Ich sitze alleine mit den Kinder in einem Quarantäne-Hotelzimmer und bin etwas durcheinander. Nachdem ich meinen letzten Beitrag eben noch mal gelesen habe, kann ich überhaupt nicht glauben, dass ich das erst gestern Vormittag geschrieben haben soll!
Was mache ich eigentlich hier? Ich sollte mit meinem Mann und dem Rest der Crew ausgiebig feiern, dass wir diese, echt schwierige und anstrengende Pazifik Passage, so gut gemeistert haben! Statt dessen sitze ich hier und mache mir größte Sorgen, was in den nächsten Tagen passieren wird.
Aber der Reihe nach: wir nähern uns also Brisbane und der davor liegenden Morton Bay. Nachmittags kann ich endlich rufen: „Land in Sicht! Land ahead!“ Die Gegenströmung ist ordentlich und wir müssen permanent motoren. Groß und Genua stehen noch, damit auch die kleinste Brise mithilft. Um uns rum türmen sich wieder dicke Gewitterwolken auf und als wir nahe genug sind, um den Funk mithören zu können, wird auch dort eine Gewitterwarnung rausgegeben.
Durch einen Schauer müssen wir durch, aber das gewitterige Grau bleibt hinter uns zurück. Als es dämmert, nimmt die Strömung langsam ab. So soll es auch sein. Wir erreichen die ersten Fahrwassertonnen und Down Under erstrahlt in wunderschönem Abendrot. Hinter uns zucken die ersten Blitze in einer dicken dunklen Front, aber für Brisbane, tönt es aus der Funke, ist die Gewitterwarnung aufgehoben.
Dann geht plötzlich der Generator aus. Zu heiß! Verdammt! Die Batterien haben nur knappe 60%, damit kommen wir nicht weit. In fliegender Eile macht JD den Motorraum und die Isolierung des Mistdings auf und der große Ventilator wird mit einem Verlängerungskabel, davor postiert. Zum Glück regnet es nicht.
Erster Startversuch nach 5 Minuten, zweiter nach 10. Kein Erfolg, Plan B muss her. Der Käptn funkt die Coast Guard an: Sailing Vessel JaJapami, bei Tonne NE1, muss Notankern. Wo können wir hin? Eine super kompetente und nette Frau bei Brisbane VTS, die maritime Verkehrssteuerung, nimmt sich der Sache an, während JD es noch einmal versucht.
Ich denke immer abwechselnd: verdammt, warum so kurz vorm Ziel und Gottseidank, hier ist Hilfe nicht weit, es kann nicht wirklich was passieren.
Dann springt er endlich doch wieder an! Wir geben Entwarnung, düsen weiter und Carlos und Julie zaubern aus allen verbliebenen Resten ein super letztes Dinner auf dem Meer. Danach bin ich völlig fertig und kann nur noch ein Weilchen auf dieses unglaubliche Wetterschauspiel, weit hinter uns starren. Ich habe noch nie so viele Blitze in, und aus den Wolken kommend, gesehen! Wäre das in einem Film, hätte ich gesagt: total übertrieben und unrealistisch!
Der Generator und die Männer halten durch, während ich die Flussdurchfahrt verschlafe.
Es ist doch echt unglaublich, dass bei unserem wirklich guten, elektrischem Antriebssystem die einzige echte Schwachstelle ein Verbrennungsmotor ist!
Gegen vier Uhr morgens erreichen wir die Marina. Es ist dunkel und ein kalter Wind weht. Wir positionieren die Fender und JD parkt, trotz all der Strapazen, die Pami sahnemässig rückwärts in unsere Box ein. Tag 30 ist angebrochen und wir sind da. Endlich!
Und nun, sind wir in dieser unglaublich miesen Lage, dass die Hotel- und Queensland Health Verantwortlichen angabegemäß kein Zimmer für vier Personen hätte und sie daraufhin angewiesen haben, die Familie zu trennen!
Jetzt sind wir hier in zwei getrennten Quarantänezimmern eingesperrt!! Wir werden das nicht hinnehmen. Ein oder zwei Tage ist das absolute Maximum, das zu hinzunehmen. Leider war natürlich auch noch Samstag als wir einquartiert wurden, so dass weder in der Botschaft noch bei den Anwälten oder höheren offiziellen Stellen jemand erreichbar ist. Aber das ändert sich am Montag. Unsere australischen Segelfreunde auf Dunracin haben sogar schon die Sache an die Presse gegeben. Mal sehen, wie es sich die Situation entwickelt.
Wie wir mitten in der Nacht vom unserem Schiff gescheucht und totmüde mit diesen irrsinnigen Quarantänearragements konfrontiert wurden, schreibe ich in einem nächsten Blog!
Bravo les JAJAPAMI et tout son équipage ! Formidable. Désolé pour cette arrivée indigne. Bon, de toutes les façons, vous savez ce que la plupart des français pensent maintenant des australiens… Nous espérons que vous allez vite sortir de cette pitoyable situation. Vive les JAJAPAMI, vive l’Allemagne, vive l’amitié… Nous vous embrassons très fort. Corinne, Teva, Maui & I
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Liebe Jana, ich habe jetzt den ganzen Blog eurer Überfahrt an einem Stück meinem Prinz laut vorgelesen. Super toll geschrieben. Mach ein Buch draus!
Alles Liebe von Yvonne und Helmut von don‘t sink please
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Danke Yvonne, das höre ich aber gerne! 😀 Ob ich das in 13 Tagen fertig kriege? 🧐 Ich hab ja jetzt reichlich Zeit hier…
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Bravo an die ständige und wechselnde Besatzung der Jajapami! Ihr habt es geschafft! Die Quarantäne schafft ihr-hoffentlich bald zusammen auch noch und dann lasst die Korken knallen. Freue mich für euch, daß ihr wohlbehalten diesen Weg geschafft habt. Grüße aus dem Regen. Daniel
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Gratuliere! Wir halten die Däume dass ihr bald wieder normal zusammen leben kōnnt.
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