Vier Abenteuer!

Paul rettet die Pizza

Wenn wir Pizza bestellen, wird die leider nie bis zur Tür geliefert. Bootsbewohnerschicksal. Man muss also den Lieferdienst bitten, dass er rechtzeitig anrufen soll, damit wir Zeit haben an Land zu fahren um sie entgegenzunehmen. Passiert das nicht, muss man sofort losrasen, damit nichts kalt wird und dafür sollte das Dinghi am besten schon parat liegen.

So geschehen vor kurzem, bei ordentlich Wind und auslaufender Tide. Der Anruf kommt: die Pizza ist schon am Dock! JD springt auf, löst den Festmacher, springt ins Dinghi und will den Zündschlüssel drehen. Leider steckt der aber nicht…

Ich bin derweil unter Deck und höre die ersten Rufe nicht. Und die Jungs? Die spielen Minecraft. Die würden nicht mal das Eintreffen eines Plesiosaurus mitkriegen, wenn er ihnen dabei nicht auf die Schultern klopft.

Als ich hochkomme, schallt das „Jana!!! Die Schlüssel!“ schon aus ziemlicher Entfernung über die Bucht. Ich versuche sofort hektisch die lange Schwimmleine auszubringen und gleichzeitig die Schlüssel zu suchen und die Kinder zu aktivieren. Derweil rudert der Käpt’n mit aller Kraft gegen die viel zu starke Strömung an und treibt längst ausser Reichweite der Leinen. Trotzdem schicke ich Paul, mit dem Schlüssel, auf das angeleinte Schwimmding, dem Dinghi entgegen. Einfach weil mir grade nichts besseres einfällt. Von JD kommt die rettende Idee: „Das Kayak!!!“ Also rase ich mit Michel zum Bug, löse die Befestigungen und wir schleppen es, so schnell es geht, zum Heck ins Wasser. Jetzt noch das Paddel, dann könnte ich los.

Paul hat aber zeitgleich schon das einzig Richtige getan und ist umstandslos, mit dem Schlüssel in der Hand, ins Wasser gesprungen und schwimmt seinem Papi entgegen. Die Strömung ist mit ihm, trotzdem sind 150 m kein Pappenstiel und die beiden nähern sich nur langsam.

Bevor ich einsteigen kann, sehe ich wie der Nachbarlieger hinter uns die Scene gebannt beobachtet und schon mit einem Fuß im Beiboot, bereit zur Rettung ist. An seiner Haltung kann ich die einsetzende Entspannung erkennen. Er ist näher dran und sieht, dass Paul es schaffen wird. Beruhigt entspannen auch Michel und ich uns und beobachten, wie JD den langen Festmacher in Pauls Richtung wirft. Dafür muss er aber kurz aufhören zu paddeln und der Abstand vergrößert sich wieder! Unter Aufbietung der letzten Kräfte schaffen sie es dennoch und Paul wird an Bord gezogen. Wir jubeln, während das Dinghi startet und empfangen den kleinen Held mit einem dicken Handtuch, während der Käpt’n mit voll Speed der wartenden Pizza entgegen rast.

Selten haben sich zwei von uns ihr Abendessen so hart verdient! Und die Position des Dinghischlüssels wird seitdem mit Argusaugen überwacht!

Wir werden gerammt

Vor unserem Ankerplatz in Rose Bay liegt der Woollahara Sailing Club. Oder andersherum, wir ankern gerne nahe bei dem Club, da wir alle den selben Anleger für unsere Schlauchboote nutzen. Sein Angebot ist riesig, man kann praktisch alle Arten kleinerer Segler mieten und auch jegliches Surfequipment. Dazu kommen Segelkurse, vor allem für Schulkinder, die schon Wochen im Voraus ausgebucht sind. Das weiß ich, weil ich die Jungs gerne in so einen Kurs gesteckt hätte, aber das sollte nicht sein.

Vor allem die ganz Kleinen, so sechs bis achtjährig, sind niedlich und cruisen oft in ihren Optimisten um uns rum. Eins drüber sind die Jollen, mit zwei oder drei Kids, so um die zwölf Jahre besetzt. Immer sind Schlauchboote zum anleiten und aufpassen mit dabei.

Manchmal sind alle Aufpasser auch noch ziemlich jung und nehmen es entsprechend locker…

So auch letzte Woche: Ein Rudel Kids in Jollen und die Bojen für den Übungskurs bemerkenswert nah an der Pami. Dazu viel Wind in Böen – man ahnt schon Übles. Zum Glück waren wir an Bord und haben viel Gekreische, Kenterungen und kaum kontrolliertes Gedrängel halb amüsiert, halb besorgt beobachtet. Plötzlich besonders lautes Gequietsche und Hilfeschreie direkt an steuerbord! Bevor wir irgendwie reagieren können, brettern uns drei kleine Mädchen volle Lotte in die Seite! Ich hechte zur Reling und starre in zu Tode erschreckte Hasengesichter, die langsam von uns wegdriften. Auf meinen Ruf ob alles okay wäre, gibt es zögerndes Nicken. Außer dem Schreck ist den Mädels nichts passiert. Aber die Pami hat ein paar hässliche Schrammen mitbekommen. Ausgerechnet der graue Zierstreifen, den ich im Winter so mühsam neugemacht hatte, ist ordentlich zerschrammt. Ich könnte heulen. Außerdem eine Macke im Gelcoat, die bis in Fiberglas geht. Da kann Wasser einziehen. Nicht gut.

Ein junger Guide kommt besorgt gucken und wir machen beide Fotos von den Schäden. Beim wegfahren hören wir ihn einer Kollegin zurufen: Nur ein paar Kratzer, nicht weiter schlimm. Der hat ja keine Ahnung! Um den Streifen fachmännisch zu ersetzen, muss die Pami aus dem Wasser, dazu noch Material und Arbeitskosten – das ist wahrlich keine Kleinigkeit.

Das Ende vom Lied? Ist noch nicht geschrieben. Der Club ist versichert und hat den Schaden anerkannt. Jetzt warten wir, dass sich die Versicherung meldet und werden sehen, wie und wo das repariert werden kann. Dabei braucht ein Boot eigentlich keine Hilfe um kaputt zu gehen! Das macht es ständig, an allen Ecken um Enden und ganz von alleine… Grummel, grummel.

Dashas Party

Eigentlich wollen wir an Dashas Geburtstagspicknick schon auf dem Weg nach Norden sein. Aber der Wind meint es, netter weise, anders. Die Beiden wohnen in Manly, das liegt am nördlichen Ausgang von Sydney Harbour, eine gute Stunde von unserem Ankerplätzchen entfernt.

Als klar wurde, dass wir noch da sein würden und die Gesellschaft nicht allzu groß ist, haben wir uns überlegt, dass es vielleicht ein nettes Geschenk wäre die Pami als Location zur Verfügung zu stellen. Da die Gastgeber dies auch fanden, haben wir uns also am Samstag morgen aufgemacht und gleich vor Shelly Beach in Manly geankert.

Ein hübsches Fleckchen direkt am Pazifik, einigermaßen gut durch ein Riff geschützt. Noch während ich den Anker fallen lasse, erkenne ich Matthias, der vom Strand aus auf uns zu schwimmt. Wir sind das einzige Boot – ist wohl nicht schwer uns zu finden.

Es fühlt sich alles irgendwie nach Urlaub oder Wochenende an, woran man erkennt, dass auch wir sonst so unsere Alltagsroutine haben.

Es wird ein schöner Tag: Das Picknick ist reichlich, die Gäste international und gut gelaunt. Schottland ist vertreten und England, China auch und ein Kiwi neben uns Deutschen und Dasha aus der Ukraine.

So richtig abenteuerlich wird dieser Tag nicht, trotzdem hat er sich einen Platz in diesem Blog verdient. Viele kleinere Dinge kommen zu sammen, wie zum Beispiel die Qualleninvasion des Tages, die einigen von uns die Lust am Baden versauert. So viele Mondquallen, die zum Glück kaum nesseln, hat hier noch keiner von den Ortsansässigen gesehen! Mat, Jacy und die Jungs stören sich nicht dran und planschen vergnügt. Dann machen sich die Männer auf dem Schwimmding und im Kayak auf, in die Surfwelle am Riff. Der Rest der Crew hat was zu gucken und am Ende bekommen wir ein schickes neues Kayakpaddel, da unseres diese Exkursion nicht überlebt hat. Danke Jacy!

Wir beschließen den Abend gemütlich und bringen irgendwann die letzten Gäste an den Strand zurück. Auch das ist ein bisschen abenteuerlich, genau wie es das Einsammeln war, denn Pamiti, unser großes Dinghi, durch einen Pulk Badegäste oder in finsterster Nacht, so auf den Strand zu manövrieren, dass keiner patschnass wird und wir nicht im Sand stecken bleiben, ist gar nicht so einfach.

