Tag 4
Ich bin spät dran den Blog zu schreiben, aber die Wellen luden gestern wirklich nicht zur Arbeit am Tablet ein.
Es war ruhig an Tag 4, wir sind viel motort. Zeit zum erholen. Das komplette Kontrastprogramm zum Tag davor und sehr willkommen. Auch wenn kein Wind auf einem Segelschiff natürlich eigentlich doof ist!
Wir saßen zum Sundowner auf dem Oberdeck, haben beim kochen zu spanischem Bosanova getanzt und ein köstliches Risotto verspeist. Erwartet wurde eine ebenso ruhige Nacht, meist unter Motor.
Man ahnt es schon, dem war nicht so… Es war für alle scheußlich. JD, Julie und Carlos hatten mit Gewittern zu kämpfen. Blitze überall am Horizont, Wind zwar nicht über 20 Knoten, aber natürlich aus der falschen Richtung! Immer wieder waren sie gezwungen, nach Süden abzudrehen, um dem schlimmsten auszuweichen. Wer sich unsere Kurslinie ansieht, könnte meinen, wir hätten mit Absicht die südlichen Cook Inseln angesteuert. Nein, nein, wir haben schon versucht sie soweit westlich wie möglich zu umfahren!
Die letzten Meilen dieses Versuchs blieben dann, leider, mir überlassen. Steuerbord ein fettes, tiefrotes Wolkengebilde auf dem Radar, bei dem man nie weiß wieviel Wind da drinsteckt, und Backbord Takatea Island. Ich musste immer an Pippi auf Takatuka denken, während ich total gestresst zwischen dem Chartplotter drinnen und der Backbordseite draußen hin– und hergetiegert bin. Endlich war es hell genug, dass ich die Insel sehen konnte! Wenn der Wind jetzt doch noch gedreht und zugenommen hätte, wären Kursänderungen längst nicht mehr so gruselig gewesen.
Letztlich ist bei mir alles ruhig geblieben, nur Regen, kein Wind und es war nur schade um die Aussicht. Der grau verregnete Morgen hat nämlich etwas das grandiose Schauspiel der tausende Seevögel vor der Insel verdorben. Die hatten offenbar ein Festmahl und überall um JaJapami herum hat es geplatscht und gespritzt, während kleine und mittelgroße Fische in hohem Bogen aus dem Wasser gesprungen sind und braune Boobys, Fregattvögel und Seeschwalben um die Beute gestritten haben.
Tag 5
Es ist grau und regnerisch und die See ist für meinen Geschmack, zu steil und zu konfus. Der Käpten sagt: ach was, das ist doch gar nicht so wild und außerdem ist der Wind dafür ziemlich gut!
Alle sind müde und verschwinden abwechselnd zu ausgiebigen Mittagsschläfchen. Unsere verschiedenen Wetterinformationsquellen zeigen endlich Entwarnung. Wir mussten nämlich längere Zeit damit rechnen, dass uns die fiese Schlechtwetterfront, durch die wir vor zwei Tagen schon durch sind, noch einmal, quasi im Rückwärtsgang, überrollen würde. Jetzt sieht es aber so aus, als würde uns ein direkter Kurs nach Westen wieder in die Sonne führen. 15 kt N N/O, wir sind nur unter Genua mit 6 kt unterwegs. Nicht super, aber auch nicht schlecht.
Jetzt ist die Zeit, wo all unser Obst reif wird. Erst die Bananen, dann die Papayas, Mangos und Ananas. Ein paar Tapfere werden wohl noch zwei Tage durchhalten, der Rest muss dringend gegessen werden. Danach kommen die Zitrusfrüchte und Äpfel und Birnen aus dem Kühlschrank. Zum Frühstück gabs heute einen Obstteller und die Kinder picken natürlich nur noch die schönsten Stückchen.
Zum Dinner wird der erste von drei Kürbissen geschlachtet. Dicke, cremige Suppe mit Kokosmilch, Ingwer und Kardamom und der Regen kann uns mal!
Seine beiden Kumpel mussten übrigens, aufgrund ihrer rollenden Eigenschaften, das Cockpit verlassen und hocken jetzt beim Bier, in der Gästedusche. Muss ich mal ein Foto von machen!