine der vielen Hochzeiten im Resort vor der Marina

Ich würde mir wünschen, das die bunten Stoffe und Kleider nicht verschwinden, weil es so schön aussieht, aber ich verstehe natürlich, dass es total unpraktisch zu tragen ist und ausserdem viel zu warm für das Klima, wie mir einige Damen versichert haben.

Wir fallen auf jeden Fall überall auf wie die Giraffen in der Zebraherde! JaJapami und Mollie, unser neuseeländischer Nachbar, werden, als einzige Segler in der Marina, jeden Tag mehrfach von Touris in kleinen Booten gefilmt. „Eni ningalku Kanaam valadu vasathu… („Hier sehen Sie…“ auf Malayalam, der Landessprache) Amerikan (die NZ Flagge ist ja irgendwie ähnlich 😉 …blabla German Familie… window…bedroom…“ hören wir immer wieder, während wir freundlich Winken.

In der Stadt kommen die Leute auf uns zu und wollen JD und den Jungs die Hand schütteln. Mir nicht, das gehört sich nicht. Aber ich bin auf unzähligen Selfies mit drauf, genau wie meine Jungs!

Diese Gruppe war besonders nett und enthusiastisch und der Größenunterschied besonders auffällig, daher habe ich mal zurück geknipst.

Die Provinz Kerala ist kommunistisch regiert und das scheint hier sehr gut zu funktionieren. Man sieht wenig Armut in den Straßen und alles wirkt recht gepflegt. Arztbesuche sind unglaublich günstig, da das Grundgehalt der Ärzte vom Staat kommt. Wir nutzen das gründlich: Augenarzt für drei und sieben! neue Brillen für unterm Strich 170 Euro. Auch unsere Zähne sind wieder gut in Schuss und strahlend weiß.

Man vergißt gerne, wir schwierig solche Routinesachen wie Zahnarzt für uns sind. In jedem neuen Land, an neuen Orten, muß man sich erst einmal orientieren. Dann sind Einkaufen und Schiffsreparaturen natürlich immer wichtiger und bevor man überhaupt einen Termin vereinbaren konnte, läuft schon wieder das Visum aus und wir müssen weiter.

In Kochi haben wir nicht nur das geschafft, sondern noch viel, viel mehr! So hatten wir zum Beispiel immer gehofft, neue Deckskissen machen lassen zu können, waren aber nicht sicher ob das passende Material erhältlich ist.

Den wasserdurchlässigen outdoor Schaumstoff gab es leider nicht, dafür aber Bezugsstoffe in bester Qualität. Die von der Sonne pulverisierten Kissen auf dem Oberdeck konnten wir nur noch wegschmeißen, aber mit ein bisschen Puzzelei, ist jetzt im geschützten Cockpit, neuer „normaler“ Schaumstoff und oben, in neuen Hüllen, der noch guterhaltene, wasserdurchlässige Schaum von den unteren Cockpitkissen. Der Effekt ist genial! Die Pami sieht wieder todchick und fast wie neu aus!

Extrem wichtig war mittlerweile auch ein Segelmacher geworden. Beide großen Leichtwindsegel waren im letzten halben Jahr gerissen und es war klar, dass wir diese für unsere letzte große Ozeanpassage durch den Indischen Ozean dringend brauchen würden.

Nun ist eine Seglerscene in Indien nur äußerst rudimentär vorhanden. Es gibt nur diese eine einzige Marina im ganzen Land und keinerlei Serviceangebote speziell für Segler in der näheren Umgebung. Dennoch hat JD nach ausführlicher Recherche, einen renommierten Segelmacher in Mumbai ausfindig machen können, dem wir unsere Segel zuschicken konnten.

Vernünftigerweise hat dieser gebeten, vor dem Verschicken, alles Salz abzuwaschen. Das war keine kleine Aktion! Der Wingaker hat 180 und der Gennaker 150 Quadratmeter. Die muss man erst mal irgendwo ausbreiten können und dann auch noch einen Wasseranschluss in der Nähe haben! Am Ende hat alles gut geklappt und beide Segel sind sauber, repariert und wieder einsatzfähig. Super!

Boote ohne Segel gibt es natürlich in der Wasserlandschaft von Kerala zur genüge. So war das Organisieren des Außenborderservice nicht weiter schwierig. Plexiglasarbeiten haben wir auch erledigt bekommen und ein Team Taucher hat in den letzten Tagen unseren Rumpf nochmal gründlich gereinigt. Alles zu sehr fairen Preisen. Perfekt.

Eine weitere, sehr nette Geschichte ist, wie wir zu dem Reiseproviant Pulled Pork kamen:

JD und ich fahren mit dem Taxi zu einem Supermarkt, der westliche Produkte wie Würstchen und Käse haben soll, und den JD im Internet gefunden hat. Leider ist das Gelände verwildert und der Markt offensichtlich schon länger geschlossen als wir dort ankommen. Unser Fahrer versteht nur so ungefähr, was wir eigentlich suchen und bringt uns zu einer Adresse in schicker Wohngegend, die eindeutig nach Privathaus und nicht nach Supermarkt aussieht. Unbeirrt klingelt er an der Tür und nach kurzem Palaver werden wir hereingewinkt.

