Pami in der Werft

Fürs Erste haben wir es geschafft! Letzte Woche stand die Pami fünf Tage an Land und wir sind ganz knapp mit allen Projekten fertig geworden.

Endlich ist der neue Motor angekommen!

Das Wichtigste war ein neuer Steuerbordmotor und ein neuer Backbord-Saildrive, die uns im Rahmen der Gewährleistungsperiode von Oceanvolt gesendet wurden. Beide Teile hatten bereits in Tahiti nicht mehr perfekt funktioniert, aber uns trotzdem noch über 4000 Meilen das Fortkommen ermöglicht.

Vom Motor, bzw. dem Sensor obenauf, kam kein klares Signal mehr am Motorcontroller an, um die exakte Position des Rotors im Motor zu bestimmen. Diese ist nötig, damit die Spulen im Motor zum richtigen Moment aktiviert werden, damit der Motor effizient und leise dreht. Da das Signal seit letztem Juni urplötzlich nicht mehr exakt war, machte der Motor vermehrt Geräusche und verbrauchte auch mehr Energie. Kein kritischer Fehler, aber nicht so, wie es sein sollte. Wir tauschten nach und nach den Sensor und den Motorcontroller (Sevcon Gen 4 für die, die es gerne wissen möchten) und das Problem mit dem Signal war nicht zu beheben. Daher schickte uns Oceanvolt nun die neueste Motorgeneration und der Fehler war Vergangenheit!

Der Saildrive war auch noch aus der ersten Generation, mit einer Verlängerung der Welle verbaut. Da entstand auf Dauer mehr Spiel, als gut war, und er lief dann mit Geräuschen und mehr Leistung. Den anderen Saildrive hatten wir schon in Papeete gegen die neue, verbesserte und verlängerte Version getauscht. Nun haben wir beide Seiten auf dem neuesten Stand und die Standfestigkeit sollte kein Problem mehr sein.

Dies gehört zu unserem selbstgesetzten „Auftrag“, mit unsere Erfahrungen Oceanvolt zu helfen, die Systembestandteile für Blauwassersegeln zu optimieren. Und nun können wir zufrieden sein, dass wir unser Ziel erreicht haben. Unser System sollte nun eines der wenigen ausgereiften Elektro-Hybridsysteme auf einem blauwassertauglichen Katamaran sein.

Alle anderen, neuen Systeme, die überall angeboten werden, müssen diese Lernkurve noch erfahren, im wahrsten Sinne.

Da wir für das gesamte Oceanvolt System noch innerhalb der Fünfjahresgarantie waren, wurden beide Teile auch einigermaßen problemlos aus Finnland geliefert. Natürlich nicht ganz so schnell wie wir uns das gewünscht hätten, aber der gemeine Segler ist ja sehr trainiert im Warten auf Ersatzteile.

Sobald die Teile an Bord ware, haben wir den haul out Termin mit der Marina bestätigt und die übrigen Projekte organisiert. Das heißt, Termine mit dem Elektriker und dem Schiffsallrounder Craig von Lighthouse Shipprights gemacht, alles für den Unterwasseranstrich, sprich Antifouling, besorgt und mühsam das Klebevinyl für die graue Zierlinie, die rund um den Rumpf geht, ausfindig gemacht und schließlich, teilzugeschnitten gekauft.

Frühstück im Marinacafe, während die Pami an Land gestellt wird.

Montag morgen ging es los und da war auch schon klar, dass wir nicht die ganzen fünf Tage für den Anstrich Zeit haben würden: Nach Wochen mit wunderbarem Sonnenschein kündigte sich die nächste Regenphase an. Ausgerechnet jetzt!

Bislang haben wir das Antifouling-Streichen immer machen lassen, denn es ist wirklich eine Schweinearbeit: dreckig, giftig und Rücken schädigend. Aber hier sind Arbeitsstunden so teuer, gerade für einfache Hilfskräfte und Handwerker, und wir hatten gehofft, dass einmal rund die Wasserlinie reicht, dass wir einmütig beschlossen hatten, diesmal selbst zu rollern.

