Es fällt mir schwer, mich an irgendetwas nennenswertes zu erinnern. Wir sind in diesem Blauwasser Zeitloch angekommen, in dem man nur noch für den Augenblick lebt. Was man noch vor einer Stunde getan hat, ist nicht mehr wichtig und Zukunftspläne beschränken sich auf das Wetter und die nächste Mahlzeit.
Der Autopilot läuft die ganze Zeit auf Windsteuerung, trotzdem ziehen wir eine schnurgerade Kurslinie. Stabile 18 kt Wind aus NO, so kann es bleiben. Der Himmel bleibt hauptsächlich mit dicken Wolken verhangen und die See ist mal mehr und mal weniger rau.
Nachmittags ließt JD lange vor. Die Geschichte der „Seeadler“ und ihres Kapitäns im ersten Weltkrieg, hier im Südpazifik. Sehr unterhaltsam und gleichzeitig Geschichts– und Geographiunterricht für die Jungs. Außerdem tauschen wir uns täglich mit Earl und Diane von der Dunracin aus. Die beiden Australier sind ein paar Tage vor uns gestartet und segeln etwas südwestlich von uns Richtung Sydney.
Mittags gibt es Zucchinipasta und abends machen wir uns Pizza. Dazwischen wird noch Brot gebacken und die Kürbiskerne von vorgestern geröstete. So steht meistens, mindestens einer von uns in der Küche. Auch Paul hilft wacker mit, als er ganz alleine den schweren Hefeteig für eine der Pizzen ausrollt.
Die Nacht plätschert dahin wie der Tag. Nur Neptun randaliert mal wieder. Er hockt zwischen den Rümpfen und immer wenn ich endlich tief eingeschlafen bin, haut er mit voller Wucht ein, zwei mal, genau neben meinem Kopf, vor die Bordwand. Der alte Racker, das macht er, glaube ich, auch nur bei Katamaranen!