Neuseeland ungeschminkt

Coromandel, Hot Water Beach

Menschen die sich mit einer solchen Begeisterung und Enthusiasmus in den Sand wühlen, wie sonst nur der Maulwurf Grabowsky auf einer grünen Wiese, sind total nett und witzig anzuschauen!

Es ist aber auch wirklich cool, (oder besser „heiß“) wenn sich bei Ebbe das kühle Meer zurückzieht und man die Wärme durch den Strand dringen spürt.

Eine vulkanische Quelle fließt unter dem Sand ins Meer und erwärmt einen Bereich von etlichen Quadratmetern. Man kann sich kleine Spaten mieten und damit seinen privaten Whirlpool buddeln. Oder man baut einfach eines der vielen, vorhandenen Löcher weiter aus – was den Charme hat, dass man schon vorher eine Ahnung von den lokalen Temperaturen bekommt. Die kann nämlich locker zwischen 30 und 60 Grad variieren!

Ich habe eine Gruppe Holländer gesehen, die unbedacht in eine große, freie Grube gesprungen sind und augenblicklich, laut quietschend, und mit roten Füßen und Kehrseiten, wieder raushüpften! Tja, hatte halt seinen Grund, warum dies der einzige unbesetzte Krater war… heiß, heiß, heiß!

Campiert haben wir wieder auf einem der tollen Holiday Parks, die mit Spielplätzen, Hüpfkissen und Pools, bei unseren Jungs sehr beliebt sind!

Übrigens ist das Essen hier auch ganz wunderbar: Grünlippmuscheln (eine Variante von Miesmuscheln), Austern, Lachs, Lamm natürlich und wunderbares Obst und Gemüse, sind meine Highlights.

Weiter ging’s mit einem Besuch in Hobbiton. Ja, man kann hier wirklich, als Mensch, durch das Auenland der Hobbits wandeln!

Die Filmkulisse von The Shire befindet sich auf einer Schafffarm bei Hamilton. Nachdem der Herr der Ringe abgedreht war, verfielen die Kulissen, und immer wieder sind Fans dort unerlaubt eingedrungen. Als man für den Hobbit nun wieder dort drehen wollte, hat der Farmer die Bedingung gestellt, dass die Hobbithöhlen solide und für mindestens 50 Jahre haltbar gebaut werden müssen.

Gesagt, getan und der Farmer muss nun ein reicher Mann sein, denn jährlich wird die unglaubliche Summe von mehr als 500.000 Touristen durch die kleinen Hügel geschleust, nur in Touren und die kosten mehr als 50 Euro pro Person!

Et is aber schön da, janz ehrlisch!

Und es war das beste Erlebnis bislang.

Zum Abschluss noch ein paar Kommentare zu NZ, wie wir es bislang gesehen haben. (Das heißt, der mittlere Teil der Nordinsel.)

Die Landschaft hier ist wirklich wunderschön, aber auch hier wird Schafe zählen nach ein paar Tagen langweilig.

Die Kleinstädte sind leider total verbaut und ohne Charme. Überall Asphalt, keine Fußgängerzonen, reizlose Gebäude mit riesigen Reklameschildern und auch die bestbewerteten Restaurants, wirken eher wie Fastfoodbuden.

Dazu sitzt man gerne bei laufendem Motor im Wagen und telefoniert. Umweltschutz ist hier offenbar noch nicht so richtig angekommen.

Die Bungalows, oft im Kolonialstil, in denen hier viele wohnen, sind sehr niedlich, wirken aber, mit ihren super adretten Gärtchen ringsum, ehrlich gesagt ein wenig spießig. Viele Details sind total antiquiert: Einfachverglasung, keine richtige Heizung oder Isolierung, Wasserhähne in warm und kalt getrennt und nirgendwo Solarzellen – und das bei der Sonne!

Andererseits: Kiwis scheinen nie zu frieren! Flipflops, Shorts und T-Shirts, ob nun bei 13 oder 23 Grad. Alles ist cool, awesome und easy. Und alles ist sauber, vor allem die öffentlichen Toiletten, die es überall gibt! Trinkwasserspender an jeder Ecke und Tabwater überall gratis – einfach super.

Man mag mir nachsehen, wenn es ein bisschen negativ klingt. Nach einer wunderbar sonnigen Woche, regnet es seit heute Morgen ununterbrochen. Es ist wieder kühl geworden und Pauli hat sich nun auch meine Erkältung eingefangen und liegt mit leichtem Fieber im Bett. Zum Glück wusste der Käpt’n ums Wetter und hat uns in einer netten Motel-Unit auf einem schönen Campingplatz einquartiert.