Dann gibt es noch launige Überlegungen an Bord, ob man noch nachts, müde und angeheitert zurück motoren soll, oder lieber die Nacht im immer stärker werdenden Schwell verbringt? Der Schwell gewinnt, die Nacht ist durchwachsen. Aber was will man machen? So ist halt das Leben an Bord. Und nach dem, ich weiß nicht wievielten Abschiedsfrühstück mit Mat und Dasha, geht es zurück zur Rose Bay und damit direkt in das nächste, wesentlich spannendere Abenteuer!

Pamiti in Seenot

Sonntag vormittag, wir haben gerade Dasha und Mat am Strand abgesetzt und der Schwell ist schon recht bemerkenswert.

Keine Chance Pamiti hinten and den Davits hochzuziehen, es würde bei jeder Welle, während des Hochziehens, viel zu heftig in die Leinen einrucken! (Davit: kleiner Kranträger am Heck mit Seilzügen.) Also hängen wir es an die neue, lange Schwimmleine, um es hinter uns herzuziehen. Haben wir schon hundert mal gemacht – aber immer an der alten Leine…

Es ist etwa eine Stunde Fahrt, bis zu unserem ruhigen Plätzchen in Rose Bay. Um das Kap rum in die Einfahrt von Sydney Harbour läuft alles easy. Aber ich traue der neuen Leine nicht wirklich. Sie ist dünner als die alte und sieht schon nach ein paar Monaten leicht angescheuert aus. Die Verkäuferin hat natürlich Stein und Bein geschworen, das die Bruchlast für unsere Zwecke völlig ausreichend ist. Aber wer weiß!

Auf jeden Fall sind meine Sinne geschärft und nehmen denn auch in der Küche das leise PRRRgnn und den kleinen Ruck im Schiff wahr. Zwei Sekunden später hole ich die Schleppleine ohne jeden Wiederstand ein und Pamiti treibt langsam davon. „JD!! Das Dinghi ist ab!!!“ Mir rieselt das Adrenalin einmal durch und durch während die Pami schon in die Kurve geht und ich höre wie der Käpt’n die Genua einrollt. Wie angelt man dieses schwere Schlauchboot am besten, ohne das irgendwas kaputtgeht? Wenn der hochgestellte Motor an JaJapami entlangschrammt, haben wir noch mehr fette Kratzer und wenn ich das Dinghi an der falschen Stelle erwische, verbiege ich womöglich den Gashebel oder so was!

Mit Enterhaken und Festmacher in der Hand, weise ich die Kinder auf ihre Positionen, während Pamiti langsam Backbord längsseits kommt. Backbord: das heißt JD kann nicht einsehen was wir tun – das macht es nicht einfacher.

Ich entscheide mich, ganz hausfraulich, fürs Häkeln: Leinenschlaufe über den ganzen Steuerstand werfen und, während Paul das lose Ende hält, mit dem Enterhaken durch den Edelstahlbügel häkeln. Michel hält derweil den Motor in Auge. Es gelingt im dritten Versuch: Pamiti ist provisorisch gesichert!

Aber so können wir nicht fahren und bei dem Seegang haben wir auch kaum eine Chance die Schleppleine wieder an der Öse ganz unten anzubringen. JD entscheidet prompt: er fährt das große Boot, ich das kleine. Wir treffen uns am Ankerplatz. Schluck. Na gut, ist wohl die beste Lösung. Schnell schnappe ich mir Sonnenbrille, Hut und Funkgerät und springe beherzt ins Dinghi.

Diesmal steck der Schlüssel zum Glück und wir lösen sofort die Leinen, damit nicht doch noch was kaputt geht. Motor starten und ein Blick in die Runde: da ist der Ozean, aber… „JD! Wo muss ich hin?“ „Nach Rose Bay!“. Toll. Das weiß ich auch, aber ist das jetzt da hinten links, oder wo? Kein Telefon und die Funke liegt immer noch auf den Stufen der Pami. Nun gut, das werde ich schon finden, im Notfall muss ich der Küstenlinie folgen und Umwege machen. Also gebe ich langsam immer mehr Gas, bis Pamiti mit dem Bug runtergeht und ins Gleiten kommt. 12 bis 16 Knoten vielleicht. Geht gar nicht! Ich fliege über den nächsten Wellenkamm und krache dahinter ins Tal das es nur so rumst. Gas weg und nochmal schön vorsichtig, Schrittgeschwindigkeit ist prima, aber dann brauche ich ewig und werde mich total verbrennen. Außerdem ist um mich rum wieder eine Segelregatta und ich muss oft und schnell ausweichen können. Mittleres Tempo mag Pamiti nicht, weil es dann nicht gleiten kann und der Motor in den Wellen jault. Um es kurz zu machen, es wird ein sehr ungemütlicher Tripp und ich bin heil froh als ich Rose Bay erreiche, die See sich glättet und keine Rennsegler mehr um mich rum sind.

Am Dock angekommen lasche ich den Festmacher neu, breite die Wachstuchdecke, die immer an Bord ist, über mich um der Sonne zu entkommen und warte auf die Pami. Die waren unter Segeln natürlich viel langsamer als ich und mussten auch mit der Regatta im Gegenverkehr klar kommen.

Kein Grund sich Sorgen zu machen. Selbstverständlich ist der Käpt’n dem voll und ganz gewachsen, aber wir sind es einfach nicht mehr gewöhnt so getrennt voneinander zu agieren und ich bin ein wenig unruhig. Natürlich kommt sie schließlich ganz friedlich um das letzte Kap gesegelt. Ich beobachte noch, wie die Genua geborgen wird und fahre ihr dann entgegen um, wieder an Bord geklettert, zu helfen den Anker zu setzen.

Außer leicht geröteten Schultern ist nichts passiert, aber ich bin kaputt wie nach einem Marathon. Gut das solche Stunts gewöhnlich nicht an der Tagesordnung sind!

Die letzten paar Tage in Rose Bay sind friedlich. Am Mittwoch speisen wir noch ein letztes, wunderbares Abendessen bei unserem indischen Lieblingsrestaurant Jewel on the Bay und werden herzlich verabschiedet. Mr Sailorman mit Familie seien die nettesten Gäste des Sommers gewesen. Wir grinsen gerührt und verspeisen glücklich den spendierten Nachtisch.

Donnerstag morgen geht es Anker auf und das Kapitel Sydney schließt sich. Wir wollen weiter nach Norden, um einen günstigen Winkel für die Überfahrt nach Neukaledonien zu haben. Auf zu neuen Abenteuern!

Nich stören! Ich lese!

Kurztripp nach Nouméa, Neukaledonien

Wir waren in Nouméa, Hauptort von Neukaledonien!

Nein, nein, nicht mit der Pami. Wir sind schlicht geflogen. Um unsere Australien Visa noch einmal um drei Monate zu verlängern, mussten wir aus und wieder einreisen und haben dabei gleich unser neues Reiseziel ausgekundschaftet.

Ich mag Araukarien, die hohen Bäume, so gerne. Sie stammen noch von dem Urkontinent Gondwana und sind daher viel auf seinen Splittern, wie Australien und Neukaledonien, zu finden. Auf französisch heißen sie verwirrender weise Pins = Pinien.

Wie Polynesien ist Neukaledonien ein französisches Überseedepartment im Südpazifik. Erwartungsgemäß ist die Ähnlichkeit sehr groß. Franzosen und Kanak, die indigene Bevölkerung, unter Palmen und im Carrefour. Dazu einen guten Schuss australische Natur und wir haben uns sofort heimisch gefühlt. Eine nähere Beschreibung lasse ich folgen, wenn wir tatsächlich mit der Pami dort ankommen.

Haiattacke, Baden verboten! Schwimmen im Meer waren wir nicht.

Uns hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen und wir planen, mit freudiger Erwartung, die Überfahrt zum Ende der Zyklonsaison Anfang Mai.

Im superschönen Aquarium für einheimische Arten.
Sie werden gesund gepflegt und wieder ausgewildert.
Seeschlange im Sträflinskostüm. (Hochgiftig, aber friedlich)
Steinfische, sehr gefährlich sollte man darauf treten. Wer findet alle vier?
Eine Muräne die eine Zitrone werden wollte.
Anemonen im Wind…oder so…
Zum träumen

Mal sehen ob die MARISOL dann noch da ist, oder ob wir uns nur auf See abklatschen können. Denn während wir von Australien nach Nouméa wollen, werden die beiden Bremer Inga und Norbert von Nouméa nach Australien segeln – schon lustig, oder? Wir haben auf jeden Fall alle drei Abende dort mit ihnen zusammen gegluckt und hatten viel Spaß! Wer Papeete kennt, kennt auch das 3 Brasseur, und diese Brauerei gibt es auch in Nouméa: es gab also Kicker, Dart, Thunfisch-Rilettes und lecker Bierchen zum schnacken dazu. Perfekt für alle Sechs. (Übrigens war das erste Treffen mit Marisol 2017 in La Palma und das letzte vor Covid in Bora Bora. http://www.SY-Marisol.net ist lesenswert!)

