Sydney zwischen den Jahren

Die Sydney Harbour Bridge

Wir haben es geschafft und liegen in Sydney, mit Blick auf die Oper und die Harbour Bridge!

Ganz schön schaukelig, hier am Anker, hatte ich gar nicht mit gerechnet. Wind, Ozeanschwell und eine unglaubliche Menge an Booten jeder Couleur und Geschwindigkeit sind schuld. Macht aber nichts, denn dafür ist die Aussicht phänomenal! Großstadtskyline auf der einen und ein unbebautes, idyllisches Halbinselchen, mit Wald und Klippen, auf der anderen Seite.

Am 11. Dezember kam der erhoffte Nordwind und wir haben uns, von Southport aus, auf den Weg nach Süden gemacht. Gleich am ersten Tag gab es eine tolle Delphinshow! Große Tümmler sind lange um unseren Bug getollt und haben elegante Sprünge vorgeführt – wunderschön.

In zwei Tagesetappen haben wir es problemlos nach Coffs Harbour geschafft. Der nächtliche Ankerstopp im Clarence River, war trotz Ansteuerung im Dunkeln, einfach, schnell und ruhig.

Für Coffs Harbour war schon unser alter Liegeplatz reserviert und helfende Hände haben die Festmacher aufgefangen. Das war schon sehr angenehm, denn wenn wir mit Backbord längsseits gehen, kann der Käptn den Parkplatz nicht einsehen, da unser Steuer, natürlich, an Steuerbord ist.

Der Wind beim Anlegen war auch nur der Auftakt, zu ein paar sehr stürmischen Tagen! Aber das kannten wir ja schon aus dem Märzaufenthalt. So wurde die Pami gleich, mit allen Fendern die wir haben, gepempert und diesmal ist denn auch keinem die Luft ausgegangen.

Coffs war schön: vertrautes Terrain, Freunde die sich auf uns gefreut haben und neue Bekanntschaften. Dennoch waren wir heilfroh, dass sich nach dem Strum wieder ein Wetterfester zur Weiterfahrt geöffnet hat. Am 22. konnte es weiter gehen: in den Sonnenaufgang hinein, Kurs Sydney.

Und wieder Delphine!!! Diesmal eine Schule Gemeiner Langschnauzen.

Für die nächste Nacht haben wir es dann nicht so gut gemacht… Geplant war eigentlich wieder ankern in einem Fluss, aber irgendwie war es uns dann zu lästig, da abends eine halbe Stunde rein- und morgens wieder raus zu motoren. „Wir könnten doch gleich hier draußen vor dem Strand ankern. Wenn es so ein bisschen rollt, stört uns das doch nicht!“ Haha, JD war, glaube ich, dreimal oben und hat alles gecheckt und ich habe die Nacht kaum ein Auge zu getan und wenn, dann habe ich geträumt, wie uns die Brandung, samt Pami, an den Strand wirft…

So sind wir dann, etwas müder als gewöhnlich, am nächsten Morgen weiter. Die frühe Stunde hat mir immerhin Anglerglück beschert: ein kleiner Thunfisch hat angebissen und für ein köstliches Mittagessen gesorgt!

Für Weihnachten haben wir natürlich eine Pause eingeplant. JD hatte die Nelson Bucht ausgesucht und die war wirklich eine Perle! Zwei gemütliche Nächte, lecker Essen gehen, Bescherung und das neue Spiel „Viticulture“ spielen.

Santa kam mit der Coast Guard…
…und hat den Kindern Lollis rübergereicht! Wie nett!!!

Ein wahrer Augenschmaus war die Bucht für den ersten Weihnachtsfeiertag, die Fingal Bay. Durch eine Sandbank zur Halbinsel hat sich ein riesiger Kessel mit wunderschönen Dünen gebildet und wir lagen ganz geschützt mitten darin, konnten am Strand planschen und hatten auch schon ein paar Meilen für den nächsten Tagestripp gespart!

Am 26.12. sind wir dann endlich, entspannt und einen Tag früher als gedacht, in Sydney Harbour eingelaufen! Die Aussicht an unserem, sorgfältig geplanten, Ankerplatz ist fantastisch und wie das berühmte Sylvesterfeuerwerk hier nur wirklich war und wen wir hier alles getroffen haben, gibt es natürlich in einem nächsten Blog! Wir wünschen Euch auf jeden Fall schon jetzt:

„Happy New Year!“

Ein Lindt Schokoladenkoala! Sowas gibt es wohl nur hier!

Drei Tage Aotearoa Neuseeland und ein neuer Plan

Wellington trägt auch den Beinamen Windy Welly und gehört nach ganz oben auf die Liste der schönsten Hauptstädte der Welt! Allerdings auch auf die der Regenreichsten – was wir zum Glück alles gewusst haben. Tatsächlich waren wir auf deutlich schlechteres Wetter für unseren Drei-Tages-Tripp eingestellt, als es dann wirklich war. Beste Voraussetzungen für gute Laune trotz Regen!