Nur Minuten später finden wir uns, aufs Sofa komplimentiert und mit Getränken versorgt, der überraschten und neugierigen Familie gegenüber. Es dauert ein lustiges Weilchen, bis allen klar ist warum wir hier sitzen. Der dritte Sohn, der gerade einen Catering Service mit gegrilltem Fleisch eröffnet hat, schläft noch und seine Internetseite hat uns hergeführt. Während er geholt wird, müssen wir Mum, zwei Söhnen und der Schwiegertochter unsere Geschichte erzählen. Erst bekommen wir Kekse, später, nach vielen Fotos und Geschichten, noch frisch zubereitete lokale Spezialitäten. Und Mum ist so aufgeregt und möchte so viel gerne wissen, dass es ganz rührend ist. Am Ende muss sie uns beide mal ganz feste in die Arme schließen und natürlich kommt sie mit, als das Ehepaar uns, ein paar Tage später, das schließlich bestellte Pulled Pork liefert.

Die Drei waren noch nie auf einer Yacht und trotz Rückenleiden, werden sowohl die Rümpfe als auch das Oberdeck gründlich inspiziert. Mum ist begeistert über unser schwimmendes Haus!

Wir vergessen gerne, das dieses, uns so selbstverständliches Leben auf dem Wasser, für andere höchst ungewöhnlich ist. Und mal ganz ehrlich, nur unter uns, wer hört nicht gerne, dass er ein außergewöhnliches Leben führt? Es war also eine rund um nette Begegnung, aus der auch noch drei wunderbare Mahlzeiten auf See resultierten!

Sehr zeitaufwendig war diesmal die Crewsuche! Wer segeln will ist eher nicht in Indien unterwegs und eine Passage mit dräuenden, somalischen Piraten und angriffslustigen Huthis ist auch nicht jedermanns Sache. Wir haben also wirklich lange gebangt, ob wir überhaupt jemand finden oder das alleine durchziehen müssen. Natürlich wäre das möglich, aber sehr anstrengend und auf Kosten der Jungs, denn wir würden nur Wache halten, schlafen, kochen und essen. Für unsere letzte große Passage würden wir uns wirklich etwas anderes wünschen!

Schließlich finden wir Tomas, ein Tscheche der in Taiwan lebt. Gerettet!, aber zu dritt noch nicht optimal. Ich suche und suche weiter… und dann tauchen Amrutha und Sreenath auf und passen wie der Deckel auf den Topf! Die beiden leben in Kochi und suchen schon lange nach einer Möglichkeit auf einer Yacht mitzusegeln. Sie wären für so eine Gelegenheit bis Europa geflogen und nun finden sie uns plötzlich vor ihrer Haustür! What a coincidence! Und wir haben plötzlich nicht nur drei Crewmitglieder mit Segelschein, sondern mit Sreenath auch noch einen angehenden Frachterkapitän, der als erster Offizier schon mehrmals durchs Rote Meer gefahren ist. Besser geht’s eigentlich kaum. Und davon wie praktisch es ist, in Indien indische Crew zu haben, will ich gar nicht erst anfangen…!

Während wir vier schon mal Proviant einkaufen, erleben die Jungs ihr persönliches Kochi-Abenteuer: Alleine an Bord bemerken sie plötzlich, dass die Pami bei ablaufendem Wasser mit dem Heck vom Ponton wegdriftet! Die achterliche Landleine hat sich aus unerfindlichen Gründen gelöst und der Abstand zum Steg ist schon zu groß zum springen, als sie es bemerken! Paul flitzt also nach vorne, wo der große Kugelfender hängt und das Schiff fest vertäut ist und kletter über den Fender an Land, während Michel eine neue Landleine klarmacht. Sie belegen die Klampen, sind aber nicht stark genug, das Schiff gegen die Strömung wieder an den Ponton zu ziehen. Also legen sie den Festmacher pfiffig über die nächste Winch und winchen das Boot wieder ran! Gut gemacht Jungs – hätte ihr es nicht erzählt, wir hätten den Unterschied gar nicht bemerkt!

Schließlich ist alles bereit zur Weiterfahrt. Die Vorratsboxen sind randvoll, die Wettervorhersage sieht gut aus und es wird wirklich Zeit, dass wir loskommen um nicht zu späht im Jahr durch Rote Meer zu fahren.

Leider legt uns die indische Immigration noch ein paar Tage lang Steine in den Weg, aber wie wir diese Hürde auch noch nehmen und wie die Passage nach Djibouti verläuft, werde ich in einem nächsten Blog schreiben!

Namaste! 🙏

Thailand

Dieser Blog muss noch ein bisschen warten oder so kurz bleiben wie er ist. Wir sind tatsächlich schon in Indien und es gibt ständig so viel zu tun und zu erleben, dass ich nicht mehr hinterher komme!

