Tag 8 Polynesien nach Australien

19. Nov, 6 Uhr Bordzeit. 190 nm südöstlich von Niue.
S 19’57,5 W 166’35,2. 15 kt TWS, 60‘ TWD, 6 kt COG, Kurs 280‘. (TWS: True Wind Speed, TWD: True Wind Direction, COG: Course Over Ground)

Das schlechte Wetter im Westen löst sich langsam auf. Wir müssen nicht mehr auf die Bremse treten und setzen vormittags den Genaker.

Voraus liegt das Beveridge Riff. Ein kleines Atoll, dessen Korallenring wohl nur etwas bei Niedrigwasser aus der Oberfläche ragt. Trotzdem hat es einen Pass und man kann, laut Jimmy Cornell, hinein fahren und drinnen Ankern. Das wäre doch mal was!
Eine Pause vom ewigen Wellenrauschen und Geschaukel, schwimmen gehen und vielleicht auch zwei, drei Langusten fangen – klingt traumhaft!

Könnte das denn klappen? Eine Ansteuerung ist natürlich nur bei bester Sicht möglich. Auf die Seekarten darf man sich, bei so einem Pünktchen im Nirgendwo, natürlich nicht verlassen. Augapfelnavigation ist das einzige, was Sicherheit bietet. Bleibt der Wind uns treu könnten wir gerade noch rechtzeitig dort sein. Versuchen wir es! Das Rennen beginnt und wird sich morgen Mittag entscheiden! Der Genaker bleibt über Nacht stehen, auch wenn die Freiwache dann womöglich für Manöver geweckt werden muss.

Als meine Wache beginnt, finde ich alles unverändert. Wenn der Wind noch ein bisschen zunimmt, könnten wir es noch schaffen. Der Käpt’n setzt als erstes nach dem Aufstehen die Genua dazu. Im Butterfly zischen wir jetzt mit 7,5 kt platt vor dem Wind dem Riff entgegen. Wir werden sehen, ob wir schwimmen, oder nur aus der Ferne winken können!

Am Beginn meiner Wache geschrieben:
Ich würde so gerne den Vollmond sehen, aber der verschwindet gerade hinter den Wolken am Horizont. Da ist er ja! Mit Silberfluss übers Meer! Mit Blick nach Norden, sitze ich quer auf dem Steuerstand, in meinem alten, violetten Jöppchen, das schon vor 15 Jahren über das Mittelmeer gesegelt ist, natürlich mit der grünen Mütze auf dem Kopf. Rechts geht die Sonne auf, links der Mond unter. Dazwischen die riesigen Weiten des Pazifik mit der winzigen Pami obenauf, die sechs Seelen in den Morgen hineinträgt. Wir sind ein Mikrokosmos, im unendlichen Blau unter den Gestirnen. Man möge mir verzeihen, aber da kann Einen schon mal das Pathos übermannen!

Tag 7 Polynesien nach Australien

Es fällt mir schwer, mich an irgendetwas nennenswertes zu erinnern. Wir sind in diesem Blauwasser Zeitloch angekommen, in dem man nur noch für den Augenblick lebt. Was man noch vor einer Stunde getan hat, ist nicht mehr wichtig und Zukunftspläne beschränken sich auf das Wetter und die nächste Mahlzeit.

Der Autopilot läuft die ganze Zeit auf Windsteuerung, trotzdem ziehen wir eine schnurgerade Kurslinie. Stabile 18 kt Wind aus NO, so kann es bleiben. Der Himmel bleibt hauptsächlich mit dicken Wolken verhangen und die See ist mal mehr und mal weniger rau.

Nachmittags ließt JD lange vor. Die Geschichte der „Seeadler“ und ihres Kapitäns im ersten Weltkrieg, hier im Südpazifik. Sehr unterhaltsam und gleichzeitig Geschichts– und Geographiunterricht für die Jungs. Außerdem tauschen wir uns täglich mit Earl und Diane von der Dunracin aus. Die beiden Australier sind ein paar Tage vor uns gestartet und segeln etwas südwestlich von uns Richtung Sydney.

Mittags gibt es Zucchinipasta und abends machen wir uns Pizza. Dazwischen wird noch Brot gebacken und die Kürbiskerne von vorgestern geröstete. So steht meistens, mindestens einer von uns in der Küche. Auch Paul hilft wacker mit, als er ganz alleine den schweren Hefeteig für eine der Pizzen ausrollt.