Inga und Norbert
Jana und JD

JaJapami haben wir derweil in Darling Harbour untergebracht. Das ist eine kleine Marina, umrundet von Partymeilen, mitten in der City. Rein kommt man da nur, wenn sie die Brücke öffnen!

Pami unter der Sydney Harbour Bridge, reichlich Platz über dem Mast
Brücke zu…
Brücke auf!
Darling Harbour Marina

Es war praktisch, dort ein paar Dinge direkt in der Innenstadt erledigen zu können und es war laut. Unter anderem haben die Jungs mit JD neun Kisten leere Bierflaschen in einer wahren Odyssee zu Fuß mit Trolley über zwei Stunden zu einer Pfandrückgabestelle gebracht. Der erste winzige Laden war unerwartet geschlossen, also mussten sie zu dem nächsten Laden laufen, insgesamt sicher 8 km. Meine Güte, so kann man den Leuten das Zurückbringen der Pfandflaschen auch vermiesen! Tatsächlich sind wir wohl eine echte Ausnahme, die Flaschen zu sammeln und zu retournieren. Die übrigen Ablieferer waren bedauernswerte Ältere, die Dosen und Flaschen in Mülleimern und Parks suchen, um ein wenig extra Geld zu bekommen. Wir haben für 216 Bierflaschen dann 21,60 australische Dollar bekommen. Pfff.

Als wir am Samstag zurück kamen, gab es ein sehr nettes Feuerwerk, direkt vor unserem Bug, gefolgt von lautester Partymusik bis morgens früh um 3 Uhr vom dortigen Café del Mar… man man man

Daher sind wir Sonntag, gleich mit der ersten Brückenöffnung, müde und erleichtert, schnell wieder in „unsere“ Rose Bay zurück gehuscht. Wenn wir in die Stadt müssen, können wir auch die Fähre nehmen!

Hier kommen noch ein paar nette Impressionen von einem Spazierganz um Rose Bay.

Und dann war da noch die Dame von der Bundesnetzagentur… Diese spezielle Stelle in Hamburg ist für den Seefunk zuständig. Alle deutschen Schiffe kennen sie. Nicht nur die Stelle, auch die Dame. Diesmal hat sie versucht uns eine Zahlungsaufforderung postalisch nach Bremen zukommen zu lassen und hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, beim Einwohnermeldeamt nachzuforschen, warum uns die Post nicht erreicht. Dann hat sie uns eine E-Mail-Nachricht geschrieben, mit der Gebührenaufstellung im Anhang. So weit, so pfiffig. Wir hätten auch gerne sofort gezahlt, allerdings war das Papier so auf dem Scanner positioniert, dass Bankverbindung und Betrag nicht drauf waren. Tja. Beim zweiten Versuch hat sie den Anhang ganz vergessen. Beim dritten Versuch schließlich gelang die Übermittlung! Hurra! Wir konnten dann endlich den erstaunlichen Betrag von 11,23 Euro für die Seefunkfrequenzzuteilungen der Jahre 2019-21 überweisen! Das war vermutlich ein sehr unluktratives Geschäft der Bundesnetzagentur. Wenigstens mussten wir diesmal nicht das offizielle Dokument, im Original, von Tahiti nach Hamburg schicken…

Von einem Spaziergang und einer Regatta

Segelregatta

An den Wochenenden mutiert die sonst so beschauliche Rose Bay regelmäßig zu einem aquatischen Vergnügungstohuwabohu, das seines gleichen sucht. Pausenlos rasseln Ankerketten um uns herum, Charterboote mit feiernden Gästen lassen Badespielzeug zu Wasser und der Geräuschpegel steigt rapide. Dazwischen wuseln Wingfoiler, Standup-Paddler, Optis und andere Jollen. Gekrönt wird das Ganze von Powerbooten und Wasserflugzeugen.

Vorletztes Wochenende haben wir daher mal wieder die Kurve gekratzt und uns in die Nachbarbucht verholt. Watsons Bay ist vermutlich auch ganz hübsch, durch den ständigen Regen, konnten wir dies nur nicht so recht würdigen. Da es aber die äußerste Bucht des südlichen Sydney Harbour ist, kann man mit einem kurzen Spaziergang die Klippen zum offenen Pazifik erreichen, was wir natürlich in der einzigen Regenpause auch getan haben. Belohnt wurden wir mit imposanten Gesteinsformationen und leider ein bisschen viel Bauzaun, der den Ausblick aus unbekannten Gründen verschandelt hat.

Erinnerung an die 121 Toten der 1857 gesunkenen DUNBAR
Pami vor Anker

Das An- und Ablegen mit dem Dinghi am Public Pontoon dieser Bucht ist auch erwähnenswert. Es gibt keinen Schwimmpontoon auf den man einfach rübersteigen kann, sondern lange Leitern führen vom Wasser rauf zum großen Steg, der auch den Weg zum Fähranleger bildet. Eigentlich kein Problem, aber bei Niesel etwas unkomfortabel und rutschig. JD fühlte sich schwer an die Nordseehäfen seiner Kindheit erinnert!

Wir sind also nur bis Montag morgen geblieben und dann zurück zu unserem Stammplatz. Auf mich hatte hier auch der Zahnarzt gewartet – wahrlich keine schöne Erfahrung diesmal und ich bin eigentlich echt nicht zimperlich. Aber was will man machen. Die Krone muss sein und wer weiss, wann wir wieder mal so lange an einem Ort verweilen.

Quasi zum mentalen Ausgleich dafür gab es für mich ein neues Freizeitvergnügen: Regattasegeln! Und das kam so: Dascha und Matthias wohnen, wenn sie nicht gerade parallel mit uns die Küste raufsegeln, in Sydney. Wir haben uns also hier wiedergetroffen und sie haben angeboten, dass wir sie mal bei ihrem wöchentlichen Freitagabend Race begleiten können.

Der Kapitän und Besitzer nimmt es locker, wer jetzt gerade von seiner Stammcrew mit kommt und ob noch neue Gesichter dabei sind. Hauptsache man kann jip (Vorsegel) von main (Großsegel) unterscheiden und hat einen Sixpack unter dem Arm.

Ich habe mich also Freitag Nachmittag in den Bus zur nächsten Marina geschwungen und mit den Anderen vor dem Anleger getroffen – ohne eine genaue Vorstellung davon, was mich erwartet.

Erst hieß es, wir sollen am fuel dock an Bord gehen, aber da war alles besetzt mit anderen Booten. Also weiter zum nächsten Anleger, während Gunshot, unser Regattaboot sich schon langsam näherte. Hier ging es: „Schnell, alle man an Bord!“

Während unter der Crew eine längere Diskussion über den „Eski“, eine Eisbox zum Bier kühlen ausbrach, ist, aus einem mir nicht bekannten Grund, der „Skipper“ mit einem Schlauchboot an Land gerudert und musste von Gunshot wieder aufgenommen werden.

Bis dahin stand ich ein bisschen dumm rum und habe versucht mich zu orientieren. Als wir uns dann aber rückwärts dem Pontoon genähert haben, hat uns eine Böe zur Seite gedrückt und auf Kollisionskurs mit einem Nachbarboot gebracht! Da konnte ich Einsatz zeigen und mich zusammen mit einem anderen Crewmitglied gegen den Anker des Anderen stemmen. Knapp geschafft! Und beim zweiten Anlauf konnte der „Skipper“ denn auch problemlos an Bord hüpfen.

Der Skipper hat übrigens nicht geskippert, das hat der Kapitän am Steuer getan. Ich weiß also nicht so recht, warum er so genannt wurde, aber das erfahre ich vielleicht beim nächsten Mal. Die Fähigkeiten des Käptens fand ich auf jeden Fall bemerkenswert! Gunshot ist schon viele Rennen gefahren und hat auch oft gewonnen, darunter auch einmal Sydney Hobart! Das letzte im Dezember gestartete Sydney – Hobart Race müssen vier krasse Tage für die Crew an Bord gewesen sein.

Der Kapitän

Ab jetzt tickte die Uhr! Noch neun Minuten bis zum Start und vorher musste das neue Großsegel noch angeschlagen werden! Irgendwie haben sie es noch in der Zeit geschafft, während mir immerhin die Funktion der Hälfte der an Deck befindlichen Winschen klar wurde.