Hier also ein paar schnelle Eindrücke:

Ich habe unsere Fensterkarte abgenommen: 5000 nm von Juli bis Dezember sind geschafft! Jetzt kann ich eine neue malen!
Koh Phi Phi
Eine Lebensmittellieferung kommt mit Trockeneis zum kühlen und wir können tollen Chemieunterricht machen!
Es Weihnachtet und wir machen Schockoobstspießchen
Wir feiern vor Phuket am Anker. Julie, unsere Freundin die mit nach Australien kam und Raphaël, unser neues Crewmitglied, feiern fröhlich mit uns.
Auch dieses Jahr mit Weihnachtspalme und Tanzeinlage 😃
In der Ao Po Marina verbringt die Pami eine Nacht an Land, bekommt wie geplant ein neues Ruderlager und wird noch mal gereinigt.
Sylvesterankerplatz mit Schildkröte und einem Himmel wie gemalt.
Nai Harn Bay – genau so wie man sich Urlaub in Thailand vorstellt!
Die Thailand – Indien Crew, flankiert von unseren griechischen Freunden.

Von Miguel, unserem spanischen Crewmitglied:

From Langkawi to Phuket

The Tagadela port, to the northwest of the Langkawi island, bids us farewell with a magical dinner on its small ghost island. The next day, after navigating in circles to manage the country’s check-out, we set sail to complete the final stretch of the Malacca Strait and venture into the Andaman Sea. In just over five miles from leaving the port, we would cross the line that, according to the nautical chart, separates the waters of Malaysia from those of Thailand.

Ko Tarutao would be the first island we encountered, but certainly not the last on a journey that, as we progressed, increasingly resembled visiting a nursery of islands. Sailing north from Tarutao means advancing through a landscape filled with lush and small islands boasting whimsical and varied topographies.

Malaysia, von Puteri bis Langkawi

Warane schwimmen durch die Marinas

Durch die Staße von Malakka zu cruisen gehört sicherlich nicht zu den Dingen, die ein Segler in seinem Leben getan haben muss.

Das Wasser ist meist schmutzig braun mit vielen Quallen und voller Fischer, Netze und Lobsterfallen. Man muss ständig aufpassen, nicht irgendwo reinzufahren und auf Nachtfahrten haben wir daher verzichtet.

Es gibt auch viel Gemunkel über Piraterie in dieser Gegend, aber das muss eindeutig relativiert werden: was wohl öfter vorkommt sind Diebstähle auf Frachtern. Das heißt die „Piraten“ klettern heimlich auf die großen Pötte und versuchen Dinge von Wert, wie Stahl oder Labtops zu klauen. Eine Gefahr für Segler wie uns, stellt das eigentlich nicht dar.

Vierzehn Stopps machen wir in Malaysia.

Puteri Harbour, gleich neben Singapur ist der Erste. Das Einklarieren geht hier schnell und einfach und fussläufig von der Marina gibt es zwei gute Supermärkte. Den Mechaniker Leong können wir ebenso besonders empfehlen, wie das indische Restaurant Spice vis a vis. Wir sind während Dipawali, dem indischen Lichterfest hier, was eine nette Abwechselung bietet und für mich spontan in einem muslimisch-indischen, Sumba-ählichem Frauentanzevent endet. Der Muskelkater am nächsten Tag ist nicht von schlechten Eltern und wie die Damen das mit all den Schleiern, Kleidern, Kopftüchern und Klimbim gemeistert haben…. Uiuiui! Bemerkenswert!

Bei unserem Inder werden wir zum Spaß auf den Thron genötigt.

Pulau Pisang ist ein guter Ankerplatz für die Nacht.

Semerah: Da setzt meine Erinnerung gerade aus…

Melaka ist wohl gar nicht die Stadt, nach der die Straße von Malakka benannt ist. Das finden wir aber erst viel später heraus und wundern uns bis dahin, über die so unterschiedlichen Schreibweisen….

Wir ankern draußen, vor der Stadt und können das Dinghi in der alten, halb verfallenen Marina vertäuen. Fussläufig von hier ist das touristische Zentrum mit dem Night Market und Klein Amsterdam. Hübsch hier und sehr farbenfroh!

Klein Amsterdam

Port Dickson: Nette Marina, toller Pool. Sonst nichts. Wir bleiben nur eine Nacht.

Port Klang ist ein riesiger Containerverladehafen. Wir ankern sicher für die Nacht, zwischen Lotsenbooten und Schleppern, würden die Pami aber hier nicht alleine lassen.

Sekinchan ist vielleicht der denkwürdigste Stopp auf diesem Tripp. Wir wollen zur Sicherheit noch ein bisschen mehr Diesel an Bord haben und sehen überall an Land Tankstellen. Also ankern wir die Pami kurzerhand vor dem Fischereihafen und fahren mit dem Dinghi auf Erkundungstour. Der Hafen ist… bemerkenswert. Fischerboote und Fischer und Fischabfälle, auch schon mal ne tote Ratte kieloben. Unsere kleine, deutsche Familie im Schlauchboot wird höchst erstaunt beguckt!

