Von Freud und Leid

Zu unser aller großer Freude ist Michels Bein bestens verheilt und am 11. August konnte der Gips ganz abgenommen werden. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut sich Kinder nach so etwas wieder regenerieren! Er konnte tatsächlich sofort aufstehen und die ersten staksigen Schritte machen! Den Rollstuhl haben wir trotzdem noch etwas behalten. Bis in den Park, oder zu manchem Restaurant ist es noch zu weit und anstrengend, aber Frisbee spielen geht schon wieder und schwimmen sowieso.

Letzte Woche hatten wir noch einmal Karten für eine der lokalen Heiva-Tanzaufführungen. Während letztes Jahr wochenlang Tanzwettbewerbe zwischen verschiedenen Inselgruppen, und kleinere und größere Shows überall stattfanden, war dieses Jahr, Covid-bedingt, nur sehr wenig los. Wir hatten echt Glück, dass wir diese tolle Darbietung noch genießen konnten. Zwischenzeitlich hat sich Polynesien nämlich wieder ganz den Touristen geöffnet. Von unserem Liegeplatz sehen wir nun täglich „Covid-Bomber“ landen und können spekulieren, wieviele positive Amerikaner und Europäer wohl diesmal an Bord sind. Trotz freiwilliger Quarantäne und Selbsttests, ist die Fallzahl hier, binnen Tagen, von 0 auf über 150 gestiegen. Es herrscht wieder Maskenpflicht und moderate Einschränkungen in der Gastronomie. Nun gut, das war zu erwarten und wir sind froh, dass es wenigstens keinen weiteren Lock down geben soll.

Das Versammlungsverbot von über 50 Leuten, kam zum Glück erst kurz nach der Show. So hatten wir einen langen Abend Zeit, uns die bemerkenswerten Tänze dieser schönen Polynesier, die mit allem geschmückt und dekoriert waren, was die Natur hier zu bieten hat, anzuschauen. Anmutig sind sie, und vor allem die Männer, unglaublich kräftig. Der Hüftschwung der Mädels, läßt sicherlich sämtliche, orientalische Bauchtänzerinnen erblassen und dazu diese unglaublich Flut von langen, dichten, dunklen Haaren! Einfach toll!

Die Jungs haben tatsächlich erst kurz vor dem Ende angefangen zu quengeln, dass sie nach Hause wollen und das will echt was heissen!

Hier ein paar Fotos (Quelle: Fotograf Mike Leyral für Tahiti Nui Television, https://www.tntv.pf/tntvnews/o-tahiti-e-rend-son-dernier-souffle/)

Natürlich ist auch mal wieder etwas am Schiff kaputt gegangen: Der Wassersammler des Generators war durchgerostet. Zum Glück ist uns das hier, in Tahiti, bei einer Motorraum-Putzaktion, aufgefallen, bevor mehr als nur ein paar Tropfen austreten konnten. In Papeete ist es kein Problem gewesen, einfach bei unserem Lieblingsschweißer ein neues Teil fertigen zu lassen. Das Original vom Hersteller THOR hatte zwar Edelstahl V4A, aber mit einer Wand“stärke“ von weniger als einem Millimeter. Jetzt haben wir Dank Jean-Philippe ein Teil aus 4 mm! Das sollte für einige Jahrzehnte halten 🙂

Passend zu Michels wiedergewonnener Beinfreiheit, gab es auch Nettes für die Jungs. OLENA hat mit ihren drei Kindern, nach über einem halben Jahr, mal wieder in der Nähe geankert. Sie kamen uns schon für einen langen, glücklichen Spieltag besuchen und wir werden sicher die Tage mal zum Schwimmen und spielen, mit dem Dinghi, zu ihnen rausfahren.

Es gab auch einen Kindergeburtstag, wie immer im Park, mit Topfschlagen und Torte und allem was dazugehört.

Und dann sind wir vorgestern noch alle zusammen Blumen sammeln gegangen. Blumen für Eddies Trauerfeier. Wir kannten ihn nicht gut, er und seine Schwester waren und sind schon Teenager, so haben die Kinder, in den zwei Wochen die wir Nachbarn waren, sich nicht zum Spielen gefunden. Dennoch war natürlich die Nachricht von seinem Tot, für uns, und alle um uns herum, ein großer Schock. Eddie ist beim Schnorcheln von einem Boot überfahren worden und an den schlimmen Verletzungen noch am Strand gestorben.

Um ihn zu verabschieden, haben sich über 50 Dinghis und Boote im flachen Wasser der Lagune versammelt und Blumen auf das Meer gestreut. Es war herzergreifend.

Dank der vielen, anwesenden Kinder, wurden die Tränen aber bald weggewaschen. Seine Schwester ist als Erste, einfach aus dem Boot gesprungen. Eddie hat das Meer so geliebt, hat sie gesagt und wir sollen doch zu ihr kommen. Auf so etwas hatten die Kleinen natürlich nur gewartet und mit ihnen sind auch die meisten Großen, wie sie grad waren, in die Blüten getaucht. „Bittersüß“ war das Erste, was mir dazu in den Sinn kam.

Das Leben hier, geht natürlich weiter. Unsere Schule läuft im Moment sehr gut. Paul und JD kommen in Englisch-Unterricht sehr gut voran, während Michel bei mir gerade erstaunlich schnell Lesen und Schreiben lernt. Er profitiert sicher auch davon, dass ich durch Paul schon weiss, wie hier der Hase läuft (nämlich sehr hasig: hakenschlagend im stopp-and-go 😉

Für Sonntags haben wir Musikunterricht eingeführt. Das Internet bietet hier tolle Sachen und so saßen wir gestern stundenlang bei Strawinskys „Feuervogel“ und letzte Woche bei „Peter und der Wolf“. Ein Themenkreis, bei dem zumindest ich mit den Kindern zusammen was lernen kann.

Unser zehnjähriger Hochzeitstag liegt zwar schon ein paar Tage zurück, aber mit diesem Bild soll er auch kurz gewürdigt werden.

Jetzt ruft der nächste Geburtstag. Der dänische Papa von schräg gegenüber hat zum Sundowner geladen. Da gehe ich wohl besser noch mal schnell Duschen…