Dann ging es los: eine halbe Stunde durch Sydney Harbour, um die große, gelbe Boje drum rum und wieder eine halbe Stunde zurück. Die Einteilung wer wo was macht, war eher zufällig. Wer der Schot am nächsten war und sich nicht gewehrt hat, hat den Job bekommen.

Wir waren dicht gedrängt mit ungefähr 50 Booten unterwegs. Manchen kamen wir so nahe, dass man sie fast hätte abklatschen können. Die Segelarbeit war teils auf den Zentimeter Schot genau. Ständig kamen die Kommandos vom Steuer: „Release the jib! Release the main!…“ und andersrum. Auch die Krängung war natürlich eine ganz andere Nummer, als auf unserem Katamaran und nirgendwo etwas zum festhalten!

Als mir, mehr zufällig als geplant, die Arbeit an der Steuerbord Vorschotwinsch zufiel, saß ich in lee, also unten, das linke Bein auf dem Boden, das rechte irgendwie seitlich an die Relingsstütze gestemmt. Bestimmt nicht die adequate Haltung für diesen Job, aber ich fühlte mich sicher, kam gut dran und keiner hat was gesagt. Ging also. Dann waren wir härter am Wind, eine Böe kam und das Segel musste ständig getrimmt werden. Natürlich wurde die Krängung noch stärker und noch stärker und… Mist! … die See hat nicht nur die Flanke des Schiffs, sonder auch meine rechte, untere Hälfte komplett überspült! Bähh!

Lapidarer Kommentar: „You are still on Bord. Release the Jib!“ Habe ich natürlich auch sofort gemacht und mal ganz ehrlich: ich hatte riesen Spass dabei!!

Von dem Rennen an sich, unserer Position oder dem Gesamtbild, habe ich gar nicht so viel mitbekommen. Einzelheiten, wie die Stellung der Segel, wo man seine Bierflasche sicher abstellen konnte und Boote, die plötzlich nach einer Wende unseren Kurs kreuzten und verdammt nahe kamen, die waren prägend! Als wir aber das Zielboot passierten und sich alles um mich herum total gefreut hat, da ist auch mir klar geworden, dass wir wohl ganz gut abgeschnitten hatten!

Geschafft, wir gehen von Bord.

Danach ging alles schnell und routiniert. Segel verpacken, aufräumen und runter vom Boot. Beim gemeinsamen Abendessen in der Segelclubtaverne wurden die Ergebnisse bekannt gegeben: 1. Platz für Gunshot! Na bitte! Sekt für alle und ein Satz Whiskeygläser als Preis. Auch ich habe ein Glas als Erinnerung bekommen, für gut Arbeit an der Vorschot. Wenn es in zwei Wochen wieder los geht, darf und will ich gerne wieder mit!

Gewonnen!

Überraschungsbesuche zum Jahreswechsel

Ich habe ja schon öfter darüber geschrieben, wie faszinieren ich es finde, Freunde und Bekannte auf einer Reise wie der unseren unter ungewöhnlichsten Umständen und neuen Orten, und manchmal nach Jahren, wieder zu treffen.

Dieses Sylvester hat für mich, was ungewöhnliche Wiedersehen angeht, den Vogel abgeschossen! Und dann gleich zwei davon, bemerkenswert!

Das erste Treffen lag noch eher im Bereich des Wahrscheinlichen: Lauris Tochter wohnt in Sydney und im vergangenen Jahr, haben wir uns schon einmal, für zwei Wochen, auf dem selben Kontinent aufgehalten. Allerdings ohne uns zu treffen. Das war das letzte mal in Tahiti. Und davor in Panama – auch ein Wiedersehen über Kontinente und Jahre hinweg. Bedenkt man nun, dass Lauri Kanadierin ist und Nicklas Schwede und sich unser gemeinsamer Aufenthalt in Sydney nur auf fünf Tage beschränkt hat und absolut überhaupt nicht geplant war, war ein gemeinsamer Tag hier schon ganz schön toll!

Dann kam Lauri auch noch zur Sylvesterübernachtung, da Nick schon wieder zum Boot nach Polynesien unterwegs war und damit habe ich die perfekte Überleitung zu unserem Neujahrsfest!

Ja, es war toll! Sylvester vor der Sydney Harbour Bridge zu ankern ist schon ein Meilenstein bei einer Weltumsegelung! JD hatte uns ein wunderbares Ankerplätzchen gesucht mit perfekter Aussicht auf die Brücke und das Feuerwerk. Hier ist immer viel los auf dem Wasser – Sydney Harbour ist eine riesige Fläche und jetzt im Hochsommer gepackt voll mit Fähren, großen und kleinen Motoryachten, Seglern in jeder Größe, vom Windsurfer bis großen Katamaranen und natürlich Kreuzfahrtschiffen.

Am Altjahresabend kamen sie dann aus allen Löchern und haben überall in Sicht der Brücke geankert, zumindest dort, wo kein Ankerverbot besteht. Ich würde ja gerne schreiben, dass man über Boote hinweg zum anderen Ufer laufen konnte (weil die Metapher so hübsch ist), aber so voll war es dann doch nicht…

Unser Platz war eben günstig gelegen in einer kleinen Ecke, um die zum Schutz des Seegrases, Ankerverbot besteht. Und daneben sind durch die australische Marine gesperrte Bereiche. Also alles ideal für die Aussicht auf die Brücke und die vier Schuten, von denen das Feuerwerk abgebrannt wird.

Niemand hat uns die Aussicht verbaut und zusammen mit unseren österreichischen Nachbarn, die auch noch mit einem Fläschchen Champus rüberkamen, haben wir schließlich glücklich, zu siebt, das neue Jahr willkommen geheißen! Ein denkwürdiges und unvergessliches Sylvester!

Dann kam der Neujahrstag und mit ihm das vielleicht erstaunlichste Wiedersehen unserer Reise. Begonnen hat er erstmal mit einem hervorragenden Katerfrühstück zum Jahresauftakt: Caprese, Paracetamol, Melone mit Prosciutto und frische Feigen auf Blätterteig an Johannisbeercoulis. Alles, bis auf die Pillen, vom Käpt’n frisch zubereitet!

Erinnerungsbild mit Lauri, Brücke und Oper.

Satt und einigermaßen kopfschmerzfrei haben wir Lauri danach an Land gebracht, sind Anker auf gegangen und haben uns in die Farm Cove direkt bei der Oper verholt. Näher ran kamen wir mit der Pami nicht an den Kreuzfahrtschiffterminal. Und genau hier befanden sich mein Großonkel und Tante (oder vielleicht auch Onkel 2. Grades?), die ich seit wahrscheinlich 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte!

Die Familientrommeln hatten uns zwar unterrichtet, dass wir zur Zeit in ähnlichen Breitengraden rumschippern, aber das ein Treffen möglich wäre, zeigte sich erst ein paar Tage vorher.

Die Aidamar läuft ein.

Sydney ist groß, keiner kannte die Gegend und dass es ziemlich knackig ist, mit einem Dinghi an der Oper vorbei und unter der Brücke durchzutuckern, hatten wir schon vor zwei Tagen herausgefunden. (Es gibt dort so hohe menschen- beziehungsweise schiff- gemachte Wellen, dass Paul pitschnass geduscht wurde, als eine Welle über den Bug ins Dinghi eingestiegen ist!) Aber die Gelegenheit war einfach zu einmalig, um sich davon abschrecken zu lassen.

Also haben wir uns, mittels eines Googlemaps Fotos, für einen bestimmten Punkt am Darling Harbour, für ca. 13 Uhr verabredet. Und voila! Alle waren da! Das Einsteigen an diesem Public Dock ging auch ganz gut. Wir wollten noch schnell tanken und die Schiffstankstelle ist witzigerweise, gleich neben dem Dock der Aida gewesen. Also bin ich ausgestiegen und habe nach kurzem Suchen Anthony getroffen, der sich nach einem netten Pläuschchen bereiterklärt hat, unsere Verwandtschaft, am Abend, direkt durch ein gesichertes Tor auf das Kreuzfahrerterminal zu geleiten. Total nett!

An der Schiffstankstelle

Ich muss sagen, Dietmar und Ulrike haben die Herausforderungen dieser wirklich recht unkomfortablen Dinghifahrt und das Rüberklettern auf die Pami in sehr schaukeligem Gewässer bestens und todesmutig gemeistert! Wir hatten einen sehr netten Nachmittag zusammen und waren alle begeistert über dieses große Abenteuer des gemeinsamen Wiedersehens!

Der Rückweg war auch nicht gerade unkompliziert: erstmal ins Dinghi einsteigen, dann die Rodeofahrt unter der Brücke durch und schließlich ging uns auch noch der Sprit aus. Mitten im dichtbefahrenen Hafengebiet. Natürlich hatten wir einen Reservekanister an Bord, aber es war nicht der coolste Platz zum Nachtanken… Eine große Motoryacht kam auch gleich längsseits, um zu helfen, was ja glücklicherweise nicht nötig war. Es wäre auch gar nicht passiert, wenn wir vorher an der verflixten Tankstelle wirklich hätten tanken können!