Wir wissen nicht so recht, wo und wie wir an Land kommen sollen, bis wir von der Plattform der Fischereiausrüstungsfirma freundlich zurückgegrüßt werden. Ob wir an ihrer Leiter festmachen und raufkommen dürfen?, signalisieren wir, „Klar!“, kommt es nonverbal zurück. Oben findet sich auch ein junger Mann, der genug Englisch spricht, um zu verstehen was wir brauchen. Es folgt freundliches Gemurmel auf Bahasa, ein Telefonat und die Aufforderung, das wir hier warten sollen. Der Chef fährt mit dem Auto davon und kommt einige Zeit später mit zwei Kanistern voll Diesel und der Rechnung von der Tankstelle zurück. Die Kanister hat er vorher noch bei seinem Neffen gegenüber organisiert und er will auf keinen Fall auch nur einen Cent mehr von uns annehmen, als auf der Rechnung steht! So nett und hilfsbereit sind die Fischer von Sekinchan! Bis ins Dinghi hiefen sie die Fracht und wir dürfen nicht mit anfassen. Das wird uns wohl unvergesslich bleiben.

Pulau Pangkor ist wirklich sehr schön. Wie schon viele Segler vor uns, bleiben auch wir hier für zwei Nächte und schnaufen einmal durch.

Schmale Durchfahrt zur Ankerbucht

Es passiert erstaunlich viel in dieser kurzen Zeit! Wir lernen abends zwei nette, nicht mehr ganz junge Paare aus Indien kennen und kommen lange ins Plaudern. Da sie die Pami so gerne mal sehen würden, verabreden wir uns für den nächsten Vormittag am Strand. Ein Dinghidock gibt es nicht. Sie müssen also bis zum Oberschenkel ins Wasser waten und dann mehr oder weniger elegant, unter viel Gekicher untereinander, hinein klettern. Auch vom Dinghi auf die Pami und wieder zurück ist recht abenteuerlich! Dazwischen wird viel gestaunt und vorgeführt und wir bekommen tütenweise Obst geschenkt. Ein sehr netter und kurzweiliger Besuch! Und ein Kontakt für unseren Stopp in Kerala, Indien, denn von dort stammen sie eigentlich!

Zwei Jungs, zwei Schaufeln und ne Menge Sand…

Die Einkaufstour ins nächste Städtchen zeigt uns, wie selbständig unsere Kücken mittlerweile sind! Sie bringen JD und mich mit dem Dinghi zum Strand und holen uns auch nachher wieder ab. Da wir uns ein bisschen verspäten und der Hunger kommt, kochen sie sich zwischenzeitlich eigenständig Nudeln mit Tomatensauce ohne Chaos anzurichten – da waren wir aber platt!

Für die nächst Geschichte muss ich kurz ausholen: In Malaysia sind an den Enden der Fischernetze Bojen mit kleinen Fähnchen und dazwischen kleine, weiße Schwimmer. Es gibt auch Lobster- oder Krabbenkäfige, die an den gleichen Fähnchen hängen, aber nur ein Tau nach unten haben. Manche Etappen waren regelrechtes Slalomfahren zwischen diesen Fähnchen und es ist mehr als einmal passiert, dass wir die kleinen weißen Netzschwimmer erst in letzter Sekunde gesehen haben und aus voller Fahr eine 90 Grad Kurve drehen mussten, um nicht da reinzubrettern!

In Pangkor am Anker, hat nun eine echte Klappfliege von Fischer sein Fähnchen so nahe an der Pami gesteckt, dass wir uns beim rumschwoien mit dem Ruder in der Leine verheddert haben! Wir kommen also abends von der Strandbar nach Hause und haben so ein Fähnchen klappernd am Heck hängen! Um uns zu befreien, müssen wir den ganzen Kladaradatsch an Bord holen und dann war das Fähnchen gar nicht mehr so klein! 1,50m rostiger Metallstab mit Schwimmern, Leinen und Grundanker, natürlich auch rostig.

Kaum sind wir frei, taucht das dazugehörige Fischerboot auf – vermutlich haben wir an den Leinen gezuppelt, wie ein Fisch am Haken. Wort und grußlos lässt er sich alles rüber auf sein Boot reichen und verschwindet wieder in der Nacht…

Und dann waren da noch die beiden Bielefelder Abiturienten, die JD abends auch noch kennengelernt hat. So herzlich wie er immer ist, hat er sie gleich auf die Pami eingeladen! Tatsächlich tauchen sie am nächsten morgen mit gepackten Rucksäcken am Strand auf und heuern an. Spontaner hatten wir selten Gäste an Bord und vor allem unsere Jungs freuen sich über Spielkameraden.

Pangkor Marina Island: Auch hier sind wir nur für eine Nacht, tanken und düsen weiter.

Talang: Unsere junge Crew revangiert sich für das Logis mit anstrengenden Putzarbeiten: Schimmel an der Cockpitdecke und hartnäckige Vulkanstaubflecken im Gelcoat. Alleine hätte ich dafür Tage gebraucht. Dafür können sie abends vom Boot aus zur Insel schwimmen. Mich hätten keine zehn Pferde in dieses quallengespickte Meer bekommen, aber sie fanden es toll!

Pinang Monkey Island: Eigentlich wollten wir unsere Crew bis Langkawi mitnehmen, aber wie rausstellt, gibt es Einreiseformalitäten, die dies untersagen. Monkey Island hat Strandbars, einen Campingplatz und Möglichkeiten zum weiterreisen für sie. So stoppen wir auch hier und haben einen lustigen Mittag mit den Affen dort. Zusammen mit dem Essen bekommt man Besenstiele ausgehändigt um die Racker vom Tisch fern zu halten – auch ne Lösung!

