Vor knapp vier Wochen haben sich Carlos und Julie ein bisschen beim Flüge buchen helfen lassen. Einmal Europa und zurück für 1.800 Euro und ab Freitag keine Covid-Restriktionen mehr. Mmhh.
Am nächsten Abend sitzen wir im Le Retro und als die Kinder zum spielen verschwunden sind, guckt mein Mann mich an und sagt: „Spatzel, willst Du nicht am Freitag den Flieger nehmen und mal deine Familie besuchen?“ Da ist mir doch fast die Gabel ins Essen gefallen! Zwei Jahre hatte ich sie nicht mehr gesehen und je unmöglicher die Reise durch den ganzen Covidmist wurde, desto deutlicher war mir geworden, dass das Heimwehr war, was da manchmal an mir nagte! Wir hatten zwar gelegentlich drüber gesprochen, dass es vielleicht ein Option sein könnte, dass einer von uns alleine fliegt, aber nie wirklich Pläne in der Hinsicht gemacht. Und jetzt sollte es auf einmal in drei Tagen losgehen? 30 Stunden Reise auf die andere Seite der Welt und zum ersten Mal ernsthaft von den Kindern getrennt??? Ja, ja, ja!!!
Also habe ich sofort meine Schwester angerufen: „Was habt ihr in den nächsten Wochen denn so vor?“ „Am 3. Juli fahren wir in Urlaub.“ …Okay, da muss ich sowieso zurück sein, ist schließlich Michels Geburtstag… „Soll ich am Samstag mal vorbeikommen?“ – Totenstille am Ende der Leitung, dann im Hintergrund ein völlig ungläubiges: „Tom, das ist Jana, die will am Samstag kommen…“ Und die tiefenentspannte Antwort: „Cool, dann können wir eure Eltern überraschen, wenn die Sonntag kommen.“ Fast gleichzeitig verkündet JD, dass er gerade den Flug gebucht hat. Peng! Das ging schnell!
Zwei T-Shirts und die Jeans mussten reichen, denn so konnte ich nur mit Handgepäck reisen und hatte die Chance, den frühen Zug von Paris nach Düsseldorf noch zu erreichen. 1 Stunde 40 von Paris Orly zum Gard du Nord: Aufregend! Aber ich habe es geschafft und auf der Zugfahrt gleich den komprimierten Jetlag für drei Tage durchlitten. Das waren zwar scheußliche vier Stunden, aber dafür war ich am nächsten Morgen perfekt akklimatisiert.

Aus der Überraschung für meine Mutti ist aber leider so gar nichts geworden. Während ich im Zug saß, ist sie mit dem Fuß am Blumenkübel hängengeblieben und die große Haustürtreppe runtergefallen! Das hätte ganz mies ausgehen können, aber am Ende war „nur“ der Oberschenkel, knapp überm Knie gebrochen. Glück im Unglück, und nur eine Woche und zwei OPs später, hatten wir sie schon wieder zu Hause.

War das jetzt Schicksal, dass ich genau zu der Zeit heimkam, als ich so viel helfen konnte? Vielleicht. Es waren auf jeden Fall drei sehr intensive Wochen und ich habe jede Sekunde genossen!
Meine drei Männer haben es auch gut ohne mich überlebt. Auch wenn der arme JD sich ein paar Tage lang mit fiebernden und erkälteten Jungs rumschlagen musste. Papeete war mit seinen Freunden, Restaurants und Ärzten direkt vor der Tür, der perfekte Platz um vorrübergehen alleinerziehend zu sein.
Ein paar Sätze noch zur Rückreise: 22 Stunden im Flieger ist zwar ein Hammer, aber machbar. Zwischenlandung auf dem Hinflug war in Guadeloupe und auf dem Rückflug in Vancouver. Aussteigen nicht möglich. Paris war eine einzige Geduldsprobe im Schlange stehen und wehe dem, der nicht ein bisschen pfiffig und reiseerfahren ist! Schon am Bahnhof ging es los: warum sagt einem keiner vorher, das gleich Pass und PCR-Test gefordert sind? Dann hätte man das schon mal raussuchen können und die Passagieren wäre dreimal so schnell durch gewesen. Ich habe in der Eile, irrtümlich, die Email mit dem polynesischen Etis aufgerufen. Die sieht mit Name, Passnummer und Barcode ähnlich aus, wie die vom PCR-Test. Der nette Beamte hat eine Weile auf das (französische!) Dokument gestarrt und mich dann freundlich durchgewinkt. Na gut. Dann kamen 40 Minuten Schlange stehen für ein Taxi und eine Stunde vor dem Flughafengebäude, wegen herrenlosem-Koffer-Alarm. Endlich drinnen, war ich schon ganz schön froh, einen halben Tag Zeit bis zum Bording zu haben und dann wurde es erst richtig wuselig!
Online eingecheckt und mit der Bordkarte ausgedruckt in der Hand, wollte ich meine zwei, schweren Koffer (mit Wasserpumpe, Generatordämpfern, Filtern, Schulbüchern, etc.) loswerden. Einfach zum Schalter gehen? Dengste! Nicht mit Covid-Schranke dazwischen! Man muss noch einmal am Computer einchecken, um sich dort die Gepäckaufkleber ausdrucken zu lassen und bei diesen Computern waren von 12, 7 defekt. Ich habe gezählt. Ich hatte ja Zeit.
Nach der Computer-Schlange, kam die PCR-Schlange. Dort habe ich mir die Zeit als Reiseführer vertrieben: „Papeete? This queue, that queue, those queues!“. Die letzten beiden Schlangen, Check-in und Bording, hat mir mein Göttergatte erspart, indem er mir ein Premiumticket für den Rückflug spendiert hatte. Dies war auch besonders wunderbar, da ich nach 22 Stunden Flug, bei den ersten Aussteigenden war, und damit am Beginn der Schlangen für Covidtest und Passkontrollen… Man man man.

Pünktlich zu Michels Geburtstag, lichteten sich die Nebel meines zweiten und viel längeren Jetlags und wir haben begeistert, den ganzen Tag lang, das alte, deutsche Monopoly aus meiner Kinderzeit gespielt, das ich mitgebracht hatte. Ob sie sich gefreut haben, dass ihre Mami wieder da war? – Klar. Aber keine große Sache. Es könnten auch Kölner sein, meine kleinen Düsseldorfer: Et is wi et is, et küt wi et küt un et hät noch immer jotjegange.