Aber dann ging aber alles glatt. Wir haben Anthony auf dem Gelände gefunden und er hat uns das Gatter, das zur Aida führte, geöffnet und die Beiden haben problemlos zu ihrem Schiff zurückgefunden.

Mal sehen wann und wo wir uns das nächste mal treffen!

Seit dem Schaukeln wir in der Rose Bay oder auch mal in der Hunter’s Bay bei Balmoral im Sydney Harbour am Anker und gehen unserem Bordalltag nach. Wenn die Reisepässe der Kinder fertig sind, können wir uns überlegen, wie und wo wir die nächste Zeit verbringen.

Flughunde über Sydney
Rose Bay bei Ebbe mit JaJapami im Hintergrund.

Rose Bay ist eine hübsche Ecke mit netter, durchaus gehobener Atmosphäre, viel Strand und Wassersportangebote. Sogar Rundflüge in Wasserflugzeugen kann man hier machen. Zum Glück sind die nicht ganz so laut und nervtötend, wie die Hubschrauber in Southport, dafür kommen sie aber manchmal beim Starten und Landen so nahe an unserm Mast vorbei, dass einem Angst und Bange werden kann! Vor allem nach den Nachrichten aus Southport: habt ihr gehört, dass zwei von den Helikoptern bei Seaworld, die uns dort so genervt haben, zusammengestoßen sind? Da es Tote gegeben hat, ging es sogar durch die deutsche Presse. Traurig, dass diese Opfer nur wegen eines Vergnügungsflugs zu beklagen sind.

Ich muss es hier mal deutlich sagen: diese ganzen Sprit vergeudenden, umweltverpestenden Freizeitvergnügungen ärgern uns schwarz! Können die Leute denn wirklich nichts Besseres mit ihrem Geld und ihrer Freizeit anfangen?

Natürlich sind wir auch schon durch die City von Sydney gestreift. Wir können das Dinghi gleich hier an dem Ponton parken, an dem auch die Fähre in die Innenstadt fährt. Groß und beeindruckend, jung und modern mit vielen wunderbaren Parks und Gärten, so unser erster Eindruck.

Mit Pamiti (so nennen wir unser Beiboot) an der Oper vorbei und unter der Brücke durch.
Paul surft auf dem Schwell der Fähre…
…und chillt danach ein bisschen.
„Frohes Neues!“

Sydney zwischen den Jahren

Die Sydney Harbour Bridge

Wir haben es geschafft und liegen in Sydney, mit Blick auf die Oper und die Harbour Bridge!

Ganz schön schaukelig, hier am Anker, hatte ich gar nicht mit gerechnet. Wind, Ozeanschwell und eine unglaubliche Menge an Booten jeder Couleur und Geschwindigkeit sind schuld. Macht aber nichts, denn dafür ist die Aussicht phänomenal! Großstadtskyline auf der einen und ein unbebautes, idyllisches Halbinselchen, mit Wald und Klippen, auf der anderen Seite.

Am 11. Dezember kam der erhoffte Nordwind und wir haben uns, von Southport aus, auf den Weg nach Süden gemacht. Gleich am ersten Tag gab es eine tolle Delphinshow! Große Tümmler sind lange um unseren Bug getollt und haben elegante Sprünge vorgeführt – wunderschön.

In zwei Tagesetappen haben wir es problemlos nach Coffs Harbour geschafft. Der nächtliche Ankerstopp im Clarence River, war trotz Ansteuerung im Dunkeln, einfach, schnell und ruhig.

Für Coffs Harbour war schon unser alter Liegeplatz reserviert und helfende Hände haben die Festmacher aufgefangen. Das war schon sehr angenehm, denn wenn wir mit Backbord längsseits gehen, kann der Käptn den Parkplatz nicht einsehen, da unser Steuer, natürlich, an Steuerbord ist.

Der Wind beim Anlegen war auch nur der Auftakt, zu ein paar sehr stürmischen Tagen! Aber das kannten wir ja schon aus dem Märzaufenthalt. So wurde die Pami gleich, mit allen Fendern die wir haben, gepempert und diesmal ist denn auch keinem die Luft ausgegangen.

Coffs war schön: vertrautes Terrain, Freunde die sich auf uns gefreut haben und neue Bekanntschaften. Dennoch waren wir heilfroh, dass sich nach dem Strum wieder ein Wetterfester zur Weiterfahrt geöffnet hat. Am 22. konnte es weiter gehen: in den Sonnenaufgang hinein, Kurs Sydney.

Und wieder Delphine!!! Diesmal eine Schule Gemeiner Langschnauzen.

Für die nächste Nacht haben wir es dann nicht so gut gemacht… Geplant war eigentlich wieder ankern in einem Fluss, aber irgendwie war es uns dann zu lästig, da abends eine halbe Stunde rein- und morgens wieder raus zu motoren. „Wir könnten doch gleich hier draußen vor dem Strand ankern. Wenn es so ein bisschen rollt, stört uns das doch nicht!“ Haha, JD war, glaube ich, dreimal oben und hat alles gecheckt und ich habe die Nacht kaum ein Auge zu getan und wenn, dann habe ich geträumt, wie uns die Brandung, samt Pami, an den Strand wirft…

So sind wir dann, etwas müder als gewöhnlich, am nächsten Morgen weiter. Die frühe Stunde hat mir immerhin Anglerglück beschert: ein kleiner Thunfisch hat angebissen und für ein köstliches Mittagessen gesorgt!

Für Weihnachten haben wir natürlich eine Pause eingeplant. JD hatte die Nelson Bucht ausgesucht und die war wirklich eine Perle! Zwei gemütliche Nächte, lecker Essen gehen, Bescherung und das neue Spiel „Viticulture“ spielen.

Santa kam mit der Coast Guard…
…und hat den Kindern Lollis rübergereicht! Wie nett!!!

Ein wahrer Augenschmaus war die Bucht für den ersten Weihnachtsfeiertag, die Fingal Bay. Durch eine Sandbank zur Halbinsel hat sich ein riesiger Kessel mit wunderschönen Dünen gebildet und wir lagen ganz geschützt mitten darin, konnten am Strand planschen und hatten auch schon ein paar Meilen für den nächsten Tagestripp gespart!

Am 26.12. sind wir dann endlich, entspannt und einen Tag früher als gedacht, in Sydney Harbour eingelaufen! Die Aussicht an unserem, sorgfältig geplanten, Ankerplatz ist fantastisch und wie das berühmte Sylvesterfeuerwerk hier nur wirklich war und wen wir hier alles getroffen haben, gibt es natürlich in einem nächsten Blog! Wir wünschen Euch auf jeden Fall schon jetzt:

„Happy New Year!“

Ein Lindt Schokoladenkoala! Sowas gibt es wohl nur hier!

Drei Tage Aotearoa Neuseeland und ein neuer Plan

Wellington trägt auch den Beinamen Windy Welly und gehört nach ganz oben auf die Liste der schönsten Hauptstädte der Welt! Allerdings auch auf die der Regenreichsten – was wir zum Glück alles gewusst haben. Tatsächlich waren wir auf deutlich schlechteres Wetter für unseren Drei-Tages-Tripp eingestellt, als es dann wirklich war. Beste Voraussetzungen für gute Laune trotz Regen!

Unser Hauptziel war das Museum Te Papa Tongarewa. Übersetzt bedeutet das „Ort der Schätze“ und beherbergt kulturelle Maori- und Pazifik-Schätze auf vier Etagen. Der Eintritt ist kostenlos – großartig!

Grüße von der Lavabombe vor dem Te Papa!

Vor allem die Naturkunde Abteilung ist bemerkenswert! Es gibt viele, liebevoll in Szene gesetzte Präparate zu bewundern. Zum Beispiel steht man vor den Skeletten zweier Moas und plötzlich fangen die Schatten der riesigen Laufvögel an, sich an der Wand dahinter zu bewegen und zu grasen. Ein toller Effekt!

Die ausgestorbenen neuseeländischen Moas waren übrigens Giganten. Mit geschätzten 180 bis 270 Kilogramm, haben sie Eier von bis 4,5 Kilogramm Gewicht gelegt. Wahrscheinlich wurden sie von den ersten polynesischen Siedlern ausgerottet. Die arglosen Tiere waren Menschen nicht gewöhnt, hatten keine Angst und waren leicht zu fangen. Es mussten nicht mal spezielle Jagdwaffen entwickelt werden. Dementsprechend ging die Ausrottung rasend von statten. Wissenschaftler vermuten, dass es in Coromandel nur fünf Jahre gedauert haben dürfte. (Quelle: Wikipedia.de)

Ein Blauwalherz – kann man die Größe dieser Tiere besser begreifbar machen?

