Ein Bad im Fluss

Wir liegen immer noch behaglich in der Marina Papeete. Das hat bekanntermaßen viele Annehmlichkeiten. Allerdings gehört Baden natürlich nicht dazu! Daher haben wir begeistert eine Einladung zu einem Familienausflug am Fluss angenommen. Und das kam so:

Dominik, dem unser Lieblings-Sushi gehört, und der uns mittlerweile ein guter Freund geworden ist, hatte uns in letzter Zeit ein paar Mal mit Hund und Hannah besucht. Hannah ist eine ganz süße Tahitianerin, arbeitet im Sushi Restaurant, und scheint so was wie eine Kusine von Dominik zu sein. Auf jeden Fall ist es schwierig zu klären, welche der 12 Hunde nun eigentlich ihr, oder doch Domi gehören. Drei von den Welpen haben nun schon, zum allergrößten Entzücken der Jungs, die Pami besucht. Und während die Lütten, beim letzten Mal, übers Boot getobt sind, hatten wir Großen uns für den nächsten Sonntag zum Picknick am Fluss verabredet.

Besuch von Hannahs kleinstem Hund.

Wir haben uns also ein Auto gemietet und uns vormittags auf den Weg um die halbe Insel gemacht. Tahiti ist, sozusagen, eine Doppelinsel. Tahiti Nui (Nui=groß) ist nur im Osten, in einem kleinen Bereich, mit Tahiti Iti (Iti=klein) verbunden. Papeete liegt im Norden der großen Insel, unser Ziel im Norden der Kleinen. So waren wir etwas über eine Stunde auf der einzigen, richtig großen Straße, an der Küste entlang unterwegs.

Wenn man schon mal ein Auto hat, muss man natürlich auch an einem der großen Supermärkte stoppen und ein paar schwere, oder auch schwer zu ergatternde, Sachen einladen. Für uns hieß das in diesem Falle, Milch, Saft und Rigatoni! Leider hatte auch dieser Carrefour nur noch drei Packungen und wir essen die doch so gerne zu Bolognese…  Nun ja, im Büdchen gegenüber gab es belegte Baguettes für mittags, das war auch schon gut. Eine, aus unserer Sicht, echte Abartigkeit der Essenkultur hier, sind übrigens die mit Pommes und irgendwelchem Fleisch oder Käse belegten Baguettes! Gibt’s das bei Euch auch?

Als wir uns dem Ziel näherten, rief Dominik an: Sie würden an der Straße auf uns warten und wir sollten bitte Hannah und die Hunde mitnehmen. Okay – aber wie viele Hunde hat er nicht gesagt! Es waren aber dann doch nur Boboule, ein besonderer Freund von Michel, und sein Bruder Noiro (natürlich ein schwarzer Welpe). Fünf Minuten später hielten wir an der Böschung eines wunderschönen Flüsschens. Dominik kam kurz danach im Pickup mit Hannahs Eltern und Bruder und weitern vier Hunden. Die Familie hat sich sichtlich gefreut, uns kennen zu lernen und jeder hat für mich und für JD, je eine Muschelkette zur Begrüßung mitgebracht. Sehr nett!

Domi hatte, sehr weise, einen Sonnenschirm und einen Plastikstuhl dabei. Ohne den Schirm hätte es diese Familie vermutlich nicht lange ausgehalten! Auch so, trotz Eincremens, sind wir nur knapp dem Sonnenbrand entwischt, während die Tahitiens stundenlang in der prallen Mittagssonne sitzen konnten.

Das Baden im Fluss war herrlich! Glasklares Wasser, mittig bis 1,50 m tief mit so starker Strömung, dass ich nicht gegen an schwimmen konnte. Vatern hat Aale mit ein paar Sardinenähnlichen, toten Fischen angelockt. Ziemlich cool zum Beobachten! Mit jedem Bierchen konnte er sich auch besser mit JD unterhalten. Allerdings weiß ich nicht so recht, welche Sprache sie eigentlich benutzt haben. Mit Mutter und Bruder, ging es bei mir jedenfalls fast nur mit Pantomime. Trotzdem hatten wir Spaß. Sie hatten zum snacken bissfeste Mangos, mit einem unglaublich rot färbenden, süßlich würzigen Pulver bestreut mit, ich hatte Babybel, weil ich mit dem Wachs noch was basteln will. Die arme Hannah hat einen der Käse aus der Plastikfolie gewickelt und dann herzhaft in die rote Wachshülle gebissen – Uarrgh. Und auch ohne Wachs, war die Mango tausendmal besser!