Die Nacht plätschert dahin wie der Tag. Nur Neptun randaliert mal wieder. Er hockt zwischen den Rümpfen und immer wenn ich endlich tief eingeschlafen bin, haut er mit voller Wucht ein, zwei mal, genau neben meinem Kopf, vor die Bordwand. Der alte Racker, das macht er, glaube ich, auch nur bei Katamaranen!

Tag 6 Polynesien nach Australien

Ruhig und friedlich. Konstanter Wind aus Ost, der langsamen von Süd nach Nord dreht. Wir sehen viel Regen, bleiben aber selber trocken. Morgens wird noch einmal gehalst, ab dann bleibt der Wind konstant bei 60 Grad also Ostnordost und für die nächsten 24 Stunden müssen wir die Segel nicht mehr anzufassen.

Schneller als 6 Knoten brauchen wir auch nicht zu sein, denn im Westen lungert noch ein weiteres Tief herum und das soll sich erst mal davon machen, bis wir kommen. An Bord stellt sich entspannte Routine ein. Man weiß, wer wann sein Schläfchen macht und wann Zeit zum spielen, kochen und plaudern ist. Die Bewegungen passen zur Stimmung. Harmonisch, im wiegenden Schritt der Seeleute, trippeln wir um einander herum. Richtig getanzt wird erst am Nachmittag: Der Käpt’n und die Kinder rocken zu Metallica und den Toten Hosen, da wird mal so richtig Energie abgebaut!

Es gibt weiter viel Obst und Carlos kocht Spaghetti Carbonara. Mmh!
Nachmittags schmeißen wir zum ersten Mal den Wassermacher an. Sehr beruhigend, wenn auch bei Seegang alles funktioniert und die Tanks wieder voll sind! Jetzt müsste es es nur noch ein bisschen weniger wolkig sein und endlich ein Tunfisch anbeißen, denn die Avocados sind reif!

Tag 4 und 5 Polynesien nach Australien

Tag 4

Ich bin spät dran den Blog zu schreiben, aber die Wellen luden gestern wirklich nicht zur Arbeit am Tablet ein.
Es war ruhig an Tag 4, wir sind viel motort. Zeit zum erholen. Das komplette Kontrastprogramm zum Tag davor und sehr willkommen. Auch wenn kein Wind auf einem Segelschiff natürlich eigentlich doof ist!
Wir saßen zum Sundowner auf dem Oberdeck, haben beim kochen zu spanischem Bosanova getanzt und ein köstliches Risotto verspeist. Erwartet wurde eine ebenso ruhige Nacht, meist unter Motor.

Man ahnt es schon, dem war nicht so… Es war für alle scheußlich. JD, Julie und Carlos hatten mit Gewittern zu kämpfen. Blitze überall am Horizont, Wind zwar nicht über 20 Knoten, aber natürlich aus der falschen Richtung! Immer wieder waren sie gezwungen, nach Süden abzudrehen, um dem schlimmsten auszuweichen. Wer sich unsere Kurslinie ansieht, könnte meinen, wir hätten mit Absicht die südlichen Cook Inseln angesteuert. Nein, nein, wir haben schon versucht sie soweit westlich wie möglich zu umfahren!

Die letzten Meilen dieses Versuchs blieben dann, leider, mir überlassen. Steuerbord ein fettes, tiefrotes Wolkengebilde auf dem Radar, bei dem man nie weiß wieviel Wind da drinsteckt, und Backbord Takatea Island. Ich musste immer an Pippi auf Takatuka denken, während ich total gestresst zwischen dem Chartplotter drinnen und der Backbordseite draußen hin– und hergetiegert bin. Endlich war es hell genug, dass ich die Insel sehen konnte! Wenn der Wind jetzt doch noch gedreht und zugenommen hätte, wären Kursänderungen längst nicht mehr so gruselig gewesen.

Letztlich ist bei mir alles ruhig geblieben, nur Regen, kein Wind und es war nur schade um die Aussicht. Der grau verregnete Morgen hat nämlich etwas das grandiose Schauspiel der tausende Seevögel vor der Insel verdorben. Die hatten offenbar ein Festmahl und überall um JaJapami herum hat es geplatscht und gespritzt, während kleine und mittelgroße Fische in hohem Bogen aus dem Wasser gesprungen sind und braune Boobys, Fregattvögel und Seeschwalben um die Beute gestritten haben.