In der Geologieecke kann man selber einen Tsunami auslösen, über Magmapumpen Vulkane explodieren lassen und sich in dem kleinen Erdbebenhaus, äußerst realitätsnah, durchschütteln lassen.

Interaktives im Tiefseebereich.

Wir hatten auf jeden Fall, alle Vier, viel Spaß und haben noch mehr gelernt, an diesem langen Vormittag! Zur Mittagspause kam, wie bestellt, die Sonne zum Vorschein. So konnten wir nicht nur draußen essen, sondern auch die kleine Tropfsteinhöhle im Außenbereich besichtigen. Es gibt solche Höhlen mit einem Loch in der Decke wohl recht häufig, jedenfalls sind in dieser hier zahlreiche Knochen hauptsächlich von Vögeln gefunden worden. Man vermutet, dass Moas und andere Laufvögel hineingestürzt sind. Dann kamen Raubvögel, die zwar fliegen konnten, aber nach dem Mahl nicht mehr aus dem Loch fliegen konnten – und dann dort jämmerlich verendet sind.

Das Loch in der Lavahöhle von Oben

Nachmittags ging es in die Māori-Etage. Hier sind ganze Hütten und Versammlungshallen der ersten Siedler von Aotearoa, dem „Land der großen Weißen Wolke“, nachgebildet. Außerdem werden grandiose Nachbildungen der Waka, der beeindruckenden Māori-Einbaumboote, ausgestellt.

Wobei Nachbildungen vielleicht nicht das richtige Wort ist. Der Schiffsbauer, Sir Hekenukumai (Hector) Busby, zuvor Bauingenieur, hatte sich als erster Neuseeländer ab den 1950er Jahren zum Master Navigator und Baumeister der Wakas ausgebildet, nachdem diese Fähigkeiten in Neuseeland verloren gegangen waren. Er und sein Team haben eine Meisterschule für diese Qualifikationen gegründet, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Auf dem zweirümpfigen Langstrecken-Waka Te Aurere segelte er von Aotearo nach Hawaii, Polynesien, Tonga und sogar über 90 Tage zu den Osterinseln. Diese Schiffe sind etwas größer als die Pami, hatten aber selbstverständlich keine heutigen Navigationsinstrumente an Bord, lediglich ein Kurzwellenfunkgerät für die Sicherheit, und um gelegentlich Lebenszeichen zu geben. Navigiert wurde nach der faszinierenden Kunst der polynesischen Gestirnnavigation. Dabei werden 300 Positionen von Gestirnen zueinander ins Verhältnis gesetzt, woraus sich die Position ergibt. Ein bisschen wie GPS, wenn ich mir den Vergleich mal salopp erlauben darf. Wer interessiert ist, dies ist der Film: Whetu Marama- Bright Star (https://m.imdb.com/title/tt21158508/)

Seine Wakas sind noch bei Regatten und Festivitäten im Einsatz! Und sie sind eben auch in den Museen zu bestaunen. Der Käp‘n war besonders fasziniert von den verwendeten Techniken und hat sich lange mit dem Thema beschäftigt. Auf dem Hinflug hatte er den Film über das Leben und Wirken von Hec, wie er kurz genannt wurde, angesehen.

Ein kleineres Kriegs-Waka.
Tja, wer hat der hat!
Takelage von Te Aurere Iti, ein kleinerer Nachbau.

Die Kinder fanden übrigens alles toll: Den Flug, auf dem sie stundenlang vor dem Bildschirm kleben konnten, unser kleines Apartment, das ihnen gefühlt so viel Raum wie eine Vier-Zimmer-Kölner-Altbauwohnung geboten hat, und vor allem den Toaster! Sie sind ständig überall aufgeregt herumgesprungen. Auf dem Bett, in den Höhlen, über das Sofa, um die Aalwanderungssimulation und in der Badewanne. Und dazwischen musste es dauernd einen Toast geben…

Der zweite Tag hat uns auch in ein zweites Museum geführt. Im Wellington Museum geht es – natürlich – um Wellington. Das heißt Seefahrt, Besiedelung durch die Māori und später die Europäer und Aerodynamik. Denn Wind, beziehungsweise Fallboen aus den umliegenden Bergen, die in Hochhausschluchten zu kleinen Stürmen kanalisiert werden, ist im Windy Welly natürlich ein hochaktuelles Thema!

Hard backbord Paul!!!
Lass mal Mami ran, bevor wir kentern!

Also, es war eine ausgesprochen nette Auszeit vom Boot und von Australien! Wenn unerwartete Unstimmigkeiten mit verschiedentlichen Ein- und Ausreiseformalitäten, uns nicht so fies gepiesackt hätten, wäre es ein rund um gelungener Kurzurlaub gewesen!

Wir wunderbar: Grünlippmuscheln draußen im Sonnenschein! (Und jede so groß, wie ein kleines Steak!)

Die Pami hat derweil brav auf uns im Brisbane River gewartet und gleich am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Southport gemacht. Nach einer ruhigen Nacht am Anker, sind wir planmäßig im Yacht Club angekommen und hatten eine gemütliche Woche in dieser Marina.

Neue Marina – neue Nachbarn!

Ganz wunderbar war die Idee, morgens, vor der Schule, Schwimmen zu gehen! Nur ein paar Minuten zu Fuß ist der Pazifik und die Tage waren herrlich sonnig mit perfekter Brandung.

Da konnte man sich auch den neuesten Reparaturen, einigermaßen entspannt widmen. Wir haben ja, seit Jö und Birte uns einen amerikanischen POL-Gasflaschenadapter aus Deutschland mitgebracht haben (kann man hier nicht kaufen!), endlich wieder eine funktionierende Gasversorgung an Bord und nutzen glücklich den Backofen, der ein knappes Jahr lang kalt bleiben musste. Der Grill ist allerdings noch nicht im Einsatz gewesen. Kaputtes Ventil. Ein neues Ventil war dann bald auf dem Weg. Aus Neuseeland. Wenn wir das mal ne Woche vorher gewusst hätten…

Glücklicherweise konnten wir das Ventil erfolgreich tauschen und haben jetzt auch wieder einen Gasgrill.

Neue Hüte und neue Haustiere: Kiwis natürlich!

Fies war der Ausfall des Tiefkühlers! Als wir wiederkamen, war eine bedauerlich große Menge an Fleisch aufgetaut. Aber Glück im Unglück: es war alles noch kalt und das Meiste konnte gerettet werden! Außerdem hat JD zügig den Thermostat als Verantwortlichen dingfest machen können, einen neuen bestellt und eingebaut. Eh voilà! Er läuft wieder. Schuld war ein extrem heißer Tag, bei dem die Temperaturen im abgeschlossenen Boot vermutlich mörderisch waren.

Außerdem gab es noch eine neue Furlleine für den Gennaker. Das Bergen wurden immer schwieriger und nach eingehender Untersuchung des Aufwickelmechanismus, hat es sich gezeigt, dass die Leine zwei kleine Macken hatte, die sich offenbar, unter Druck immer verklemmt hatten. Die letzten Male war es super stressig für uns, dieses riesen Segel, zu zweit und natürlich immer abends nach einem anstrengenden Tag und viel Wind, einzurollen! Wenn das jetzt wieder ohne flatternde Nerven und zitternden Muskeln funktioniert, bin ich echt glücklich!

Wir werden den Gennaker auch bald wieder zum Einsatz bringen: Da die Kinder einen neuen Pass brauchen (den es Sydney gibt) und wir Australien in der Zyklonsaison natürlich nicht verlassen können, haben wir beschlossen, uns in der verbleibenden Zeit hier doch noch auf den Weg nach Süden zu machen! Sylvester vor der Sydney Harbour Bridge war ja eigentlich der Plan für letztes Jahr. Wollen mal hoffen, dass es dieses Mal klappt! Beim nächsten Wetterfenster geht es auf jeden Fall los!

Gewitter vor Bundaberg und brenzliges bei Bribie Island

Von Gladstone ging es weiter Richtung Fraser Island. Mit gutem Nordwind, unter vollem Tuch, haben wir ordentlich Strecke gemacht und sind in einem langen Schlag bis Bundaberg gesegelt.

Marina Gladstone ist sehr malerisch.

Nachmittags verdüsterte sich der Himmel über dem Festland zusehends und irgendwann zuckten die ersten Blitze über den Horizont. Bestimmt eine Stunde lang, sah es so aus, als würde das Gewitter nach Norden weiterziehen und nicht, zu uns, auf die See hinaus.