Pulau Song Song sehen wir auch nur vom Anker, aber was wir sehen, tut den Augen wohl.

Mit dem Langkawi Royal Yacht Club haben wir unser nächstes Etappenziel erreicht. Langkawi ist die große Insel vor Thailands Grenze und auch ein sehr schönes Fleckchen Erde. Auch hier schwimmen Warane in der Marina und es soll auch Otter geben, die uns aber leider nicht begegnen. Die Marina ist gut, wir können alles Salz abschütteln (die Jungs vor allem im Pool), relaxen und Thailand planen. Die Tage vergehen wie im Flug, während wir mal in die Stadt fahren, zu Fuß unterwegs sind, oder in der Marina rumwuseln.

Wir lernen verschiedenste Leute kennen und machen einen tollen Workshop zu Kaffeemalerei bei einer malayischen Künstlerin mit. Zu meiner Verblüffung ist das ein echtes Highlight für die Familie, JD war davon schon vorher überzeugt, und die Bilder sind ganz toll geworden!

Warum sitzen wohl überall diese Tiger?
Wenn man sie regelmäßig bewegt, halten sie die Affen fern!

Langkawi Telaga Marina: Schließlich wird es Zeit Richtung Thailand aufzubrechen. Nachdem wir uns versichert haben, dass wir auch im Norden ausklarieren können, geht es zum letzten Stopp in Malaysia: Telaga. Mittlerweile haben wir über FindAcrew zwei Kandidaten für den Tripp nach Indien gefunden und einer, Miguel, kommt zufällig, zeitgleich, auf einer thailändischen Nachbarinsel an. Spontan beschließen wir, dass er uns von Langkawi nach Phuket begleiten kann – und schwupp – schon ist er eingezogen. Wenn doch alles immer so einfach wäre! Ausklarieren ist es auf jeden Fall nicht: Bei der Immigration erfahren wir, dass der Harbour Master im Ruhestabd ist, ohne Ersatz, und das JD mit dem Taxi wieder zurück zum Royal Yacht Club nach Kuah im Süden muss, um Unterschrift und Stempel des dortigen Hafenmeisters zu bekommen. Wieso weiß und/oder sagt einem das keiner? Wir sind ja nun nicht die einzige Yacht, die von Langkawi nach Thailand will!

Immerhin ist der Papierkram bis mittags dann doch erledigt und wir können los.

Vor Covid gab es in Telaga übrigens noch einigermaßen viel Leben, Läden und Restaurants. Mittlerweile steht das meiste leer und wirkt verwahrlost. Auf der kleinen, künstlichen Insel finden wir ein Freizeitparadies mit Bars, Statuen und Hängematten fast völlig verweist vor. Wir sind die einzigen Gäste des Restaurants und machen den kleinen Ausflug hierher gleich an zwei Abenden.

Mit dem Wassershuttle zum Abendessen

Und damit schließt sich das Kapitel Malaysia auch schon wieder. Obwohl wir ein wenig hindurch gehetzt sind, haben wir doch viel erlebt und sehr nette Menschen kennengelernt!

Eine Woche Singapur und der Weg dort hin

Von Batam nach Singapur muss man nur mal eben die Singapur Strait queren. Dann ist man schon da.

Nur mal eben ist gut – wir haben so einiges an Horrorgeschichten über die diese extrem stark befahrene Wasserstraße gehört. Der Verkehr ist das eine, aber da hat man ja das Steuer selber in der Hand. Das Wetter allerdings kann man nicht beeinflussen und über Singapur brodelt es immer gewaltig. Kaum ein Tag ohne Gewitter in der Umgebung. Freunde von uns hat es kurz vorher mit bis zu 8 Windstärken und Blitzeinschlägen ganz nahe bei erwischt. Das wünscht man keinem! Aber auch sie sind heil angekommen.

Hat man erst mal in Indonesien Ausklariert, würde man die Abfahrt am nächsten Morgen nur im äußersten Notfall verschieben. So stellen wir uns denn, früh morgens, den Naturgewalten und hoffen auf das Beste!

Und tatsächlich erreichen wir mittags Singapur ohne weitere Probleme, klarieren kurz in der Marina auf Sentosa Island ein und verholen uns dann in die Marina Keppel Bay, nahe dem Zentrum.

Wolken über und Schiffe vor Singapur

Natürlich ist das Queren des Verkehrstrennungsgebietes spannend, aber die Stelle ist schmal und wir können die großen Schiffe um uns rum gut beobachten. Erst kommen sie von backbord dann, nach dem imaginären Grünstreifen, von steuerbord. Am Funk, auf Kanal 16, ist die Hölle los. JD kommt kaum durch, um der Verkehrsteuerung Bescheid zu geben, dass wir auch wir hier unterwegs sind. Ich muss mich zum Glück nur einmal kurz gruseln, als wir gefühlt unendlich langsam, unter der Nase eines auf uns zukommenden Frachters vorbeiziehen. Dann hat uns der Käpt’n auch schon, ganz ohne Gewitter, dadurch gebracht.