Es ging ja auch. Nach dreieinhalb Tagen waren wir fertig, aber ich konnte abends kaum noch kriechen… Erst schrubben, spritzen und schleifen, dann ein bis zwei Schichten Primer wo es abgeplatzt war und der Gelcoat durchschimmerte und dann mit ein, zwei oder drei Schichten Antifouling drüberrollern. Und zwar nicht nur die Wasserlinie, sondern den ganzen Rumpf!

Schleifen…
…Primer, zum Glück fast nur die Kiele…
…Antifouling streichen.

JD und Mel haben sich die ersten eineinhalb Tage mit Motor und Saildrive vergnügt und nebenbei noch die Propeller blank gescheuert und geschliffen, während Team Craig sich dem, völlig unerwarteten Schaden am rechten Ruderblatt gewidmet hat, bevor sie die, mittlerweile glänzenden Propeller mit Probspeed überzogen haben.

2/3 geschafft!

Mit dem Ruder hatten wir in Bora Bora einen Korallenkopf geknutscht, aber der Schaden sah beim Tauchen nur marginal aus. An Land zeigte sich aber, dass das Ruder, durch die nur münzgroße Macke, Wasser gezogen hatte, das nun langsam wieder raustropfte. Sie haben es also freigeschliffen, aufgebohrt, getrocknet und wieder remodeliert. Ein bisschen wie beim Zahnarzt, nur größer.

Das Ruder beim Zahnarzt

Auch die grauen Zierstreifen haben wir gerade noch geklebt bekommen – im letzten Abendlicht und bevor der große Regen kam.

Mittwoch war nicht mal Zeit zum Kochen, doch zum Glück ist Nicki eingesprungen und hat alle vier Kinder verköstigt und betreut!

Die französisch-australische Seglerfamilie haben wir vor drei Wochen hier kennengelernt und die vier Jungs verbringen seitdem jeden Nachmittag zusammen. Traurig, dass sie diese Woche zurück an Land, nach Sydney ziehen; wir haben ein paar sehr nette Abende zusammen verbracht!

Vertrautes Bild mit neuen Gesichtern.

Auch wir können hoffentlich bald raus aus der Marina und in den wärmeren Norden segeln. Habe ich den letzten Blog nicht mit „Wettertiefpunkt bei 15 Grad erreicht“ geschlossen? Nun, da ging noch was! 8 Grad nachts und 12 mit Nieselregen tagsüber. Scheußlich! Und nur mit den zwei Heizlüftern überhaupt zu ertragen.

Es gab genau zwei Tage in den letzten fünf Jahren, in denen wir nicht draußen im Cockpit Mittagessen wollten, und die waren heute und gestern…

Von den ganzen anderen Schönheitsreparaturen und Wartungsarbeiten berichte ich in einem nächsten Blog. Wenn auch wirklich alles fertig und wieder an Bord ist. Jetzt will ich lieben noch die erfreulichen Momente zeigen, die auch durch die kostenlosen Marinaautos möglich waren!

Streichelzoo im Wildlife Sanktuary… sooo weich!
Er hat sich sogar bewegt!
Spinosaurus Attacke!
Happy birthday mein Kleiner! Wir schön, dass Du bei Sonnenschein mit Freunden feiern konntest!

Und zum Schluss noch eine der vielen, australischen Organisationskuriositäten: Bier gibt es nur in den Alkoholshops und nur in Pappkartons. Müllcontainer für Flaschen und Recycling sind schwer zu finden und landen oft im Normalen Landfill. Nach einem halben Jahr haben wir, eher zufällig, herausgefunden, dass es durchaus ein Pfandrückgabesystem gibt. Man muss sich nur die Mühe machen, mit säckeweise leeren Flaschen zu so einer Station zu fahren, ewig zu warten bis ein Automat frei wird, um dann die siffigen Flaschen in die siffigen Laufbänder zu legen. Bähhh

Pfandflaschenrückgabestation

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s