Tikehau ist ein Atoll ganz im Westen der Tuamotus. Nicht besonders groß, aber immerhin kann man die Motus auf der gegenüberliegenden Seite des Ringriffs nur an ganz klaren Tagen erkennen.
Kommt man durch den einzigen Pass des Atolls, stehen direkt links einige Häuser, die von einer Fischer Familie bewohnt werden. Eingerahmt von zwei Mini-Pässen, die wie flache, stark fliesende Flüsschen wirken, liegt daneben ein ausgesprochen malerisches Inselchen, auf dem Yannik eine Wellblechhütte und einen Wassertank errichtet hat. Hier wohnt er zum Copra machen und Fischen. Sein richtiges Haus steht in dem kleinen Dorf, auf dem größten Motu des Atolls.
Yannik ist der angeheiratete Cousin von Helmer, und Helmer, der Columbianer, ist ein Taucher-Freund von „unserem“ Geri, der hier lebt und uns erwartet hat.

So kamen wir also gleich in den Genuss, von Freunden begrüßt und hier herumgeführt zu werden. Helmer arbeitet für die Tauchschule, verbringt aber viel Zeit bei Yannik und hilft wo er gebraucht wird.
Gleich an einem der ersten Abende, wurden wir zum polynesischen Barbecue eingeladen! Großartig! Während wir friedlich am Anker schaukelten, mit Frühstück und Schule beschäftigt, sind die beiden zum Aussenriff getuckert und haben, mal eben, ein Duzend kleine Rifffische gefangen.
Speerfischen heisst, mit Armbrustähnlichem Gerät zu jagen – selbstverständlich ohne Tauchequipment. Man muss also ordentlich lange die Luft anhalten können, sehr zielsicher sein, und seinen Fang, furchtlos vor den zahlreichen Haien, zurück ins Boot befördern. Ist der Fisch zu groß und stark, zieht er den Pfeil mit der Leine und allem was daran häng in die Tiefe. In der Regel ist das die Abschussvorrichtung; also ein teurer Verlust. Läuft es irgendwie dumm, hängt auch der Taucher mit dran und dann kann es gefährlich werden. Wir haben schon viele Segler, Männer, Draufgänger, langes Tauchergarn spinnen hören, was sie dabei so erlebt haben.
Mir würde das wohl auch Spaß machen, allerdings schreckt mich die Vorstellung, mit einem blutenden Fisch in der Hand, durch ein Meer voller Haie – nur bildlich gesprochen – zu meinem Boot schwimmen zu müssen dermaßen, dass ich es dann doch lieber bleiben lasse.
Nun, Yannik hat damit offenbar keinerlei Probleme. Klar, er stammt ja auch von hier. Vermutlich würde er dafür niemals die B7 ohne Ampel überqueren!
Die Fische kommen auf einen selbstgebastelten Riesenrost, über ein heruntergebranntes Feuer am Strand. Gleichzeitig werden die großen, grünen Brotfrüchte in die Asche gelegt. In einer unglaublich kurze Zeit wird Kokosmilch hergestellt: die braunen, halb verrottet aussehenden Nüsse werden auf einen Metallpin aufgespießt und die faserige Hülle abgerissen und -gehebelt. Die eigentliche Nuss wird nun mit der Machete halbiert und mit einem interessanten Metall-draufsitz-Raspeler, zu Brei geschabt. Den Brei fluchs in einem Tuch ausdrücken, und voila, frische Kokosmilch für Poissont Crue ist fertig! Rohen Papageifisch in Limone garen, Tomate, Gurke, Zwiebel und Kokosmilch dazu: fertig ist das Nationalgericht von Polynesien!

Leider sind beide Jungs gerade in einer totalen anti-Fisch Phase… auch diese wunderbare Brotfrucht in Kokosssauce, mag von uns nur ich. So müssen die Lütten von mitgebrachtem Reis und Sojasauce Sattwerden, während wir in Fisch schwelgen!