So ist die Aussicht, wenn wir abends in Keppel Marina nach Hause kommen.
Wir liegen in einer Superyacht Box, sieht irgendwie putzig aus…
Wenn es in der Koje zu heiß zum Schlafen ist und auf Deck regnet, muss man sich halt ein anderes Plätzchen suchen!

Singapur selbst ist natürlich beeindruckend! Eine ganz besondere, westlich geprägte Metropole mitten in Asien. So vielfältig in Kultur, Menschen und Architektur!

Wir haben verschiedenste Einkäufe für das Boot zu tätigen, die wir nur hier bekommen können. So verbinden wir die Shopping-Ausflüge mit Sightseeing und kommen ganz gut rum in der Stadt.

Die Fassadenbegrünung überall hat es uns besonders angetan!
Lau Pa Sat: Dutzende Essensstände unter einem Dach!
Der beste food court in dem wir bislang gegessen haben!

Nach acht Tagen siedeln wir nach Malaysia um.

Singapur Harbor im Morgengrauen
Brücke zwischen Malaysia und Singapur
Passt, aber viel Luft ist nicht.

Die Puteri Marina liegt gleich gegenüber von Singapur, nur durch den Fluss getrennt. Der Unterschied in den den Kosten ist allerdings gewaltig: während wir in Singapur 200 € pro Nacht bezahlen, sind es in Puteri nur 20 €!

Hier können wir auch endlich wichtige Reparaturen abschließen und ohne schlechtes gewissen dauernd Essen gehen. Die Preise sind nicht ganz so niedrig wie in Indonesien, aber kein Vergleich mit Singapur!

In diesem Sinne: Prost!

Im Brotzeit, Singapur.

Belitung bis Batam

Belitung ist wunderschön. Weiße, uralte Gesteine prägen das Bild. Das Wasser ist klar und die Strände fein und sauber.

Wie überall, hat sich der Tourismus noch nicht von Covid erholt. Während wir da sind, gibt es noch drei weitere Seglercrews und eine Hand voll lokale Besucher. Vieles steht leer oder ist geschlossen.

Auf der kleinen Insel am Ankerplatz sind die zwei Strandbars geöffnet. Liebevoll aus Treibholz genagelte Bänke und Tische, Regen- und Sonnenschutz, Essen, Kaffee und Bier – was will man mehr?

Die meisten Fischer, die wir gesehen haben, sind hinter den einheimischen Kalamari her, lernen wir. Eine lokale, zartschmelzende Köstlichkeit, die meist in Teig frittiert gereicht wird. (Geschmacklich sind gute europäische Kalamariringe den hiesigen ungefähr so ähnlich, wie Tiefkühlpizza der Speziale vom Lieblingsitaliener.)

Dick vermummt gegen die brennende Sonne.

Interessanterweise wird auch hier kein Englisch gesprochen, wir bestellen auf Bahasa: „Udang, tolong! Terima kasih!“ (Garnelen, bitte! Danke!), oder deuten auf den Island Spinach, dessen Namen wir nicht kennen. Das macht Spass und passt auch viel besser zur Umgebung.

Natürlich sind wir auch im Wreck&Rocks, es ist aber nicht ganz so nett, wie andere Segler immer erzählt haben. Wir sind fast die einzigen Gäste und der Chef wird im betrunkenen Zustand ziemlich unangenehm. Außerdem hat Michel beim zweiten Mal im Pool einen Miniunfall, weswegen er, für einige Tage, nicht mehr schwimmen darf. Der Unglückswurm hat mit einer Fischerboje gespielt, sie runtergedrückt und dann ist sie ihm voll Schmackes unter’s Kinn geknallt. Eine Platzwunde, die sich an Bord, zum Glück, gut klammerpflastern lässt.

Das Highlight für uns hier sind die Schildkröten. Es gibt ein Auffang- und Aufzuchtstation in der Nähe und bei den Strandbuden auf der kleinen Insel kann man, gegen eine Spende für das Projekt, Jungtiere am Strand freilassen. Eine tolle Sache für die Kinder und ganz nett anzuschauen.

Die Tiere selbst landen zwar nicht mehr in der Suppe, aber wenn die Einheimischen die Nester finden, werden die Eier immer noch gerne verspeist. Daher bringt es viel für die Arterhaltung, wenn die Eier geschützt ausgebrütet werden und die Kleinen erst mit 3-6 Monaten kontrolliert ausgewildert werden.

Von Belitung aus geht es mit Schlafstopps an Bangka und Lingga vorbei nach Batam. Zauberhafte Inselchen liegen auf unserem Weg, aber einen Ankerplatz zu finden ist nicht einfach. Die Seekarten sind weiterhin nicht ganz exakt und wir navigieren nahe Land über Satellitenfotos. Dank Starlink geht das jetzt einfach online – was für ein Luxus!

Wir Ankern für die Nacht, die Fischer fahren zur Arbeit
Ein Bett unter dem Sternenzelt – warum sollte man da in der warmen Kabine schlafen?
Gepunktete Wurzelmundqualle, ca. 60 cm, mit Begleitfischen.

