Kurztripp nach Nouméa, Neukaledonien

Wir waren in Nouméa, Hauptort von Neukaledonien!

Nein, nein, nicht mit der Pami. Wir sind schlicht geflogen. Um unsere Australien Visa noch einmal um drei Monate zu verlängern, mussten wir aus und wieder einreisen und haben dabei gleich unser neues Reiseziel ausgekundschaftet.

Ich mag Araukarien, die hohen Bäume, so gerne. Sie stammen noch von dem Urkontinent Gondwana und sind daher viel auf seinen Splittern, wie Australien und Neukaledonien, zu finden. Auf französisch heißen sie verwirrender weise Pins = Pinien.

Wie Polynesien ist Neukaledonien ein französisches Überseedepartment im Südpazifik. Erwartungsgemäß ist die Ähnlichkeit sehr groß. Franzosen und Kanak, die indigene Bevölkerung, unter Palmen und im Carrefour. Dazu einen guten Schuss australische Natur und wir haben uns sofort heimisch gefühlt. Eine nähere Beschreibung lasse ich folgen, wenn wir tatsächlich mit der Pami dort ankommen.

Haiattacke, Baden verboten! Schwimmen im Meer waren wir nicht.

Uns hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen und wir planen, mit freudiger Erwartung, die Überfahrt zum Ende der Zyklonsaison Anfang Mai.

Im superschönen Aquarium für einheimische Arten.
Sie werden gesund gepflegt und wieder ausgewildert.
Seeschlange im Sträflinskostüm. (Hochgiftig, aber friedlich)
Steinfische, sehr gefährlich sollte man darauf treten. Wer findet alle vier?
Eine Muräne die eine Zitrone werden wollte.
Anemonen im Wind…oder so…
Zum träumen

Mal sehen ob die MARISOL dann noch da ist, oder ob wir uns nur auf See abklatschen können. Denn während wir von Australien nach Nouméa wollen, werden die beiden Bremer Inga und Norbert von Nouméa nach Australien segeln – schon lustig, oder? Wir haben auf jeden Fall alle drei Abende dort mit ihnen zusammen gegluckt und hatten viel Spaß! Wer Papeete kennt, kennt auch das 3 Brasseur, und diese Brauerei gibt es auch in Nouméa: es gab also Kicker, Dart, Thunfisch-Rilettes und lecker Bierchen zum schnacken dazu. Perfekt für alle Sechs. (Übrigens war das erste Treffen mit Marisol 2017 in La Palma und das letzte vor Covid in Bora Bora. http://www.SY-Marisol.net ist lesenswert!)

Inga und Norbert
Jana und JD

JaJapami haben wir derweil in Darling Harbour untergebracht. Das ist eine kleine Marina, umrundet von Partymeilen, mitten in der City. Rein kommt man da nur, wenn sie die Brücke öffnen!

Pami unter der Sydney Harbour Bridge, reichlich Platz über dem Mast
Brücke zu…
Brücke auf!
Darling Harbour Marina

Es war praktisch, dort ein paar Dinge direkt in der Innenstadt erledigen zu können und es war laut. Unter anderem haben die Jungs mit JD neun Kisten leere Bierflaschen in einer wahren Odyssee zu Fuß mit Trolley über zwei Stunden zu einer Pfandrückgabestelle gebracht. Der erste winzige Laden war unerwartet geschlossen, also mussten sie zu dem nächsten Laden laufen, insgesamt sicher 8 km. Meine Güte, so kann man den Leuten das Zurückbringen der Pfandflaschen auch vermiesen! Tatsächlich sind wir wohl eine echte Ausnahme, die Flaschen zu sammeln und zu retournieren. Die übrigen Ablieferer waren bedauernswerte Ältere, die Dosen und Flaschen in Mülleimern und Parks suchen, um ein wenig extra Geld zu bekommen. Wir haben für 216 Bierflaschen dann 21,60 australische Dollar bekommen. Pfff.

Als wir am Samstag zurück kamen, gab es ein sehr nettes Feuerwerk, direkt vor unserem Bug, gefolgt von lautester Partymusik bis morgens früh um 3 Uhr vom dortigen Café del Mar… man man man

Daher sind wir Sonntag, gleich mit der ersten Brückenöffnung, müde und erleichtert, schnell wieder in „unsere“ Rose Bay zurück gehuscht. Wenn wir in die Stadt müssen, können wir auch die Fähre nehmen!

Hier kommen noch ein paar nette Impressionen von einem Spazierganz um Rose Bay.

