Rangiroas zauberhafter Süden

Bevor es Richtung Süden ging, hatten wir noch mal richtig Glück beim Einkaufen: Ananas, Mangos, Bananen und Trauben – wunderbar! Daher war die Stimmung bestens, als früh Morgens der Anker aufgeholt wurde. Noch vor dem Mittagessen tauchten auch noch drei Große Tümmler auf und haben vor unserem Bug ein Weilchen mit uns geschäkert. Die großen Meeressäuger wirken sooo wach und intelligent, wenn sie sich, knapp unter der Oberfläche auf die Seite drehen, um uns auf kürzeste Distanz, mit einem großen Auge, genau zu mustern.

Kristallklares Wasser und weite Sandflächen mit vereinzelten Korallenblöcken, bieten einen wunderbaren Ankerplatz vor dem Motu Ai Ai. Es gibt weit und breit keine Wohnhäuser. Für die paar Tagestouristen, die hin und wieder mit kleinen, schnellen Booten hergebracht werden, ist ein hübscher, schlichter Picknickplatz eingerichtet und auf dem Inselchen nebenan, ist eine der üblichen Hütten für die Copra Herstellung. Ein paar Matratzen auf einem Podest, eine einfache Kochstelle, ein großer Wassertank und Werkzeuge. Mehr brauchen die Männer nicht, die ab und an zur Kokosernte herkommen. (Copra ist das getrocknete Nussfleisch, aus dem später Kokosöl hergestellt wird.)

Mit Michel zusammen erkunde ich den Bereich um die Hütte. Wir wollen nicht neugierig sein, sondern suchen etwas: Aha! Da am Strand ist er! Ein langer Metallspieß, tief in die Erde eingegraben. Das einzig ware Werkzeug, um die Kokosnuss aus ihrer dicken, faserigen Schale zu pellen. Mühsam schälen wir drei Nüsse, um sie später an Bord trinken zu können und Kokosmilch herzustellen.

Nachmittags erkunden wir die Lavaküste. Hierfür ist dieser Bereich Rangiroas schließlich bekannt! Die erstarrte Lava hat bizarre Formen angenommen. Wir tasten uns – natürlich mit Wasserschuhen – durch ein richtiges, mannshohes und sehr scharfkantiges, Labyrinth. Mal sind die Tümpel flach und ganz warm, mal kühler und durch Kanäle mit dem Ozean verbunden. Ein toller Ausflug!

Auch in den nächsten Tagen besuchen wir mit dem Dingi immer neue Lagunen und Mini-Pässe, bis es Zeit wird, einen neuen Ankerplatz zu suchen.

Neben dem Wind, sind die Haie der Hauptgrund für den Ortswechsel. Anfangs waren es nur fünf, die, wie immer, einen riesen Bogen um uns gemacht haben, sobald wir ins Wasser gesprungen sind. Dann hat der Käpt’n seine Superbolognese gekocht und zu unseren vegetarischen Abfällen, mischten sich Fleischsaft und Hackkrümelchen ins Abwasser. Kurze Zeit später hatte sich die Zahl der Raubfische verdreifacht! Am nächsten Morgen sind wir zögerlich die Badeleiter runter – und gleich wieder hoch, als der nächste Black Tip nicht reißaus nahm, sondern auf uns zu kam! Wie bei wilden Hunden sind einzelne Streuner harmlos bis feige, aber vor einem ganzen Rudel auf Futtersuche, nimmt man sich besser in Acht!

Bevor wir zurück zu unserm Basislager, dem Ankerplatz vor dem Dorf, gesegelt sind, hat uns auch mal wieder ein Seglerschicksal ereilt: Um 2.36 Uhr sprang auf einmal die Backbordbilgepumpe mit lautem Warngepipse an: Wasser im Schiff!! Und zwar Viel! Süß oder salzig? Süß, außerdem ist unser Tank fast leer! Mist verdammter, wo ist das Leck?

Während JD den Haupthahn zudreht, erlausche ich die Quelle: der Druckbehälter unter dem Bett ist durchgerostet und mit drei Bar schießt ein dünner Strahl unseres kostbaren Wassers heraus… Man man man. Am nächsten Tag stopfen wir das Loch mit Sikaflex, Silikonmatte, Brettchen und Schraubzwinge. Das wird wohl bis Tahiti halten.

Zur Blauen Lagune von Rangiroa

Man man man. Diese seitliche Welle und das ständige gerumpse geht mir vielleicht auf die Nerven! Wir sind in einem Atoll, nicht auf hoher See, und müssen trotzdem seit Stunden gegenan Motoren!