Vor Pulau Toty sehe ich bei einer dieser Gelegenheiten eine beeindruckende Korallenlandschaft unter der Oberfläche. Für einen Kayak-Schnorcheltripp ist es schon zu spät am Tag, aber JD erklärt sich bereit, uns am nächsten Morgen mit der Pami nochmal hinzubringen. Während er also ein paar Runden im Kreis fährt, springen wir drei schnell über Bord und bestaunen dieses gewaltige, lebende Unterwassergebirge. Die schiere Größe einzelner Korallen ist überwältigend! Fotos, erst recht in dem doch leicht trüben Wasser, können das leider nicht vermitteln. Hier sind trotzdem ein paar.

Die Korallen hier und untern haben einen Durchmesser von ca. 3 Metern!

In der Nongsa Marina auf Batam, vis a vis mit Singapur, machen wir, wie die meisten Segler, noch mal einen längeren Stopp. Mein Highlight hier sind die kostenlosen Waschmaschinen, für JD das Restaurant und die Fähre nach Singapur, um endlich neue Einspritzdüsen zu kaufen. Die Jungs verbringen die meiste Zeit in der riesigen Badelandschaft.

Die letzte richtige Marina mit Strom und Wasser am Ponton war tatsächlich in Neukaledonien! Drei Monate ist das schon her! Da macht Pami putzen doch mal wieder richtig Spaß, auch wenn die sinnflutartigen Regengüsse, die es seit Belitung immer wieder gibt, schon viel Salz und Vulkanasche abgewaschen haben.

Überhaupt ändert sich das Wetter deutlich, seit wir dem Äquator so nahe kommen. Auf dem ganzen südindonesischen Inselbogen hat es nicht einmal geregnet. Jetzt gibt es jeden Tag, irgendwo um uns rum, ein heftiges Gewitter. Mit Glück und rechtzeitigem Flüchten erwischt es uns niemals direkt und das ist auch gut so.

Da möchte man nicht im Zentrum sein!

Unsere Freunde von Domini werden auf Borneo in einem Fluss vom Blitz getroffen: alles an Bord geht kaputt, verschmurgelt, brennt durch. Sogar die SIM-Karten im Telefon sind durchgebrannt! Mit viel Hilfe und Kameradschaft durch andere Segler, schaffen sie es bis Singapur, wo die nächsten paar Monate mit Reparaturen draufgehen werden. Was für ein Desaster! Wir wünschen Ju und Lynn, dass es vielleicht doch schneller geht!

Wir überqueren den Äquator ohne weitere Zwischenfälle. Am 25. Oktober zeigt die Position 0 Grad und 0 Minuten, auf 104 Grad 47 Minuten Ost. Da wir unsere Äquatortaufe ja bereits vor Galapagos erlebt haben, passiert nicht viel und Neptun erscheint nicht noch einmal (natürlich erhält er aber seinen Anteil aus der Bordbar!).

Malerische Inselwelt auf dem Äquator
Es wird immer noch viel Schach gespielt!
Die bisher größten Fischplattformvarianten sehen wir auf dem Weg nach Batam. Und nicht alle sind beleuchtet…

Von Batam geht es nach Singapur. Natürlich stehen wieder Reparaturen an und wir möchten den Kindern auch gerne diese beeindruckende Stadt zeigen, die wir zuletzt vor 17 Jahren besucht haben!

Bali bis Belitung – Nachtfahrt in der Javasee

Wir nehmen die Bohrmaschine und bohren zwei Löcher – fertig ist die Nuss!

Wir machen noch einen Stopp auf Bali, dann auf Java, am Fuße des Baluran. Die Tage sind heiß, ich fange wieder an die Männer zu beneiden, dass sie nur Shorts und kein Top brauchen. Baden ist zwar schön, aber bei 30 Grad Wassertemperatur auch nicht wirklich eine Abkühlung!

Dieser Ankerplatz ist nicht so toll. Wir sehen zwar keinen Fluss einmünden, aber das Wasser ist trüb und der Grund so schlammig, dass man gleich den schlechten Halt für den Anker spürt. Wir gehen zwar entspannt bei Windstille schlafen, sind aber auf alles gefasst. Und tatsächlich: um 4.30 Uhr geht der Ankeralarm! Es hat ordentlich aufgebrist und wir rutschen. Nun denn, wenn wir früh aufbrechen, kommen wir auch früh an! Mir ist nur etwas mulmig, weil es noch Stockfinster ist und wir die Fischer zwar an ihren Lichtern erkennen können, aber diese blöden Flöße natürlich nicht.

Es läuft aber alles problemlos und der Morgen graut schon bald. Der nächste Schlafplatz ist hübscher. Banraas ist eine kleine Insel im Nordosten von Java. Von hier haben wir einen guten Absprung in die Javasee und die nächste Inselgruppe ist in einer langen Tagesetappe erreichbar.

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang kommen wir mit gutem Wind voran. Der Anker fällt zum Abendgebet und der Muezzin singt laut über die Bucht von Mesalembu. Viele, laut knatternde Fischerboote fahren auf ihrem Weg nach Hause ganz dicht und neugierig an uns vorbei. „Halo! Selemat Malam!“, rufen wir etliche Male hin und her.

Zwei lustige Gesellen kommen uns im Kayak besuchen

Wir beschließen einen Ruhetag mit Landgang einzulegen. Nach der Schule fahren wir erst mit der Pami ein bisschen näher und dann mit dem Dinghi an Land.