Unser Hauptziel war das Museum Te Papa Tongarewa. Übersetzt bedeutet das „Ort der Schätze“ und beherbergt kulturelle Maori- und Pazifik-Schätze auf vier Etagen. Der Eintritt ist kostenlos – großartig!

Grüße von der Lavabombe vor dem Te Papa!

Vor allem die Naturkunde Abteilung ist bemerkenswert! Es gibt viele, liebevoll in Szene gesetzte Präparate zu bewundern. Zum Beispiel steht man vor den Skeletten zweier Moas und plötzlich fangen die Schatten der riesigen Laufvögel an, sich an der Wand dahinter zu bewegen und zu grasen. Ein toller Effekt!

Die ausgestorbenen neuseeländischen Moas waren übrigens Giganten. Mit geschätzten 180 bis 270 Kilogramm, haben sie Eier von bis 4,5 Kilogramm Gewicht gelegt. Wahrscheinlich wurden sie von den ersten polynesischen Siedlern ausgerottet. Die arglosen Tiere waren Menschen nicht gewöhnt, hatten keine Angst und waren leicht zu fangen. Es mussten nicht mal spezielle Jagdwaffen entwickelt werden. Dementsprechend ging die Ausrottung rasend von statten. Wissenschaftler vermuten, dass es in Coromandel nur fünf Jahre gedauert haben dürfte. (Quelle: Wikipedia.de)

Ein Blauwalherz – kann man die Größe dieser Tiere besser begreifbar machen?

In der Geologieecke kann man selber einen Tsunami auslösen, über Magmapumpen Vulkane explodieren lassen und sich in dem kleinen Erdbebenhaus, äußerst realitätsnah, durchschütteln lassen.

Interaktives im Tiefseebereich.

Wir hatten auf jeden Fall, alle Vier, viel Spaß und haben noch mehr gelernt, an diesem langen Vormittag! Zur Mittagspause kam, wie bestellt, die Sonne zum Vorschein. So konnten wir nicht nur draußen essen, sondern auch die kleine Tropfsteinhöhle im Außenbereich besichtigen. Es gibt solche Höhlen mit einem Loch in der Decke wohl recht häufig, jedenfalls sind in dieser hier zahlreiche Knochen hauptsächlich von Vögeln gefunden worden. Man vermutet, dass Moas und andere Laufvögel hineingestürzt sind. Dann kamen Raubvögel, die zwar fliegen konnten, aber nach dem Mahl nicht mehr aus dem Loch fliegen konnten – und dann dort jämmerlich verendet sind.

Das Loch in der Lavahöhle von Oben

Nachmittags ging es in die Māori-Etage. Hier sind ganze Hütten und Versammlungshallen der ersten Siedler von Aotearoa, dem „Land der großen Weißen Wolke“, nachgebildet. Außerdem werden grandiose Nachbildungen der Waka, der beeindruckenden Māori-Einbaumboote, ausgestellt.

Wobei Nachbildungen vielleicht nicht das richtige Wort ist. Der Schiffsbauer, Sir Hekenukumai (Hector) Busby, zuvor Bauingenieur, hatte sich als erster Neuseeländer ab den 1950er Jahren zum Master Navigator und Baumeister der Wakas ausgebildet, nachdem diese Fähigkeiten in Neuseeland verloren gegangen waren. Er und sein Team haben eine Meisterschule für diese Qualifikationen gegründet, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Auf dem zweirümpfigen Langstrecken-Waka Te Aurere segelte er von Aotearo nach Hawaii, Polynesien, Tonga und sogar über 90 Tage zu den Osterinseln. Diese Schiffe sind etwas größer als die Pami, hatten aber selbstverständlich keine heutigen Navigationsinstrumente an Bord, lediglich ein Kurzwellenfunkgerät für die Sicherheit, und um gelegentlich Lebenszeichen zu geben. Navigiert wurde nach der faszinierenden Kunst der polynesischen Gestirnnavigation. Dabei werden 300 Positionen von Gestirnen zueinander ins Verhältnis gesetzt, woraus sich die Position ergibt. Ein bisschen wie GPS, wenn ich mir den Vergleich mal salopp erlauben darf. Wer interessiert ist, dies ist der Film: Whetu Marama- Bright Star (https://m.imdb.com/title/tt21158508/)

Seine Wakas sind noch bei Regatten und Festivitäten im Einsatz! Und sie sind eben auch in den Museen zu bestaunen. Der Käp‘n war besonders fasziniert von den verwendeten Techniken und hat sich lange mit dem Thema beschäftigt. Auf dem Hinflug hatte er den Film über das Leben und Wirken von Hec, wie er kurz genannt wurde, angesehen.

