Februar 2019, San Blas, Coracon de Jesus

Nachmittags, gerade als wir uns anschickten die etwas größere und von ein paar Kunas bewohnte Insel Tiadup neben uns zu besichtigen, kam ein Funkspruch von A CAPELLA OF BELFAST: bei ihnen am Boot seien zwei Gunas in ihrem Einbaum. Einer offensichtlich an der Hand verletzt. Da sie kein Spanisch sprechen, konnten sie nicht verstehen was die Beiden brauchten und haben daher uns um Hilfe gebeten. Fünf Minuten später war es dann plötzlich sehr voll auf der Pami. Wir fünf, Allen und Maria, Julian von A CAPELLA und die zwei Gunas. Der arme Kerl hatte sich beim Arbeiten, tief mit der Machete in die Hand gehackt! Sein Chief war mitgekommen um die Yachties nach Schmerzmitteln zufragen.

Die Hand war stramm in blutige Lumpen gewickelt. Natürlich habe ich ihn sofort mit einer sehr hohen Dosis Schmermittel versorgt und nach 20 Minuten ging es ihm auch tatsächlich deutlich besser. Am nächsten Morgen sollte ihn ein Panga (kleines Holzmotorboot) zu einer nahen Insel mit einem kleinen Hospital bringen, aber bis dahin wäre die Wunde nicht weiter gereinigt oder versorgt worden. Daher haben wir ihn freundlich gedrängt, mich doch mal nachschauen zu lassen und soweit zu helfen wie es geht. Erst wollte er nicht sorecht, wohl aus Angst und Sorge darum unser Boot vollzubluten, aber nachdemauch sein Chief ein paar ermunternde Worte gesagt hatte, ist er mit mir zum Waschbecken gekommen. Der Schnitt war nicht lang, aber sehr tief und hatte offenbar eine kleine Arterie verletzt. Ich habe mein Bestes getan, alles zureinigen, zu desinfizieren und die Blutung mit einem sauberen Druckverband zustoppen. Aber falls Jemand, der mich sehr gut kennt, jetzt denkt ich hätte Spaß daran gehabt, oder es zumindest spanend gefunden, muss ich sagen: nein, nicht im Mindesten! Ich habe mich vor allem bemüht meinen Patienten meine Nervosität nicht spüren zu lassen und war heilfroh, das dass Nähen am nächsten Tag von richtigen Ärzten getan werden würde.



Nachdem wir versprochen hatten, später noch einmal nach ihm zu sehen, sind die Beiden zur Insel zurück. Auch wir sind kurz darauf, mit allen Mann an Land gefahren, haben uns die Hütten angesehen und die obligatorische Mola, eine landestypische Handarbeit, gekauft.

Ob es richtig war, den Verband später noch einmal zuwechseln, weiß ich nicht. Aber ich wollte sicher sein, dass die Finger gut genug durchblutet werden und es scheint auch nicht geschadet zu haben.


Am nächsten Tag wollten wir eh zu der dicht besiedelten Insel Coracon de Jesus, um dort Wasser und Gemüse zu bunkern. Da kein Panga auftauchte, das unseren Patienten befördern könnte, haben wir ihn morgens, kurzer Hand, an Bord geholt und zusammen mit seinem Freund Lisandro zum Hospital gefahren. Bevor es losgehen konnte, wurde es noch einmal richtig trubelig umuns herum. Dingis sausten zwischen den Schiffen umher; erst kam Allen zu uns, dann Susanne von SERENETY (Freunde aus Bocas, die mittlerweile neben uns geankert hatten), die Mutter der kleinen österreichischen Jungs, mit denen unsere Tags zuvor lange gespielt hatten, brachte ihre Kontaktdaten, damit wiruns im Pazifik auch ja wieder finden, und zum Schluss der Patient und Lisandro.

Endlich ging es Anker auf und keine zwei Stunden später wieder Anker nieder. Genau gegenüber dem Hospitale. Dann gab es großes Gesuche und Gerufe, bis schließlich ein Guna in der Bucht die Lage begriff, längsseits kam und den Patient an Land übersetze. Wir wollten ein Stückchen weiter an den kleinen Betonanleger der Insel, um Wasser zu tanken. Der war allerding schon ganz schön voll, weshalb wir schließlich, in dritter Reihe, längsseits an einem kleinen, kolumbianischen Frachter festgemacht haben. An Land zu gehen wurde daher zu einer heitern Kletterpartie und ich weiß nicht, wie die Männer es später geschafft haben, alle Einkäufe wieder heil an Bord zu bringen!
Bevor wir wieder an Bord gingen, haben wir noch unseren Patienten getroffen. Er strahlten glücklich von einem Ohr zum anderen: Die Hand war mit sieben Stichen genäht worden und würde wohl gut verheilen. Wie schön!



Am späten Nachmittag haben wir wieder losgemacht und sind zur nächsten Insel, Greenland, wo unsere britischen Freunde uns, und ihre Bestellungen, schon erwartet haben.