Und dann war da noch die Dame von der Bundesnetzagentur… Diese spezielle Stelle in Hamburg ist für den Seefunk zuständig. Alle deutschen Schiffe kennen sie. Nicht nur die Stelle, auch die Dame. Diesmal hat sie versucht uns eine Zahlungsaufforderung postalisch nach Bremen zukommen zu lassen und hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, beim Einwohnermeldeamt nachzuforschen, warum uns die Post nicht erreicht. Dann hat sie uns eine E-Mail-Nachricht geschrieben, mit der Gebührenaufstellung im Anhang. So weit, so pfiffig. Wir hätten auch gerne sofort gezahlt, allerdings war das Papier so auf dem Scanner positioniert, dass Bankverbindung und Betrag nicht drauf waren. Tja. Beim zweiten Versuch hat sie den Anhang ganz vergessen. Beim dritten Versuch schließlich gelang die Übermittlung! Hurra! Wir konnten dann endlich den erstaunlichen Betrag von 11,23 Euro für die Seefunkfrequenzzuteilungen der Jahre 2019-21 überweisen! Das war vermutlich ein sehr unluktratives Geschäft der Bundesnetzagentur. Wenigstens mussten wir diesmal nicht das offizielle Dokument, im Original, von Tahiti nach Hamburg schicken…

Von einem Spaziergang und einer Regatta

Segelregatta

An den Wochenenden mutiert die sonst so beschauliche Rose Bay regelmäßig zu einem aquatischen Vergnügungstohuwabohu, das seines gleichen sucht. Pausenlos rasseln Ankerketten um uns herum, Charterboote mit feiernden Gästen lassen Badespielzeug zu Wasser und der Geräuschpegel steigt rapide. Dazwischen wuseln Wingfoiler, Standup-Paddler, Optis und andere Jollen. Gekrönt wird das Ganze von Powerbooten und Wasserflugzeugen.

Vorletztes Wochenende haben wir daher mal wieder die Kurve gekratzt und uns in die Nachbarbucht verholt. Watsons Bay ist vermutlich auch ganz hübsch, durch den ständigen Regen, konnten wir dies nur nicht so recht würdigen. Da es aber die äußerste Bucht des südlichen Sydney Harbour ist, kann man mit einem kurzen Spaziergang die Klippen zum offenen Pazifik erreichen, was wir natürlich in der einzigen Regenpause auch getan haben. Belohnt wurden wir mit imposanten Gesteinsformationen und leider ein bisschen viel Bauzaun, der den Ausblick aus unbekannten Gründen verschandelt hat.

Erinnerung an die 121 Toten der 1857 gesunkenen DUNBAR
Pami vor Anker

Das An- und Ablegen mit dem Dinghi am Public Pontoon dieser Bucht ist auch erwähnenswert. Es gibt keinen Schwimmpontoon auf den man einfach rübersteigen kann, sondern lange Leitern führen vom Wasser rauf zum großen Steg, der auch den Weg zum Fähranleger bildet. Eigentlich kein Problem, aber bei Niesel etwas unkomfortabel und rutschig. JD fühlte sich schwer an die Nordseehäfen seiner Kindheit erinnert!

Wir sind also nur bis Montag morgen geblieben und dann zurück zu unserem Stammplatz. Auf mich hatte hier auch der Zahnarzt gewartet – wahrlich keine schöne Erfahrung diesmal und ich bin eigentlich echt nicht zimperlich. Aber was will man machen. Die Krone muss sein und wer weiss, wann wir wieder mal so lange an einem Ort verweilen.

Quasi zum mentalen Ausgleich dafür gab es für mich ein neues Freizeitvergnügen: Regattasegeln! Und das kam so: Dascha und Matthias wohnen, wenn sie nicht gerade parallel mit uns die Küste raufsegeln, in Sydney. Wir haben uns also hier wiedergetroffen und sie haben angeboten, dass wir sie mal bei ihrem wöchentlichen Freitagabend Race begleiten können.

Der Kapitän und Besitzer nimmt es locker, wer jetzt gerade von seiner Stammcrew mit kommt und ob noch neue Gesichter dabei sind. Hauptsache man kann jip (Vorsegel) von main (Großsegel) unterscheiden und hat einen Sixpack unter dem Arm.

Ich habe mich also Freitag Nachmittag in den Bus zur nächsten Marina geschwungen und mit den Anderen vor dem Anleger getroffen – ohne eine genaue Vorstellung davon, was mich erwartet.