Ein kleineres Kriegs-Waka.
Tja, wer hat der hat!
Takelage von Te Aurere Iti, ein kleinerer Nachbau.

Die Kinder fanden übrigens alles toll: Den Flug, auf dem sie stundenlang vor dem Bildschirm kleben konnten, unser kleines Apartment, das ihnen gefühlt so viel Raum wie eine Vier-Zimmer-Kölner-Altbauwohnung geboten hat, und vor allem den Toaster! Sie sind ständig überall aufgeregt herumgesprungen. Auf dem Bett, in den Höhlen, über das Sofa, um die Aalwanderungssimulation und in der Badewanne. Und dazwischen musste es dauernd einen Toast geben…

Der zweite Tag hat uns auch in ein zweites Museum geführt. Im Wellington Museum geht es – natürlich – um Wellington. Das heißt Seefahrt, Besiedelung durch die Māori und später die Europäer und Aerodynamik. Denn Wind, beziehungsweise Fallboen aus den umliegenden Bergen, die in Hochhausschluchten zu kleinen Stürmen kanalisiert werden, ist im Windy Welly natürlich ein hochaktuelles Thema!

Hard backbord Paul!!!
Lass mal Mami ran, bevor wir kentern!

Also, es war eine ausgesprochen nette Auszeit vom Boot und von Australien! Wenn unerwartete Unstimmigkeiten mit verschiedentlichen Ein- und Ausreiseformalitäten, uns nicht so fies gepiesackt hätten, wäre es ein rund um gelungener Kurzurlaub gewesen!

Wir wunderbar: Grünlippmuscheln draußen im Sonnenschein! (Und jede so groß, wie ein kleines Steak!)

Die Pami hat derweil brav auf uns im Brisbane River gewartet und gleich am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Southport gemacht. Nach einer ruhigen Nacht am Anker, sind wir planmäßig im Yacht Club angekommen und hatten eine gemütliche Woche in dieser Marina.

Neue Marina – neue Nachbarn!

Ganz wunderbar war die Idee, morgens, vor der Schule, Schwimmen zu gehen! Nur ein paar Minuten zu Fuß ist der Pazifik und die Tage waren herrlich sonnig mit perfekter Brandung.

Da konnte man sich auch den neuesten Reparaturen, einigermaßen entspannt widmen. Wir haben ja, seit Jö und Birte uns einen amerikanischen POL-Gasflaschenadapter aus Deutschland mitgebracht haben (kann man hier nicht kaufen!), endlich wieder eine funktionierende Gasversorgung an Bord und nutzen glücklich den Backofen, der ein knappes Jahr lang kalt bleiben musste. Der Grill ist allerdings noch nicht im Einsatz gewesen. Kaputtes Ventil. Ein neues Ventil war dann bald auf dem Weg. Aus Neuseeland. Wenn wir das mal ne Woche vorher gewusst hätten…

Glücklicherweise konnten wir das Ventil erfolgreich tauschen und haben jetzt auch wieder einen Gasgrill.

Neue Hüte und neue Haustiere: Kiwis natürlich!

Fies war der Ausfall des Tiefkühlers! Als wir wiederkamen, war eine bedauerlich große Menge an Fleisch aufgetaut. Aber Glück im Unglück: es war alles noch kalt und das Meiste konnte gerettet werden! Außerdem hat JD zügig den Thermostat als Verantwortlichen dingfest machen können, einen neuen bestellt und eingebaut. Eh voilà! Er läuft wieder. Schuld war ein extrem heißer Tag, bei dem die Temperaturen im abgeschlossenen Boot vermutlich mörderisch waren.

Außerdem gab es noch eine neue Furlleine für den Gennaker. Das Bergen wurden immer schwieriger und nach eingehender Untersuchung des Aufwickelmechanismus, hat es sich gezeigt, dass die Leine zwei kleine Macken hatte, die sich offenbar, unter Druck immer verklemmt hatten. Die letzten Male war es super stressig für uns, dieses riesen Segel, zu zweit und natürlich immer abends nach einem anstrengenden Tag und viel Wind, einzurollen! Wenn das jetzt wieder ohne flatternde Nerven und zitternden Muskeln funktioniert, bin ich echt glücklich!

Wir werden den Gennaker auch bald wieder zum Einsatz bringen: Da die Kinder einen neuen Pass brauchen (den es Sydney gibt) und wir Australien in der Zyklonsaison natürlich nicht verlassen können, haben wir beschlossen, uns in der verbleibenden Zeit hier doch noch auf den Weg nach Süden zu machen! Sylvester vor der Sydney Harbour Bridge war ja eigentlich der Plan für letztes Jahr. Wollen mal hoffen, dass es dieses Mal klappt! Beim nächsten Wetterfenster geht es auf jeden Fall los!