Tag 5

Es ist grau und regnerisch und die See ist für meinen Geschmack, zu steil und zu konfus. Der Käpten sagt: ach was, das ist doch gar nicht so wild und außerdem ist der Wind dafür ziemlich gut!

Alle sind müde und verschwinden abwechselnd zu ausgiebigen Mittagsschläfchen. Unsere verschiedenen Wetterinformationsquellen zeigen endlich Entwarnung. Wir mussten nämlich längere Zeit damit rechnen, dass uns die fiese Schlechtwetterfront, durch die wir vor zwei Tagen schon durch sind, noch einmal, quasi im Rückwärtsgang, überrollen würde. Jetzt sieht es aber so aus, als würde uns ein direkter Kurs nach Westen wieder in die Sonne führen. 15 kt N N/O, wir sind nur unter Genua mit 6 kt unterwegs. Nicht super, aber auch nicht schlecht.

Jetzt ist die Zeit, wo all unser Obst reif wird. Erst die Bananen, dann die Papayas, Mangos und Ananas. Ein paar Tapfere werden wohl noch zwei Tage durchhalten, der Rest muss dringend gegessen werden. Danach kommen die Zitrusfrüchte und Äpfel und Birnen aus dem Kühlschrank. Zum Frühstück gabs heute einen Obstteller und die Kinder picken natürlich nur noch die schönsten Stückchen.

Zum Dinner wird der erste von drei Kürbissen geschlachtet. Dicke, cremige Suppe mit Kokosmilch, Ingwer und Kardamom und der Regen kann uns mal!
Seine beiden Kumpel mussten übrigens, aufgrund ihrer rollenden Eigenschaften, das Cockpit verlassen und hocken jetzt beim Bier, in der Gästedusche. Muss ich mal ein Foto von machen!

Tag 3 etwas erweitert Polynesien nach Australien

Tag 3 etwas erweitert

Tag 3

Es fing alles ganz friedlich an. Bei 8 bis 10 Knoten achterlichem Wind, haben wir den Genaker gesetzt und sind ein Weilchen butterfly, mit Genua rechts und Genaker, links dahingeglittene. Immer ein toller Anblick! Um auf Kurs zu bleiben, kam die Genua dann doch weg. Wir mussten weiter nach Süden um einer drohenden Front auszuweichen. Met–Bob, unser Wetter–router hatte von einzelnen Wetterzellen geschrieben, die durchaus ungemütlich werden könnten. Eine echte Untertreibung, muss man jetzt sagen!

Wir waren gewarnt, alles war sicher verstaut und verschlossen, der Genaker zurück in seiner Segelbox und die Genua gerefft, als es gegen 17 Uhr losging. Erst kam der Platzregen, dann mit 36 kt drehenden Winde, sprich 8 Windstärken. Ich habe Böen bis 44 kt gesehen und die See hat sich natürlich auch ordentlich aufgebaut! Nur mit einem Fetzchen Genua, sind wir in die Nacht hinein, dadurch gebuckelt. Die Männer immer wieder kurz raus ans Steuer, weiter gerefft oder den Autopilot unterstützt, wir Frauen drinnen bei den Kinder, vor der Windanzeige, oder im Türrahmen, meist schweigend im Angesicht der Naturgewalten und des Lärms.

Nach zwei Stunden war der größte Spuk vorbei. Alle lachen sich etwas zittrig an: „War doch gar nicht so schlimm, oder?“
Vielleicht war es das auch nicht. Die Pami kann das auf jeden Fall locker abwettern. Nicht gefährlich, aber furchtbar aufregend — das brauchen wir sicher nicht noch einmal!

Die Anderen haben es tatsächlich danach noch geschafft, das bereits aufgetaute Fleisch zu braten. Etwas skurril, nach so einem Sturm, Rinderfilet im Blätterteigmantel zu essen — aber köstlich!

In der Nacht ist der Wind komplett eingeschlafen und als ich zu meiner Wache kam, war die See spiegelglatt und wir dümpelten mit zwei Knoten dahin. Backbord voraus waren Lichter zu sehen. Ein Boot hier draußen bei uns? Nicht irgendein Boot, berichtet mir Julie ganz aufgeregt. Das alte, rußspuckende Kreuzfahrtschiff, das in Papeete monatelang vor uns gelegen hat! Wenn das mal kein Zeichen des Abschieds aus Polynesien ist, das da langsam am Horizont verschwindet! Und sein Name ist natürlich „Wind Spirit“!