Erst hieß es, wir sollen am fuel dock an Bord gehen, aber da war alles besetzt mit anderen Booten. Also weiter zum nächsten Anleger, während Gunshot, unser Regattaboot sich schon langsam näherte. Hier ging es: „Schnell, alle man an Bord!“

Während unter der Crew eine längere Diskussion über den „Eski“, eine Eisbox zum Bier kühlen ausbrach, ist, aus einem mir nicht bekannten Grund, der „Skipper“ mit einem Schlauchboot an Land gerudert und musste von Gunshot wieder aufgenommen werden.

Bis dahin stand ich ein bisschen dumm rum und habe versucht mich zu orientieren. Als wir uns dann aber rückwärts dem Pontoon genähert haben, hat uns eine Böe zur Seite gedrückt und auf Kollisionskurs mit einem Nachbarboot gebracht! Da konnte ich Einsatz zeigen und mich zusammen mit einem anderen Crewmitglied gegen den Anker des Anderen stemmen. Knapp geschafft! Und beim zweiten Anlauf konnte der „Skipper“ denn auch problemlos an Bord hüpfen.

Der Skipper hat übrigens nicht geskippert, das hat der Kapitän am Steuer getan. Ich weiß also nicht so recht, warum er so genannt wurde, aber das erfahre ich vielleicht beim nächsten Mal. Die Fähigkeiten des Käptens fand ich auf jeden Fall bemerkenswert! Gunshot ist schon viele Rennen gefahren und hat auch oft gewonnen, darunter auch einmal Sydney Hobart! Das letzte im Dezember gestartete Sydney – Hobart Race müssen vier krasse Tage für die Crew an Bord gewesen sein.

Der Kapitän

Ab jetzt tickte die Uhr! Noch neun Minuten bis zum Start und vorher musste das neue Großsegel noch angeschlagen werden! Irgendwie haben sie es noch in der Zeit geschafft, während mir immerhin die Funktion der Hälfte der an Deck befindlichen Winschen klar wurde.

Dann ging es los: eine halbe Stunde durch Sydney Harbour, um die große, gelbe Boje drum rum und wieder eine halbe Stunde zurück. Die Einteilung wer wo was macht, war eher zufällig. Wer der Schot am nächsten war und sich nicht gewehrt hat, hat den Job bekommen.

Wir waren dicht gedrängt mit ungefähr 50 Booten unterwegs. Manchen kamen wir so nahe, dass man sie fast hätte abklatschen können. Die Segelarbeit war teils auf den Zentimeter Schot genau. Ständig kamen die Kommandos vom Steuer: „Release the jib! Release the main!…“ und andersrum. Auch die Krängung war natürlich eine ganz andere Nummer, als auf unserem Katamaran und nirgendwo etwas zum festhalten!

Als mir, mehr zufällig als geplant, die Arbeit an der Steuerbord Vorschotwinsch zufiel, saß ich in lee, also unten, das linke Bein auf dem Boden, das rechte irgendwie seitlich an die Relingsstütze gestemmt. Bestimmt nicht die adequate Haltung für diesen Job, aber ich fühlte mich sicher, kam gut dran und keiner hat was gesagt. Ging also. Dann waren wir härter am Wind, eine Böe kam und das Segel musste ständig getrimmt werden. Natürlich wurde die Krängung noch stärker und noch stärker und… Mist! … die See hat nicht nur die Flanke des Schiffs, sonder auch meine rechte, untere Hälfte komplett überspült! Bähh!

Lapidarer Kommentar: „You are still on Bord. Release the Jib!“ Habe ich natürlich auch sofort gemacht und mal ganz ehrlich: ich hatte riesen Spass dabei!!

Von dem Rennen an sich, unserer Position oder dem Gesamtbild, habe ich gar nicht so viel mitbekommen. Einzelheiten, wie die Stellung der Segel, wo man seine Bierflasche sicher abstellen konnte und Boote, die plötzlich nach einer Wende unseren Kurs kreuzten und verdammt nahe kamen, die waren prägend! Als wir aber das Zielboot passierten und sich alles um mich herum total gefreut hat, da ist auch mir klar geworden, dass wir wohl ganz gut abgeschnitten hatten!

Geschafft, wir gehen von Bord.

Danach ging alles schnell und routiniert. Segel verpacken, aufräumen und runter vom Boot. Beim gemeinsamen Abendessen in der Segelclubtaverne wurden die Ergebnisse bekannt gegeben: 1. Platz für Gunshot! Na bitte! Sekt für alle und ein Satz Whiskeygläser als Preis. Auch ich habe ein Glas als Erinnerung bekommen, für gut Arbeit an der Vorschot. Wenn es in zwei Wochen wieder los geht, darf und will ich gerne wieder mit!

Gewonnen!