Das Dorf ist für uns interessant und wir sind für die Dorfbewohner interessant. Leider kann kaum jemand englisch, aber dass wir ein Mittagessen suchen, wird natürlich verstanden. Viele Hilfsbereite wollen uns auf den Sozius ihre Mopeds komplimentieren, wir laufen dann aber doch lieber. Ein netter Führer findet sich, der im Schritttempo vorausfährt und beim Übersetzen hilft. Da der erste Stassenimbiss nur scharfe Saucen zum Reis hat und ehrlich gesagt auch nur sehr rudimentär die Voraussetzen für einen Imbiss erfüllt, bringt er uns zu einer besseren Küche, wo wir Nasigoreng und Kokosnüsse bekommen. Geht doch!

Wir sehen eine interessante Mischung aus schönen Moscheen, modernen Häusern und Bretterbuden. Strand und Natur wären wunderbar, wenn die unglaublichen Massen an Müll nicht wären. Zurück zum Dinghi waten wir durch angeschwemmtes Plastik. So ist das halt.

Nach diesem durchaus erholsamen Tag, geht es in die lange Etappe nach Belitung. Drei Tage und zwei Nächte über die flache Javasee, mit ihren vielen Fischern und Schleppverbänden. Ich gehe mit gehörigem Respekt in diese Überfahrt. Wir haben schon lange keine Nachtfahrt nur zu zweit gemacht und selten nur, war dabei soviel los auf dem Wasser!

Zum Glück überzeugt mich JD den großen, grünen Wingaker zu setzten. Ich fühle mich beim handling dieses Riesendings immer noch nicht ganz sicher, erst recht nicht alleine, aber er hat natürlich recht: es ist das perfekte Segel für diese Bedingungen!

Und siehe da! Er steht vom ersten bis zum letzten Moment ohne Probleme. Man kann easy hin- und her halsen und hat 360 Grad freie Sicht, da er so hoch vor uns herfliegt. Das sind genau die beiden Eigenschaften, die man mit hunderten Fischerlichtern um einen rum haben möchte: man kann sie sehen und, wenn nötig, gut ausweichen!

Meine erste Nachtwache ist, gelinde gesagt, kurzweilig. Von Eins bis Vier sitze ich, nervös wie eine nasse Katze, am Steuerstand und beobachte die Lichter um mich und die Radarschatten auf dem Bildschirm. Der bleibt an steuerbord – der an backbord – und warum muss dieser da jetzt genau auf uns zufahren?? Der muss uns doch sehen! Oder sind die Männer alle mit fischen beschäftigt und gucken nicht hoch oder denken das wir schon Platz machen werden? Mein Kopfkino läuft Amok und ich weiche so weit aus bis das Segel zu flattern beginnt. Gleichzeitig richte ich den starken Strahler abwechselnd auf das sich nähernde Boot und in das grüne Segel – das müssen sie doch sehen!

Als ich fast ihre Gesichter erkennen kann und schon nach der Pfeife greife, um JD zu wecken, drehen sie ab. Oh man, sowas brauche ich echt nicht! „Der macht nix, der will nur spielen“, ja ja, ich weiß, die sind nur neugierig und wollen mal gucken und sie würden uns nie über den Haufen fahren, Boote steuern ist schließlich ihr Leben. Trotzdem haben ich immer noch weiche Knie, als JD zur Ablöse kommt…

Übrigens, wenn man JD fragt wie er diese Nacht fand, sagt er: „Gut! Nicht so langweilig.“ und er hat nichts anderes erlebt als ich… Grummel.

Die zweite Nacht ist auch bemerkenswert, aber ich fasse mich mal kürzer. Dieser Blog wird schon wieder ziemlich lang.

Als es dunkel wird taucht vor uns eine Wand aus Lichtern auf und wir müssen mitten durch. Aber, oh Wunder, die Wand öffnet sich! Für uns! Sie machen uns einen richtigen Korridor frei und viele leuchten uns mit ihren starken Scheinwerfern sogar den Weg. Vergessen ist die Angst der vorherigen Nacht, es sind ja doch so richtig nette Kerle, diese Fischer hier!

Wir haben das blaue Licht an, damit man uns besser sieht.

Später spekulieren wir wild, ob vielleicht nicht nur die Fischweiber tratschen, sondern auch ihre Männer? Wer weiß was da so durch den Äther ging? „Leude, da komm schon wider son verrückter Sechler. Mit som grünen Feudel vorne. Mach ma nen büschen Plaaz!“

Am nächsten Tag erreichen wir schließlich eine Flache Stelle kurz vor Belitung und Ankern umstandslos mitten auf See. Es ist vielleicht ein bisschen schaukelig, aber wir schlafen wunderbar. So kommen wir denn recht ausgeruht in Belitung an und haben damit unser nächstes, kleines Etappenziel auf dem Weg nach Singapur erreicht.

Im Nachhinein war alles nicht so wild. Der Wingaker ist mir schließlich doch noch ein guter Freund geworden, eine Nachtwache ist wirklich überhaupt kein Problem und zwei sind auch nicht schlimm und vor den Fischern muss man auch nicht bange sein.