Tag 2 und 3 Polynesien nach Australien

Tag 2

Der Wind lässt nach und dreht auf NO. Die See wird ruhiger.
Wir denken immer mal an eine Halse, am Ende ist das aber doch nicht nötig, denn ein bisschen weiter nach Süden kann nicht schaden. Eine Halse auf der Pami, dass heißt den Hintern durch den Wind und die Segel auf die andere Seite bringen, ist bei moderatem Wind keine große Sache. Wir können, mit Traveller und Großschot, den Baum schön mittig fixieren, so dass das Großsegel nicht mit einem lauten Knall auf die andere Seite haut, sondern nur mit einem leisen „Flapp“ einfach umschlägt.

Nachmittags sehen wir auf dem Satellitenbild, weit nordwestlich von uns, eine Gewitterfront. Sieht nicht so aus, als würde sie uns streifen, aber wer weiß. Vorsorglich werden zur Nacht die großen Deckskissen reingebracht, der kleine Kräutergarten sicher verstaut und am Ende auch das Groß eingeholt. So können alle auf Freiwache ruhig schlafen. Besser so, auch wenn wir jetzt nur noch 4 bis 5 Knoten mit der Genua machen.

Mittags haben wir noch mal JDs köstliche Bolognese zum aufwärmen und abends gibt es griechischen Salat mit frischem Brot. Einige Tomaten und Gurken müssen dringend weg.

Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen. Die Nacht war sehr ruhig, es gab nur einen kleinen Schauer. Um 5 Uhr, im ersten Licht des Tages, habe ich Carlos abgelöst. Meine Familie zu finden, ist wie Ostereier suchen: wer hat denn wohl diesmal wo geschlafen? Paul liegt unübersehbar im Salon, auf dem Sofa ausgebreitet. JD findet sich alleine im Kinderbett, denn Michel hat wohl mitten in der Nacht beschlossen, sich ein bisschen mit Julie am Steuerstand zu unterhalten. So schläft er tief, in die grüne Wolldecke gekuschelt, neben Carlos, als ich komme. Schönes Bild.

Tag 3

Es fing alles ganz friedlich an. Bei 8 bis 10 Knoten achterlichem Wind, haben wir den Genaker gesetzt und sind ein Weilchen butterfly, mit Genua rechts und Genaker, links dahingeglittene. Immer ein toller Anblick! Um auf Kurs zu bleiben, kam die Genua dann doch weg. Wir mussten weiter nach Süden um einer drohenden Front auszuweichen. Met–Bob, unser Wetter–router hatte von einzelnen Wetterzellen geschrieben, die durchaus ungemütlich werden könnten. Eine echte Untertreibung, muss man jetzt sagen!
Wir waren gewarnt, alles war sicher verstaut und verschlossen, der Genaker zurück in seiner Segelbox und die Genua gerefft. Erst Platzregen, dann 36 kt drehender Wind. Ich habe Böen bis 44 kt gesehen und die See hat sich natürlich auch ordentlich aufgebaut! Nur mit einem Fetzchen Genua, sind wir in die Nacht hinein dadurch gebuckelt.
Nach zwei Stunden war der Spuk vorbei. Die Anderen haben es tatsächlich noch geschafft, das aufgetaute Fleisch zu braten. Etwas skurrile, nach so einem Sturm, Rinderfilet im Blätterteigmantel zu essen — aber köstlich!

Tag 1 Polynesien nach Australien

15-18 kt Wind aus SO, 2 m hohe, kurze, struppige Welle.
Schon okay, für einen ersten Tag auf See. Für die Menschlein an Bord nicht gerade ein sanfter Einstieg, aber die Segler freuen sich über 8 kt Fahrt über Grund.