Das Bier, das ich gerade bekomme, schmeckt auch hervorragend – könnte also schlimmer sein…

Und es ist eines der Ersten, die in Mehrwegflaschen angeboten wird. Sonst wird hier SEHR viel Plastik als Verpackungen genutzt, was uns auch sehr überrascht hat. Wir dachten, Deutschland sei Verpackungsmeister, aber hier ist es noch krasser. Müll wird hier teilweise getrennt, aber es gibt immer noch „land fills“ wo Müll einfach vergraben wird. Vieles scheint hier eben noch wie vor 30 oder 40 Jahren.

Nachtrag: Ein paar Tage nachdem der Blog geschrieben war, waren wir im Auckland Zoo und haben dort folgendes Schild mit einer traurigerweise unsere Eindrücke bestätigenden Botschaft gefunden:

New Zealand going naked oder 90% des ursprünglichen Waldes sind unwiederbringlich zerstört 😥

Und im Auckland Museum gab es die Nachricht, dass seit 1840 die Maori 96% (!!!) des Landes an die Einwanderer verloren haben. Es gab Ende der 1970er noch Landversteigerungen von Maori-Land. Alles ziemlich traurig.

Zu Hause bei der ROGUE Crew

ROGUE und JaJapami

Seit drei Tagen wohnen wir bei den Tuckers. Wir haben zusammen den Atlantik überquert, unsere fünf Jungs sind gemeinsam durch die Inselwelt der Ostkaribik getobt und 2018, im Mai, lagen wir ein letztes Mal gemeinsam vor Anker in der Dominikanischen Republik. ROGUE ist damals recht zügig in den Pazifik gesegelt und war nach eineinhalb Jahren Gesammtreisezeit zurück in ihrem Heim an der Ostküste der Nordinsel.

Happy Helloween: zu ersten Mal machen unsere Jungs Trick or Treat

Jetzt, nach so langer Zeit, sind wir tatsächlich hier bei ihnen und es fühlt sich so richtig familiär an! Das Haus liegt an einem kleinem Meeresarm, vom Garten geht ein Steg ab, an dem das Boot der Eltern liegt. Ringsum Natur pur und vereinzelte Nachbarn. Was für ein Fleckchen Erde zum Leben!

Die Natur hier, überrascht mich in wenig. Ich hatte sie nicht so — europäisch erwartet. Im grünen Rasen unter den Eichen blühen die Gänseblümchen, Butterblumen und Löwenzahn und dazwischen hüpfen Spatzen und Amseln. Die Vorgärten sind mit den selben Ziersträuchern und Frühjahrsblumen bepflanzt wie daheim und vor dem Haus schwimmen die Stockenten. Ein oberflächlicher Blick auf die Landschaft, könnte einen vermuten lassen, durchs Sauerland oder durch Bremen zu stromern.

Schaut man allerdings genauer hin und fährt und wandert durchs Outback, sieht man die Ursprüngliche Vegetation, die geprägt ist durch mächtige, endemische Kiefern und Baumfarne.

Die Baumfarne finden sich auch in Polynesien, aber nicht in so gigantischen Ausmaßen! Wir sind durch ganze Wälder gelaufen, die ihre Kronen in bestimmt sieben Metern Höhe ausbreiteten. Sehr faszinierende Gewächse.

Was einem hier, im wahrsten Sinne des Wortes, noch in die Augen sticht, ist die Sonne! Wir sind lange am Äquator herumgesegelt und haben Monate unter der Sonne Polynesiens verbracht, aber es war niemals so klar, so stechend, wie hier. 15 Grad und eiskalter Wind, aber sobald du in die Sonne kommst, fühlst du dich wie ein Steak auf der Sizzle-Zone!

Wer den Herr der Ringe, oder den Hobbit gesehen hat, weiß wie die Landschaft hier aussieht: unendlich weite, grüne Hügel, gespickt, wahlweise mit Schafen oder Rindern. Flüsse, Schluchten und Wasserfälle neben, oder durch urtümliche, dichte Wälder. Sehr imposant!

Ein Wald aus Baumfarnen

Wie immer sind wir schneller gereist, als ich einen Blog fertig stellen kann. Mittlerweile sind wir mit einem kleinen Camper unterwegs und ich kann schon einmal verraten, dass es im nächsten Blog um menschliche Maulwürfe im heißen Sand und Hobbithöhlen gehen wird…