Gegen Vier waren dann alle müde gespielt und wir wurden noch für einen letzten Cafe zu ihnen nach Hause eingeladen. Interessant, so ein Heim bei dem man eigentlich keine Wände braucht. Der Hauptaufenthaltsort, war nicht der Bungalow, sondern der von Wellblech überdachte Bereich davor. Schutz vor Regen und Sonne, mehr ist ja nicht nötig. Ein riesiger Tisch – die Eltern haben 9 Kinder – und noch ein paar Sitzgelegenheiten, dazwischen die vielen Hunde und eine Hühnerfamilie.

Vorne JD und Dominik, hinten Hannah und ihr Bruder.

Vater hat uns Fotos von seinem selbstgebauten Auslegerboot gezeigt und erklärt, mit welch ausgeklügelter Technik, er durch farbig markierte Bojen, erkennen kann, ob ein großer Tuner am Haken hängt. Hannah hat stolz ihre eigene, kleine Holzhütte neben dem Elternhaus vorgeführt. Viele Fotos, Schuhe und Kissen, so wie es sich eben für Anfang zwanzig gehört! Sie studiert Bio an der Uni von Tahiti (1.300 Studenten) und war letztes Jahr, für ein Semester, in Nordfrankreich. Das hat ihr aber überhaupt nicht gefallen! Wetter und Männer waren so gar nicht das, was sie von zu Hause gewohnt war und mag! Kann ich mir ganz gut vorstellen. Arroganz ist den Polynesiern vollkommen fremd, was den Graben zwischen den vielen Franzosen hier, und den Locals, auch nicht gerade kleiner werden lässt.

Hannahs Vater

Der Abschied war herzlich – nächsten Sonntag sollen wir zu einem typischen Tahitianischen Essen wiederkommen. Wir freuen uns schon! Michel hat noch eine große Uru (Brotfrucht) geschenkt bekommen und ist dann, natürlich, auf dem Rückweg im Auto eingeschlafen.

Die Uru hat mich noch einiges an Arbeit gekostet, denn natürlich wollte er sein Geschenk auch essen! Die melonengroße Frucht hat weißes, extrem stärkehaltiges Fleisch, dass gerne als Beilage zu Fleisch- und Fischgerichten gegessen wird. Dafür wird sie normalerweise im offenen Feuer gebacken. Finde ich super, genau wie Maniok oder Taro, aber meine Männer mögen das leider nicht. Ganz davon ab, dass offenes Feuer in einer Marina, nicht so wirklich gern gesehen ist… Aber die Seglerin vom Nachbarboot wusste Rat: Lässt man Uru in der Sonne bis zur Matschigkeit reifen, werden sie süßlich und man kann Kuchen damit backen. Also habe ich, ohne Mixer, einen sehr rührintensiven, riesigen Kuchen gebacken. Einmal und nie wieder! Der Muskelkater war bemerkenswert, dass Resultat aber eher nicht. Immerhin, Michel mag ihn gerne und das war ja das Ziel der Übung. Er isst schon seit einer Woche daran.

Eine schöne Anekdote noch zum Schluss: Im Le Retro, gegenüber der Marina, essen wir mindestens einmal die Woche zu Abend. Von den meisten Angestellten wissen wir, wie viele Kinder sie haben und von welcher Insel sie stammen. Und sie wiederum, kennen unsere Geschichte. Zwei Tage nach dem Flussausflug, kam eine von den Netten, strahlend auf uns zu: wir wären ja mit ihrem Cousin unterwegs gewesen! Kurze Verwirrung, bis sie ihr Facebook zeigte. Da waren ganz viele Fotos von uns, die Hannahs Bruder gepostet hat und da die Welt hier sehr klein und überall vernetzt ist, weiß jetzt vermutlich die halbe Insel über unsern Ausflug Bescheid. Auch gut.