Paul ist glücklich, er darf zum ersten Mal den Herrn der Ringe hören und nimmt die Stöpsel nur zum Essen aus den Ohren. Michel schläft den halben Tag und abends ist ihm immerhin schon ein Seebein gewachsen.
Zwei Pannen passieren, weil wir schon sehr lange nicht mehr mit so einer seitlichen See gesegelt sind: Backbord sind alle Luken auf, als zwei Wellen brechen und überkommen! Blöder Fehler… Carlos, dem das Schaukeln gar nichts ausmacht, wischt zwei Bäder und unseren Koijenboden trocken.
Außerdem legt ein schlecht gestautes Einmachglas einen erstaunlichen Stunt hin und kickt ein Weinglas aus dem Regal in den Niedergang. Tausend Scherben bei Seegang von der Treppe putzen ist auch echt kein Spaß!

Ansonsten sind wir ziemlich gut drauf. Endlich unterwegs zu sein, überwiegt alle Unpässlichkeiten und abends kochen wir uns einen riesen Pott Gemüsesuppe. Unter Groß und Genua kommen wir problemlos und ohne zu Reffen durch die Nacht.

Wir warten…

Das Rigg ist repariert. Wir hatten uns vom südlichen Ankerplatz zum Hauptort der Insel verholt, um dort den Mastroller abzuholen, auszuklarieren und noch mal frische Vorräte zu bunkern.

Genakerfall ohne Mastroller. Auch der Laie sieht, dass hier was nicht stimmt.

Das Päckchen sollte angeblich am Flughafen auf uns warten. Also hat sich Julie früh morgens mit der, wenigstens kostenlosen, Flughafenfähre auf den Weg gemacht. Der Trip war immerhin sehr malerisch, aber leider völlig sinnlos. Denn auch das Paket hatte, bereits am Vortag, die selbe Fähre genommen und wartete im Büro direkt neben der Pami. Nun denn, Hauptsache es ist überhaupt angekommen!

Tja, was nehmen wir bloß an Obst mit? Bananen???

Zum Einkaufen war es auch nicht der perfekte Tag. Das Versorgungsschiff war noch nicht da, daher waren die Eier aus und das Gemüse ziemlich traurig. Wäre auch nicht weiter schlimm gewesen – aber dass das Ausklarieren unter Covidbedingungen dermaßen schwierig ist, das ist großer Mist!

Carlos im Mast

Mittlerweile schwoien wir wieder an einer Boje im türkisen Paradies. Gestern morgen ist Carlos in den Mast und hat die neue Rolle installiert. Das Fall läuft wieder wie geschmiert. Wir können los. Und wir wollen los! Aber der Amtsschimmel schlurft langsam vor sich hin. JD und Julie telefonieren und emailen sich die Finger wund, um Pami und Crew aus Polynesien loszueisen. Zehn mal habe ich sie heute schon ins Telefon „JaJapami“ buchstabieren hören und es ist erst Mittag!

Daumen drücken ist angesagt!

Glückliche Frösche
Propeller ist sauber! JD bearbeitet noch die Wasserlinie.

Hier am Ankerplatz haben wir noch überraschend alte Freunde getroffen und sind mit Manta Rochen und Haien geschnorchelt. Es wird auch vortrefflich gekocht und wunderbar ruhig geschlafen. So richtig schlimm ist es also nicht. 😉

Was habe ich mich, beim letzten Dinner in Polynesien, über dieses großartige Poisson crue gefreut!

Erlösendes p.s.: Es ist 17 Uhr und wir sind ausklariert!!!! Auf den allerletzten Drücker vor dem Feiertag morgen und dem langen Wochenende. Morgen früh kann es losgehen!!!

Manuia und Nana!

Viel action in Bora Bora

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Die letzten zwei Tage waren echt anstrengend. Schaden am Rigg, personelle Veränderungen und ein Unfall. Trotzdem sind wir noch im Zeitplan und können bald los!

Die Australier sind gestern, spontan aber nicht unerwartet, doch noch von Bord gegangen. Sie haben einen günstigen Flug gefunden und weil ihnen die Zeit jetzt doch sehr drängte und wir sie nicht wirklich brauchen, war die Entscheidung schnell gefällt. Es ist gut so wie es ist.

Die Probleme mit dem Rigg dagegen sind echt ärgerlich! Der Rigger, der in Papeete noch mal alles überprüft hat, hat schlicht weg übersehen, dass der Mastroller, über den das Genakerfall läuft, zu klein für das neue Fall (Tau, Leine) war. (In Wirklichkeit ist es komplizierter, aber das erspare ich Euch.) Die Männer haben auf jeden Fall Vorgestern Stunden lang oben und unten am Mast gearbeitet und schließlich einen neuen Roller in Papeete bestellt. Der ist auch schon auf Bora angekommen und kann später von uns abgeholt und eingebaut werden.