Mehr als zehn Segler sind nicht in Tikehau. Die meisten haben wir schon kennengelernt: beim ersten Grillen ein Norwegisch-Französich/Polynesiches Paar, etwas jünger als wir; SOUL REBEL mit der zweijährigen Chloe, die schon seit Jahren hier sind und sehr nett und hilfsbereit; der drahtige Franzose; das australische, junge Pärchen; die spanischen Musiker, die zu viert auf einem kleinen Monohull hausen und die älteren Amerikaner, die pausenlos angeln.
Alles in allem ein sehr netter Trupp, der beim zweiten Barbecue auf Yanniks Motu, fast vollständig anwesend war!
Ryan, der junge Vater von der Soul Rebel, hat einiges Verständnis für Generatoren und ist sehr interessiert an unserem Antrieb. Gleich in den ersten Tagen hat er mit JD zusammen im Motorraum rumgeschraubt, und versucht den Fehler für die neuerlichen Überhitzungen unseres Mist-Generators zu finden. Leider war es nicht der Thermostat – und mittlerweile macht sich ein Wärmetauscher aus Deutschland, auf den langen, beschwerlichen Weg zu diesem Südseeatoll. Ich staune immer wieder, was nötig und auch möglich ist, um ein Boot, in diesem abgelegenen Teil der Welt, zu reparieren!
Wir üben uns derweil weiter im Energiesparen. Würde ständig die Sonne auf unsere Solarpaneele scheinen, müssten wir uns kaum Gedanken machen. Aber es ist Regenzeit in diesen Breitengraden, und drei Tage dicke Wolken und Regen, ist nicht ungewöhnlich. Sieht man mal von Pamis Batterieladestatus ab, ist das auch ganz gut so. 30-34 Grad ist verflixt warm und der ständig nötige Sonnenschutz für unsere kleine, blonde Familie, kann ganz schön anstrengend werden, wenn man ihn immer und immer wieder den spielfreudigen, kindlichen Gemütern erklären muss.
Den Jungs geht es übrigens super hier! Sie werden es nicht müde, in diesem warmen, klaren Wasser und an den Korallensandstränden zu spielen. Es gibt wenig Streit und sie scheinen auch keine anderen Kinder zu vermissen. Unser Fünfjähriger hat seinen Nachmittag heute mit Haie-Necken verbracht (von Land aus 😉 – schon ein bisschen cool, oder?
Noch eine Anekdote zum Abschluss: Kleine, mehr oder weniger braune Mischlingshunde, gibt es hier überall. Zwei natürlich auch auf Yanniks Motu. Anfangs habe ich mich gewundert, warum die beiden Streuner weite Strecken schwimmend und über kleine Sandbänke watend, bis zur Grenze in tiefere Wasser unterwegs waren. Was wollen Hunde da? Die Aussicht genießen? Von Wegen! Die wollen Haie jagen! An Land gibt es ja nichts ausser Krabben, will man als Hund also ein bisschen Spass haben, muss man schon ins Wasser gehen!
Als wir beim Grillen, die Gräten ins flache Wasser um die Insel geworfen haben, kamen die vielleicht ein Meter großen Black Tips ganz nahe und die Hunde hatten ihre Show: sie sind in Wasser gespritzt, auf den nächste Hai los, und haben ihn mal ordentlich durchs Wasser gescheucht! Unglaublich, mit welcher Kraft und Geschwindigkeit sich dieser kleine Hai durch so flaches Wasser gearbeitet hat! Von Schwimmen konnte keine Rede sein, er war höchsten zur Hälfte in Wasser, dennoch kam er irgendwie schneller voran, als der kleine Mischling, der ihm auf den Färsen war. Endlich tiefes Wasser – und schwups weg war er. Gut so für alle, denn schon mal werden die Hund auch von den Haien verletzt und das möchte natürlich niemand.