Selber Schuld! Wir wollten ja unbedingt zur Blauen Lagune und haben schon wieder der Wettervorhersage vertraut – obwohl wir es mittlerweile besser wissen müssten…

Seit 10 Tagen sind wir in Rangiroa, dem großen Nachbaratoll von Tikehau, und haben sehr das „Etwas Mehr“ an Zivilisation genossen. Mehrere kleine Supermärkte mit Joghurt, Käse und frischem Gemüse, die Möglichkeit Abends Essen zu gehen und ein ruhiger Ankerplatz, waren wunderbar.

Gesellschaft haben wir auch gefunden. Zwei Schiffe aus Tikehau sind mit uns rübergesegelt und mit neuen Bekannten gab es mal einen Sundowner und mal ein Abendessen.

Wolfgang und Maria fanden wir besonders nett und haben sie daher zu einem Tagesausflug auf der Pami eingeladen. Vier Stunden waren wir bis zur Blauen Lagune unterwegs. Ein wunderbarer Tripp quer durch das Atoll, mit perfekten Wind für den Genaker. Das große Tuch hatten wir seit Ewigkeiten nicht mehr aus der Segelkiste geholt und ich meine, ein glückliches Wispern gehört zu haben, als es sich endlich wieder entrollen durfte!

Zwischen den vorderen und den hinteren Motus liegt die Blaue Lagune

Leider endete die Wunderbarkeit auch in dem Moment, als wir den Genaker wieder eingeholt haben. Die Lagune, die sich in einem sehr breiten Abschnitt des Ringatolls gebildet hat, sah wirklich wunderschön aus, aber als wir versucht haben, uns mit der Pami zu nähern und einen Ankerplatz zu finden, wurde es zunehmend ungemütlich. Im geschützten Süden, wo wir gerne gelegen hätten, fand sich ein flächendeckendes Korallengebirge unter Wasser. Kein Fleckchen Sand zum ankern, dafür aber viel Adrenalin im Blut, denn es könnte jeden Moment zu flach für uns werden und alle haben die ganze Zeit konzentriert ins Wasser gestarrt, um einen zu hoch gewachsenen Korallenkopf, möglichst frühzeitig zu spotten.

Also vorsichtig zurück zur östlichen Grenze. Hier hatte sich aber mittlerweile eine ordentliche Windwelle aufgebaut und eine annehmbare Sandflächen fand sich auch nicht. Half aber alles nichts, wir mussten dableiben, denn unsere Gäste waren mit einem Taxiboot verabredet, das sie genau jetzt, hier irgendwo einsammeln sollte. Also Augen zu und den Anker auf sieben Meter fallen lassen, in der Hoffnung Sand zu treffen und sich nirgendwo zu verhaken. Auf sieben Meter kann ich auch immer noch runtertauchen und irgendwelche Kettenmanöver starten, falls es nötig wird.

Nachdem das Wassertaxi tatsächlich fast pünktlich unsere Gäste übernommen hat, sind auch wir ins Dingi und haben die heftig schaukelnde Pami sich selbst überlassen. Leider haben wir es nur bis an den Rand der Lagune geschafft. Erst wären wir fast auf ein Riff gebrettert und dann wurde es so flach, das ich ausgestiegen bin und gezogen habe. Eigentlich kein Problem, aber wenn man statt Wasserschuhen nur Flossen zum Schutz der Füße hat, muss man halt Rückwärts gehen – es gibt eindeutig bequemere Arten der Fortbewegung.

Das Planschen dort, war ganz nett, aber den schaukeligen Abend, und die noch schaukeligere Nacht nicht wert. Morgens haben wir schnell die Kurve gekratzt, bevor sich noch mehr Welle aufbauen konnte. Dennoch sitzt ich jetzt hier und kann nur froh sein, nicht seekrank zu werden…

Zwei Tage später

Natürlich hat alles ein Ende und sooo schlimm war es, im Vergleich zu anderen Törns dann auch nicht. Nachmittags haben wir gut geschütz vor dem Schwell, am Nordost-Zipfel von Rangiroa geankert und wunderbar an fast unberührten Riffen geschnorchelt.

Das Atoll von Rangiroa umschließt übrigens eine Fläche von ca. 1600 Quadratkilometern. Der Bodensee hat im Vergleich nur etwa 500! Wir könnten hier also noch lange rumschippern, ohne alles gesehen zu haben. Wollen wir aber gar nicht. Wir bleiben noch ein Weilchen und dann machen wir uns auf den Weg zurück nach Tahiti und den Gesellschaftsinseln. Scheinbar habe ich nie deutlich genug geschrieben, dass wir Hawaii, aufgrund des kaputten Generators, leider ganz aufgeben mussten. Daher sei es an dieser Stelle noch einmal erwähnt.

Morgen geht es weiter zur „Riffinsel“, mal sehen wie es dort wird!