Mit so einer Aktion haben wir hier eigentlich nicht mehr gerechnet. Wie gut, dass wir durch den langen Schlag nach Bora noch mal alle Segel und Systeme testen konnten und hier genügend Zeit für so eine Reparatur haben!

Und dann hatte Paul, der Unglückswurm, noch einen kleinen Unfall. Beim abendlichen Toben hat er eine offene Decksluke übersehen, ist mit einem Bein versunken und aufs Kinn geknallt. Zum Glück sind die Zähne heil geblieben und die Löcher in der Lippe sind schon halb verheilt. Nicht schön, man man man.

Heute ist dagegen ein wunderbar ruhiger Tag im Paradies. Alle Nerven, Lippen und Gemüter können sich erholen. Es wird gemütlich ein bisschen geputzt, gekocht und viel schwimmen gegangen. Nach vier Tagen hartnäckigem Unterwassergeschabe, ist es mir gelungen den Backbord Propeller wieder so sauber zu bekommen, dass er sich wieder vollständig falten kann. Das macht glücklich!

Moorea nach Bora Bora

Alle sind früh raus aus den Kojen in Moorea. Auf die Frage: „Wie hast du geschlafen?“ kommt ein einhelliges „Wie ein Stein!“, wahlweise auf englisch, deutsch, französisch oder spanisch.

Nach dem ersten Schwimmen und Frühstück, gehts ans putzen. Auf den ersten Meilen haben die Motoren zu viel Energie verbraucht. Im trüben Hafenwasser sahen die Propeller für mich eigentlich ziemlich sauber aus, aber hier erkennen wir, dass sie doch ganz schön bewachsen sind. Dafür sind die Opferanoden noch super in Schuss und müssen nicht getauscht werden.

Das neue Antifouling ist, erwartungsgemäß, fast ganz sauber. Wir streicheln der Pami nur vorsichtig über den Bauch und das kleine bisschen Bewuchs rieselt einfach runter. Natürlich wird auch das winzige Schaufelrad, zum messen der Geschwindigkeit durchs Wasser, akribisch gereinigt, dennoch ist es bis zum nächsten Nachmittag blockiert. Naja, das ist nichts neues und erledigt sich meist von selbst.

Um 10 Uhr gehts los. Wir hoffen wieder auf Wind und wieder bleibt er aus. Kaum sind wir aus der Abschattung Mooreas raus, wird auch noch die See ekelig. Die halbe Crew kämpft mit leichtem bis mittlerem Unwohlsein – Spucken muss zum Glück keiner. Das Mittagskochen überlasse ich nach der Hälfte Alex, ich muss an die Luft und den Horizont angucken!

Kochen für Acht ist übrigens nicht besonders schwierig. Die Mengen die wir brauchen, passen problemlos in unsere Utensilien. Nur der neue, größere Topf, der war wirklich nötig.

Nachmittags frischt endlich der Wind auf. Wir können den Genaker setzen, der uns, langsam aber stetig, durch die Nacht und bis zum nächsten Nachmittag trägt. Die letzten 20 Meilen bis Bora Bora, müssen wieder die Motoren ran.

Spannend wird es, als wir durch einen Schwarm Seevögel kommen: alle starren gebannt auf die neuen Schleppangeln, die Alex organisiert hat. Und tatsächlich beißt ein Tunfisch an! Abendessen für acht ist gesichert!

Noch spannender: Routine Check im Motorraum. Literweise Wasser schwappt am Boden. Ach du Sch…! Carlos ist der erste unten und diagnostiziert nach fachmännischem Geschmackstest: Salzwasser. Mir rutscht das Herz in die Hose. Ich dachte zuerst an die vermaledeite Decksdusche. Nicht toll, aber auch nicht so schlimm. Dann ändert sich das Licht und ich kann die Tropfspur verfolgen. Es ist die Dusche! Das Salz im Wasser ist nur alter Bodensatz und Schweiß. Puh, Schwein gehabt. Nach 10 Minuten ist alles abgepumpt, getrocknet und wieder gut.

Jetzt schaukeln wir friedlich (und vollgefressen) an einer Boje in Bora Bora und ich sage gute Nacht.