Der Käpt’n hat natürlich im Fünfminutentakt das Wetterradar gecheckt, während wir fasziniert und ehrlich gesagt, mit leicht flauem Gefühl im Bauch, die Blitze beobachtet haben. Quer in den Wolken, oder wie von einem Kind gemalt, zackig in die Erde – vor uns, neben uns, hinter uns, ein bemerkenswertes Schauspiel!

Dann wurde bedauerlicherweise klar, dass das Band über uns hinwegziehen wird. Kein Ausweichen möglich. Zum Glück ist Blitzschlag auf See sehr selten, die Entladungen finden eher in den Wolken statt. Außerdem waren wir unter so etwas, wie einer Lücke zwischen zwei Zentren und haben nicht das Schlimmste abbekommen.

Jeder Punkt ein Blitz und je dunkler, desto älter. Maximal eine Stunde alt.

Natürlich musste vorher noch das Groß geborgen werden und die Genua gerefft! Die heftigste Gewitterbö kam mit 49 Knoten daher gefegt. Das war schon ganz ordentlich! Wirklich Angst hatte ich nicht. Selbst ein Treffer geht nicht ans Leben. Aber natürlich würde sämtliche Elektronik kaputt gehen und einen unglaublichen Aufwand an Reparaturen und Kosten verursachen! Das braucht nun wirklich keiner!

Aber es ist ja alles gut gegangen. Wir sind problemlos, im Dunkeln, in den Fluss bei Bundaberg eingelaufen und um 0.20 Uhr viel der Anker nach einem sehr langen und aufregenden Segeltag.

Morgens sind wir gleich weiter, denn in Hervey Bay wartete ein Marinaplätzchen auf uns. Zwei entspannte Nächte, mit leckerem Restaurant und langem Spaziergang. So richtig zum Batterien auftanken vor letzten Etappe durch die Great Sandy Straits von Fraser Island.

Hier muss man schon einigermaßen konzentriert durchfahren. Das Fahrwasser ist zwar gut betonnt, aber Sandbänke und Untiefen sind die ganze Strecke nur einen Steinwurf entfernt und die tiedenbedingte Strömung kann ziemlich stark werden. Einen Katamaran haben wir beobachtet, wie er eine Kurve, auf der falschen Seite der Tonne, geschnitten hat. Solange wir ihn noch sehen konnten, sass er fest. Hoffen wir mal, dass das nächste Hochwasser hoch genug war, um ihn freizusetzen!

Die folgende Nacht haben wir vor Rainbow Beach geankert. Hier wäre ich gerne ein bisschen länger geblieben! So ein schönes Fleckchen Erde! Rote Klippen, weißer Sand, kristallklares Wasser und duftendes grünes Land… Aber es war der letzte Tag mit Nordwind angesagt und der musste natürlich genutzt werden. Also weiter bis in die Moreton Bay nach Bribie Island.

Diesmal hat es uns hier sehr gut gefallen. Ein nettes, verschlafenes Örtchen am Rande von Brisbane, das alles bietet was der Segler so braucht: Strand, Anleger, Museum, Supermarkt und Tavernen. Sogar freie Mooring Bojen gab es! Sie waren zwar nicht gekennzeichnet, sahen aber neu und solide aus und waren auch in der Seekarte verzeichnet. Wir haben also fröhlich an einer festgemacht und zwei Nächte sehr ruhig geschlafen. Dann kam Wind auf, mitten in der Nacht und viel stärker als vorhergesagt.

Im Morgengrauen wurde ich plötzlich wach, mit dem dringenden Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. JD lag nicht mehr neben mir und dann gingen auch schon die Motoren an – mit voller Kraft. Ich bis also hochgeflitzt und sehe die Pami nur noch Meter von zwei anderen Booten entfernt, während JD mit versteinertem Gesicht am Steuer steht und versucht, gegen Wind und Strömung von dort wegzukommen. Wir hängen aber immer noch an der Boje, die wir offensichtlich, mitsamt ihrer Verankerung, quer durch das Ankerfeld gezogen haben! Ich sause also nach vorne und zum Glück sind unsere Festmacher schnell gelöst. Die Boje treibt davon und wir sind dem Schiffsrempler knapp entkommen! Man man man.

In dieser Situation war es das sinnvollste, gleich weiter zu Motoren. Durch die Bucht und in den Brisbane River, Richtung Innenstadt. Um noch mal zu ankern und nach der Boje zu sehen, ist das Wetter viel zu ruppig. Wir werden aber noch versuchen, den Besitzer ausfindig zu machen und den Schaden zu ersetzen! Denn mittlerweile wissen wir, das es öffentliche Mooring Bojen, wie wir sie aus dem Great Barrier Reef kennen, in der Moreton Bay und Brisbane nicht gibt. Auch wenn sie sehr ähnlich aussehen. Alle dort sind privat installiert mit langwierigen Genehmigungen und hohen Kosten. Leider konnten wir den Eigentümer bislang nicht ausfindig machen, da wir nicht wissen, wo wir nachfragen können. Wir versuchen weiterhin zu recherchieren und hoffen, dass wir die Instandsetzung bald ersetzen können.

Bribie Island, hier hätte es beinahe Gescheppert!

In Brisbane schließlich, erwartet uns der Frühling und vertrautes, munteres Citylife. Wir haben das Gefühl, unsere australische Basis erreicht zu haben. Die Jacaranga Trees blühen überall in der Stadt und verbreiten ein wunderbares Aroma von Jasmin und Honig. An verschiedenen Stellen im Fluss, ankern wir für ein paar Nächte und genießen neue Parks und Aussichten, bis wir schließlich in der Dockside Marina, gleich beim Zentrum festmachen.

Jacaranga Trees!

Von hier aus starten wir unseren ersten Urlaub vom Boot, seit dem Neuseelandtrip vor zwei Jahren. Ein langes Wochenende in Wellington – wieder Neuseeland.

Davon aber erst im nächsten Blog, denn nun habe ich mich schreibend, endlich wieder unserem momentanen Standort angenähert! Vor vier Tagen sind wir zurückgekommen und seit vorgestern liegen wir wieder in Southport, an der Gold Coast und hier wollen wir auch so schnell nicht wieder weg. Ungefähr 1.400 Meilen in dreieinhalb Monaten – das war schon ganz ordentlich!

Besuch aus Düsseldorf

Nein, nicht der Waran, der ist ein waschechter Aussi!

Für Anfang Oktober war Besuch aus Düsseldorf angekündigt, wie wunderbar! Das bedarf natürlich einer gewissen Planung, denn wir können schlecht bei Nordwind nach Süden segeln! Auch möchte man sich bei so einer Gelegenheit gerne wichtige Sachen, wie z. B. neue Kreditkarten, mitbringen lassen.

Letzteres hat mir ein paar graue Haare beschert, während der Käptn die Routenplanung organisiert hat. Treffpunkt war die Keppel Bay Marina, bei Keppel Island. Ein Gebiet, welches uns schon auf dem Weg nach Norden sehr gut gefallen hatte.

Überhaupt war der Weg zurück nach Süden sehr relaxed, da wir Ankerplätze und Marinas größtenteils schon kannten und wussten was uns erwartet.

Curlew Island, ein wunderschöner Ankerplatz!

Von Hamilton aus ging es nach Mackay, mit einer Übernachtung am Anker. Dort war erstmal Warten auf Nordwind angesagt und als er kam waren es bestimmt 12 Boote auf einmal, die sich gleichzeitig aufgemacht haben.

Wetlands, Botanischer Garten, Mackay. Sehr schöner Ausflug!

Zwei Tage später sind wir in Keppel eingelaufen und wurden völlig überraschend von neuen Seglerfreunden erwartet. Die beiden hatten uns auf Marine Traffic verfolgt und standen parat um unsere Festmacher anzunehmen. Sowas ist echt nett!

Unser Nachbarlieger ist bestimmt kein Deutscher, bei dem Namen… oder vielleicht doch???

Den letzten Tag vor Jö und Birtes Ankunft habe ich mir damit vertreiben müssen, stundenlang vor dem Gästeklo zu knien und eine neue Pumpeneinheit einzubauen. Ich hätte ihnen ja lieber ein Sträußchen Blumen gepflückt und aufs Zimmer gestellt, aber was tut man nicht alles, damit sich die Gäste wohlfühlen!

Und dann standen wir endlich vor der Marina und haben auf den Bus gewartet, der die Beiden zu uns brachte – Vorfreude ist doch so was schönes!

Es gab ein großes Hallo, Mitbringsel, Kreditkarten und einen neuen Gasadapter! Nach Monaten ohne gibt es auf der Pami endlich wieder Ofenhähnchen und Quiche!

Zum Glück war die Woche auch nicht ganz so verregnet wie vorhergesagt. Die ersten zwei Tage haben wir uns eh so sehr die Münder fusselig geredet, dass die Sintflut draußen nicht so wichtig war und für einen Spaziergang auf den nächsten Hügel, findet sich immer ein Regenloch.

Hügelspaziergang, Keppel Bay Marina im Hintergrund.

Früh morgens sind wir schließlich zur Insel rübergezischt und haben auf bewährtem Grund geankert. Die Landgänge dort waren durchaus denkwürdig! Der aufmerksame Leser mag sich erinnern, dass wir damals auf Keppel Island, immer von Matthias und Dascha an Land chauffiert wurden, denn deren Dinghi kann man einfach auf den Strand tragen und da ablegen, wo das Wasser nicht hinkommt. Unsere „Pamiiti“ kann das nicht, daher haben wir das namenlose Minischlauchboot aufgeblasen und Paul hat den rudernden Fährmann gemacht! Nun ist Jö ein sehr großer, stattlicher Mann und – nun ja, seht selbst 🙂

Yoga am Strand: wir machen den doppelten herabschauenden Hund, während die Kinder planschen.

Nach vergnüglichen Strandspaziergängen, Strandyogaübungen und Strandclub Abendessen, ging es weiter Richtung Gladstone. Wir hatten diese Strecke durch die Narrows extra ausgesucht, weil wir sie auf dem Hinweg so malerisch fanden. Allerdings war das im Winter und jetzt war es Frühling. Und das haben leider auch die Insekten gemerkt!

Noch vor den Narrows kam eine unglaubliche Gliedertierwolke über uns! So etwas haben wir noch nie erlebt – duzende verschiedene Arten und tausende von Tieren, wurden von einem warmen Wind über die Pami geweht. Schmetterlinge, Fliegen, Mücken, Ameisen, Spinnen und leider auch sandflys haben das ganze Schiff schwarz gepunktet! Zu spät haben wir, vor Erstaunen und Ähnlichem, die winzigen Blutsauger bemerkt, die uns in Panama schon so zugesetzt haben. Besonders schlimm hat es die Kinder erwischt. Allein an einem Fuß habe ich über 60 Bisse gezählt. Und die jucken so fürchterlich! Und erst an Tag 2 wird es so richtig schlimm, wenn man langsam auf Besserung hofft!

Natürlich gibt es auch dafür gute Cremes, wir haben es also alle überlebt und konnten unseren letzten, gemeinsamen Abend in Gladstone noch mal so richtig genießen. Es muss auch gesagt sein, dass diese Nacht am Anker, in den malerischen flussartigen Brackwasserkanälen, schon etwas ganz besonderes hatte. Insekteninvasion hin oder her und auch unabhängig vom ersten Ofenhähnchen seit einem halben Jahr!

Whitsundays und Anderes

Von Airlie Beach aus waren wir natürlich auch in den Whitesunday Islands. Ein wirklich schönes Segelrevier und unserer unmaßgeblichen Meinung nach, auch ein sehr anspruchsvolles.

Die Pami vor Molle Island

Wir fanden es daher höchst bemerkenswert, dass jeder, einfach mal eben, ein größeres Segelboot chartern kann und nach nur 3 Stunden Einführung, ohne Skipper lostuckern darf.

Einen lustigen Abend haben wir in der BBQ-Lounge der Marina, mit einigen anderen Boaties verbracht. Einer von ihnen, hat bei einer Charterfirma gearbeitet und ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert: Boote die unter Autopilot, ungebremst auf das Riff aufgelaufen sind und solche Sachen. Tolle Lagerfeuergeschichten, aber gruselig wenn in der Abenddämmerung, viel zu nahe bei dir und mit zu wenig Kette, ein Charterboot zu ankern versucht…!

Das Anspruchsvolle in den Inseln ist die Strömung. Sie wird durch eine Tide von 3-4 Metern, die jedes Mal durch die ganzen, kleinen Kanäle gepresst wird, verursacht. Natürlich sechs Stunden in die eine und dann sechs Stunden in die andere Richtung.

Wie in der Nordsee, muss man also jeden Törn auch unter Berücksichtigung von Tide und Strömung planen. Das prägt sich übrigens sehr nachdrücklich ein, wenn man einmal versucht hat, mit dem Wind aber gegen die Strömung zu segeln. Man wird nicht einfach nur langsamer, oh nein, man muss durch richtig ernsthafte, brechende Wellen stampfen und wehe Gläser und Töpfe sind nicht hochseetauglich gestaut!

Putzig ist auch das Verhalten des Bootes am Anker. Wobei der Katamaran noch etwas ausgefallener stehen kann, als der Monohull, denn er richtet sich viel mehr nach dem Wind aus und weniger nach der Strömung.

Ankern wir also, bei Strömung aus Nord, im Südwind, sieht die Pami aus, wie ein Terrier an der Leine, der unbedingt zu Nachbars Katze will: den Blick starr nach Süden und die Ankerkette stramm nach hinten, gen Norden, zwischen die Rümpfe geklemmt.

Leider ist Ankern nun mal nichts statisches. Daher schwäut man aus dieser Position immer hin und her und wenn es dann doof läuft, scheuert die Kette das Antifouling von den Rümpfen. Oder – auch ein echter Garant für eine schlaflose Nacht – man hängt an einer Mooring Boje, nicht am Anker, und die dicke doofe Boje scheppert dauernd vor den Rumpf. Normalerweise steht man dann mitten in der Nacht auf und zieht die Boje laut schimpfend an Deck, damit endlich Ruhe herrscht. Bei den großen, blauen, öffentlichen Bojen hier, geht das leider nicht: zu groß, zu schwer und zu kurz. Da hilft nur Ohrenwachs.

Kakadus vor Marina Hamilton

Eine der Inseln heißt Hamilton Island und hier hat ein Investor mal so richtig Geld in die Hand genommen. Marina, Resort, Golfplatz, keine Autos, nur Golfcars und Shuttlebusse. Das Konzept scheint aufgegangen! Es wimmelte überall von Besuchern und die Marina war auf Wochen ausgebucht. Drei Nächte konnte wir buchen, aber natürlich nicht am Stück, sondern mit 4 Tagen Pause. Macht nichts, so haben wir es mal gesehen, konnten Wasser und Windschutz nutzen als es nötig war und haben uns mal wieder mit Matthias und Dascha getroffen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es dort mochte. Auf dieser Insel haben wir eigentlich fast nichts von der Natur gesehen, dennoch, das Konzept schien gut und umweltbewusst. Und die Jungs haben die Poollandschaft geliebt! Irgendwo zwischen putzig und traurig waren die Kakadus im Restaurantbereich: sie saßen immer auf den Sonnenschirmen, über den Tischen, haben von oben über den Rand geschielt und nach Resten gesucht. Wie alle Papageien, so schlau und so geschickt – einfach niedlich. Aber hier waren ganz viele, deren Köpfe fast kahl und die Füße verkrüppelt waren. Grund oder Folge des Lebens von Zivilisationsabfällen? Vermutlich beides und wie gesagt, recht traurig.

Andere Inseln haben beim Wandern die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu anderen Pazifischen Inseln deutlich gezeigt. Den Geruch nach Eukalyptus finde ich nach wie vor am Auffallendsten. Von den so berühmten, gefährlichen Tieren Australiens, habe ich (leider!, bin aber die einzige, die das sagt) nichts gesehen. Keine Schlagen oder besonderen Spinnen. Nirgendwo.

Im Meer habe ich öfter Quallen gesehen. Gelegentlich auch Würfelquallen. Ob es aber die gefährlichen waren, konnte ich nicht feststellen. Definitiv ist mir aber eine Löwenmähne beim Ankern auf den Percys untergekommen. Eine riesige, braune, sehr wehrhafte Qualle, deren Name ziemlich genau ihr Aussehen beschreibt!

Und hier noch was zum schmunzeln: Neulich am Telefon, fünf Meilen vor Marina Mackay…

„G‘day, this is Jana speaking, Catamaran JaJapami. I’m looking for a berth tonight!?“

„Yes Darling, no worries!!!“

„Our beam is 8 m.“

„Amazing!!!“

„We are 16 m long.“

„Great! To Easy!“

„and 1,25 draft.“

„Oh, wonderful Love!“

(G´day: Guten Tag; berth: Liegeplatz; beam: Breite)

Mein könnte meinen, ich hätte meiner besten Freundin die neuesten Maße meines ungeborenen Kindes erzählt, so enthusiastisch waren die Kommentare der netten Marinaangestellten. Tatsächlich ist das hier aber teilweise Umgangssprache. Für die Rezeptionistin beim Zahnart und die Boutiqueverkäuferin bin ich Love und Darling. Manchmal ist das sogar ganz nett. Das sich aber jemand so über die Maße unseres Bootes freut, hatten wir bisher noch nicht erlebt! 😉